Ich bin der Pfiffi-Fuchs. Manche behaupten, ich bin ein kleiner Unhold, der in deinem Gehirn lebt. Aber keine Sorge, ich bin ein Guter und versuche, dich beim Lernen zu unterstützen. Es ist meine Aufgabe, die Informationen, die du über deine Sinne aufnimmst, zu verarbeiten, einzuordnen und zu speichern. Normalerweise mache ich diese Aufgabe mit Freude, nur leider machst du mir das Leben oftmals richtig schwer.
Ich bin mal direkt. Ich weiß sonst nicht, wie ich dich dazu bringen kann, endlich das Richtige zu tun: Einige deiner Lernstrategien beleidigen meinen Intellekt. Ich betreibe dein Gehirn. Das beste Speichermedium der Welt. Ich kann Informationen besser, schneller und genauer verarbeiten als jeder Computer. Und dann verschwendest du meine Zeit mit Techniken wie Durchlesen und Markieren. Oje, oje, oje.
Lesen und Markieren ist sinnlos
Ich erkläre dir mal, wie ich mich dabei fühle. Du liest ein Kapitel in einem Buch. Beim ersten Mal finde ich das noch spannend. Es ist neu für mich und neue Sachen faszinieren mich. So weit, so gut. Ich mache mir eine Notiz in deinem Gehirn, bezeichne ihn als ›guter Text‹ und speichere erst mal die wichtigsten Infos ab. Nun möchtest du mir die Wichtigkeit der Information verdeutlichen und wiederholst den Vorgang. Das ist an sich eine tolle Idee. Wiederholungen sind für mich ein super Signal, damit ich weiß: Diese Information ist wichtig für dich.
Jetzt kommt aber das Schlimme. Du liest es dir einfach noch mal durch. Da fasse ich mir an den Kopf und denke: »Mensch, wir haben das schon mal gelesen.« Durch Langeweile signalisiere ich dir mein Unverständnis. Teilweise verweigere ich dann die Informationsaufnahme, damit du endlich siehst, wie ineffizient deine Methode ist. Aber irgendwie interpretierst du das falsch. Du denkst ich bin dumm, kann nicht lernen und stempelst mich als fiesen Unhold ab. Das ist völliger Quatsch! Ich bin auf deiner Seite.
Ich kann lernen
Ich bin nicht zu dumm fürs Lernen. Wir haben zusammen Laufen, Sprechen und Rechnen gelernt. Das ist viel schwieriger als sich die Fakten und Konzepte aus deinen Schulbüchern einzuprägen. Mein Problem ist: Ich bin zu intelligent für deine Lernstrategien. Fordere mich doch einfach mal!
Dieses Markieren stellt ehrlich gesagt eine Luftnummer-Lerntechnik dar. Was bringt dir das Markieren von wichtigen Wörtern? Nur weil du ein Wort mit einem rosa Textmarker anstreichst, bedeutet es nicht, dass es für mich sofort wichtig ist. Erst wenn du mir den Auftrag gibst, etwas damit anzufangen, werde ich wach und habe Freude daran, Problemstellungen zu lösen. Dann speichere ich die Informationen spielend und ganz nebenbei ab.
Du fragst dich jetzt, wie du es besser machen kannst? Um diese Frage zu beantworten, stelle ich dir nun den besten Weg vor, den ich kenne.
Geschichten merke ich mir sehr gut
Um dir diese fantastische Lernstrategie mitzugeben, reicht es nicht, wenn ich sie nur erzähle. Lernen funktioniert am besten mit bunten Geschichten, die einen zum Schmunzeln bringen.
Diese Geschichte hat sich im Jahr 1920 ereignet.Vielleicht kennst du den Begründer der Quantenphysik. Er heißt Max Planck. Seine Forschungen zu dem nach ihm benannten ›planckschen Wirkungsquantum‹ sind so bahnbrechend, dass er dafür im Jahr 1919 den Nobelpreis für Physik erhielt. Nach der Verleihung machte er eine große Vortragstour durch ganz Deutschland.
Max Planck und sein Chauffeur
Er hatte einen Chauffeur, der ihn umherfuhr und jeden Vortrag mit anhörte. Da Max Planck in jeder Stadt den gleichen Vortrag hielt, konnte der Chauffeur ihn nach ein paar Monaten auswendig. Daraufhin sagte er scherzend zu Max Planck, dass er den Vortrag jetzt selbst halten könnte.
Planck fand die Idee hervorragend. Da ihn in München niemand kannte, tauschten sie die Rollen. Der Chauffeur hielt den Vortrag exakt so wie er ihn hundertmal vorher von Max Planck gehört hatte. Nach dem Vortrag hatte dann ein Münchener Professor eine Frage. Der Chauffeur antwortete daraufhin: »Die Frage ist so einfach. Ich werde meinen Chauffeur bitten, sie zu beantworten.« Das war super schlagfertig, dennoch konnte er selbst die Frage nicht beantworten. Denn der Chauffeur hatte zwar die Vorträge von Max Planck gehört und konnte sie wiedergeben. Er hatte seinen Pfiffi-Fuchs aber nicht dazu animiert, das Wissen zu verstehen.
