Nach der Insolvenz im Jahr 2014 folgte ein kompletter Neustart. Unter der Traditionsmarke Metz firmieren jetzt zwei Unternehmen: eines für Unterhaltungselektronik und eines für Blitzgeräte und Fotozubehör, Kunststofftechnik sowie SMD Produktion. Letzteres wird unter dem Namen Metz mecatech vom 32-jährigen Deutsch-Finnen Lauri Jouhki geleitet.
Herr Jouhki, welche Verbindung habenSie als Deutsch-Finne zu Ingenieursleistungenmade in Germany?
Ich bin selbst Ingenieur, habe in Helsinki Mechatronik studiert. Mein Vaterist deutscher Techniker und hat mir stets gezeigt, dass sich akribisches Arbeiten mit hohem Qualitätsbewusstsein lohnt. Von meiner finnischen Mutter habe ich die Vorliebe für Design und Funktionalität geerbt. So bin ich mit dem Besten ausbeiden Welten aufgewachsen. Madein Germany heißt fur mich aber nicht, dass sich die Produkte nichtnoch verbessern lassen.
Reicht das Beste aus zwei Welten, umein Traditionsunternehmen wie Metz zu leiten?
Was Metz braucht, sind neue Innovationen, neuer Schwungvon außen. Die ersten Impulse konnten wir schon geben. Wir habeneinen Produktionsstandort mitallen technischen Möglichkeiten.Und der kann natürlich nicht nur für Blitzgeräte genutzt werden. Unser Ziel ist, die Produktionsreihen voll auszulasten und so Arbeitsplätze zu sichern. Wir müssen uns vom Tunnelblick lösen und wieder mehr in die Breite denken. Innovative Ideen liegen oft ganz nah und können uns neue Märkte erschließen.
Für welche Ideen von außen sind Sie offen?
Grundsätzlich für alles. Natürlich muss es zu uns passen und es sollte einen Markt für die Produkte geben. Ich bin selbst noch jung und weiß daher die kreativen Ideen von Jungingenieuren zu schätzen. Überall in Deutschland werden hervorragende Ingenieure ausgebildet, die mit Leidenschaft in den Beruf starten. Mit denen setze ich mich gerne zusammen.
Sie haben Ihr Alter angesprochen. Wie sind Sie kurz nach dem Studienabschluss Chef einer Traditionsmarke geworden?
Da kommen einige Faktoren zusammen. Zu Metz bin ich gekommen, weil es eine familiäre Verbindung zum Unternehmen gibt. Meine Voraussetzungen für einen Führungsjob habe ich mir im Studium hart erkämpft. Ich habe parallel zur Uni immer viel gearbeitet. Schon nach dem ersten Studienjahr habe ich meine erste Firma gegründet und erfolgreich verkauft. Diese macht heute einen Millionenumsatz. Auch internationale Erfahrungen waren Teil meiner Ausbildung. Vom Typ her bin ich eher ruhig, behalte auch in schwierigen Situationen die Nerven. Das passt also ganz gut. So hat sich das ergeben. Geplant habe ich das nicht.
Reicht das Mechatronik-Studium für den Job des CEO?
Ich halte ein naturwissenschaftliches Studium für eine hervorragende Grundausbildung. Trotzdem lohnt sich schon früh der Blick über den Tellerrand, um die großen Zusammenhänge zu sehen. Den Rest lernen Absolventen im Job. Das war bei mir nicht anders. Mit der Führungsposition sind so viele neue Management-Aufgaben auf mich zugekommen, mit denen ich mich intensiv auseinandersetzen musste.
Was machen Sie in der Unternehmensführung jetzt anders als Ihre Vorgänger zu Insolvenzzeiten?
Wir arbeiten nun in zwei getrennten Firmen, das macht vieles anders. Zudem versuche ich gezielt, vorhandene Potenziale stärker auszuschöpfen. Die Maschinen können noch mehr ausgelastet werden. Dann will ich so schnell wie möglich unsere Produktlinien erweitern und neue Angebote auf den Markt bringen.Wie kann eine Produktlinie rund um Fotoblitze erweitert werden? Erstmal überarbeiten wir die Blitze selbst, passend für die immer kompakteren Kameras. Unsere neuen Entwicklungen haben wir bereits im vergangenen Herbst auf den Markt gebracht. Dann denken wir darüber nach, auch den Bereich Studiolicht weiter auszubauen. Und als drittes und neues Segment wird Videolicht eine Rolle spielen. Es wird so viel gefilmt wie nie zuvor, das ist ein großer Markt.
Hätte Metz in diese Nischen nicht schon viel früher vordringen können?
Sicher. Aber Metz hat in der Vergangenheit einen Großteil des Umsatzes mit TV-Geräten gemacht. Da standen andere Bereiche nicht so im Fokus.Und das wird bei Ihnen nun anders? Heute liegt im Konsumentenbereich unser Fokus voll auf Licht! Ein Bespiel: LED-Technik spielt im Leuchten-Segment heute eine wichtige Rolle. LED ist hocheffizient, spart Geld, bietet hervorragende Lichtverhältnisse. Für den Einsatz in Blitzen reicht die Leistung von LED aber noch nicht aus, hier müssen Ingenieure noch ein paar Jahre forschen. Dann werden wir die Vorteile nutzen können. Generell will ich mich mehr mit Zukunftsthemen beschäftigen. Und zwar mit Leuten, die Lust darauf haben, Metz so aufzustellen, dass wir auch noch in fünf oder zehn Jahren Neuheiten verkaufen.
Was muss ein Ingenieur mitbringen, um bei Ihnen zu landen?
Wir suchen in den einzelnen Abteilungen Menschen mit guter, fundierter Ausbildung. Die Spezialisierung bekommen sie bei uns. Natürlich sind uns Berufseinsteiger ganz recht, die schon mal im Praktikum bei uns waren. Wenn mir Studenten durch starke Eigeninitiative auffallen, ist das besonders gut. Ein Faible für Fotografie oder Blitze wäre nicht schlecht, muss aber nicht sein. Mir sind Faktoren wie Zuverlässigkeit, Ehrgeiz oder Motivation viel wichtiger. Metz mecatech ist nun erst eineinhalb Jahre alt und wir wollen mit frischen Ideen Marktanteile zurückerobern. Metz steht in direkter Konkurrenz zu Produkten aus Asien und ist dadurch einst in die Insolvenz gerutscht.
Was soll jetzt anders sein?
Auch die Kamera-Produkte der Originalhersteller aus Asien sind mittlerweile im Hochpreissegment angekommen. Mit schrumpfenden Produktionskosten können wir also wieder mithalten und Wachstumspotenziale ausschöpfen. Daneben erlebt das Label ›Made in Germany‹ wieder frischen Aufwind, auch das ist in der Produktwelt viel Wert.Und dann legen immer mehr Käufer in Deutschland Wert darauf, hiesige Produkte zu kaufen. Mit einem Ansprechpartner und notfalls Reparaturdienst vor Ort. Allesamt Faktoren, die für uns sprechen. Was sind für Sie die nächsten Schritte, um Metz voranzubringen? Ich selbst muss weg vom Tagesgeschäft und Feuerwehraktionen. Stattdessen ist es jetzt wichtig, neue Produkte zu entwickeln. Rund um das Thema Licht gibt es große Potenziale – in unterschiedlichen Geschäftsbereichen. Dafür brauchen wir dann innovationsfreudige Ingenieure made in Germany.