Viel zu oft führen deine Lernstrategien zu Chauffeurwissen, indem du mit mir Fakten auswendig lernst, ohne darüber nachzudenken. Das dauert aber viel zu lange und ist nicht nachhaltig. Ich bin gelangweilt und unterfordert. Denk einfach mal drüber nach. Wie fühlst du dich, wenn du denselben Vortrag hundertmal hören musst und das Thema immer noch nicht durchdrungen hast?
Schrecklich, oder? Daher brauchen wir eine Methode, mit der ich einfach zu Max-Planck-Wissen gelangen kann. Dies ist die vierstufige Feynman-Methode. Sie funktioniert wie folgt:
Mehr Lernfreude und gute Noten
Im ersten Schritt beschäftigst du dich mit einem Thema. Du liest es dir durch. Auch wenn du es noch nicht vollständig verstanden hast, versuchst du, es dir selbst oder einer anderen Person zu erklären. Versuche dabei, den Sachverhalt so einfach wie möglich zu erklären. Es geht nicht darum, alles auswendig zu lernen, vielmehr testest du mich, wie viel ich bereits verstanden habe. Ich liebe Herausforderungen und du solltest mir eine Chance geben. Lass mich dir zeigen, was ich alles kann, indem wir gemeinsam Sachverhalte durchdenken.
Während des Erklärens merkst du, welche Wissenslücken ich noch habe. Diese notierst du dir, während du weiter erklärst. Das ist Schritt Zwei. Hierbei ist es ganz wichtig, nicht sofort die Wissenslücken zu füllen, sondern erst einmal den gesamten Stoff zu durchdringen. Dadurch bekomme ich ein besseres Gefühl für den kompletten Stoff und du verlierst dich nicht in Details.
Im dritten Schritt füllst du die Wissenslücken auf. Du holst dir neue Informationen und fütterst mich mit dem fehlenden Wissen. Das kann etwa mit Mindmaps erfolgen. Auf diese schreibst du alle Schlüsselwörter, die ich mir merken soll und setzt diese mit dem Oberthema in Verbindung. So behalte ich den Überblick. Du wirst mit den Ohren wackeln und merken, wie schnell ich das Wissen verinnerliche.
Schritt Vier: Du wiederholst die ersten drei Schritte so lange, bis du keine Wissenslücken mehr hast und du den Lernstoff in deinen eigenen Worten – so simpel wie möglich – wiedergeben kannst. Stell dir vor, du würdest es deiner kleinen Schwester oder deinem kleinen Bruder erklären.
Erweiterung der Methode
Einen kleinen Haken hat diese Methode. Da ich mir alles mit eigenen Worten merke, entfallen mir manchmal die Fachbegriffe. Daher hat Daniel von ›Motiviert Studiert‹ die Methode um einen Schritt ergänzt.
Schritt Fünf: Bei den letzten Runden der Feynman-Methode solltest du dir das Lernmaterial genau anschauen und die Fachbegriffe in deine Mindmaps integrieren. Das ist sehr wichtig, wenn Lehrer nur die Fachbegriffe akzeptieren oder du Multiple-Choice-Tests hast. Bei dieser Testform geht es nicht so sehr ums Erinnern, sondern um das Wiedererkennen. Das funktioniert aber nur, wenn du die Originaltexte mit den Fachbegriffen auch studiert hast.
Die Feynman-Methode ist aus drei Gründen effektiv. Erstens, du erklärst Lerninhalte in deinen eigenen Worten. Dadurch merkst du schnell, ob ich alles richtig verstanden habe. Erst danach kommen die schwierigen Fachbegriffe, die sich nun leicht an das Verstandene anknüpfen lassen. Zweitens, du identifizierst sehr früh meine Wissenslücken. Wenn du diese schließt, kann ich alles, was darauf aufbaut, schneller erlernen. Drittens, du hältst nicht bei jeder Wissenslücke an und verzettelst dich.
Vielmehr kannst du das Stoffgebiet als Ganzes erfassen. Ich speichere am liebsten erst einmal die Struktur eines neuen Stoffgebiets ab. Wenn es fest verankert ist, kann ich später ganz einfach neue Informationen anfügen.Probiere dich in dieser Methode einfach mal aus. Du wirst merken, sie ist sehr effektiv und wird deine Lernfreude steigern. Das garantiere ich dir.
Schlaue Grüße, dein Pfiffi-Fuchs
P.S.: Ich hoffe, ich war nicht zu direkt zu dir. Ich will nur dein Bestes. Du sollst erkennen, was für ein großartiges Team wir sein könnten.