Foto: Ian Schneider / Unsplash

Vom Visionär zum Millionär - Frank Thelen im Interview

Frank verrät das Rezept für seinen Erfolg, hat Tipps für junge Gründer parat und spricht über seine Zukunftspläne

 

Frank, du bist Unternehmer, Investor, Mentor und TV-Star. Was ist dein Erfolgsgeheimnis?

Ich brenne für das, was ich tue. In erster Linie bin ich Technologie-Investor, darin gehe ich auf. Wie genau ich im Fernsehen gelandet bin, kann ich mir selbst manchmal nicht erklären, aber natürlich freut mich der Erfolg von ›Die Höhle der Löwen‹ sehr.

 

Erfolg kommt aber nicht von ungefähr. Gerade zu Beginn deines Gründerdaseins hattest du zu kämpfen. Was ist damals passiert?

Ich habe einen Linux-Router gebaut, der lokale Netzwerke mit dem Internet verbinden konnte. Das Produkt war gar nicht schlecht. Deshalb haben wir – zu einer Zeit, in der man bei Banken noch sehr leicht Geld bekam – 1,4 Million Deutsche Mark Wagniskapital eingesammelt. Leider hatte ich aus jugendlichem Leichtsinn privat dafür gebürgt, dann platzte die Dotcom-Blase. Wir hatten uns zu sehr auf die Entwicklung konzentriert und dabei den Vertrieb vernachlässigt. Als die Banken uns den Geldhahn zudrehten, hatten wir nicht genügend Produkte verkauft, um vom Cashflow zu leben. So sah ich mich mit Anfang 20 mit der privaten Insolvenz konfrontiert. Das war eine wirklich unschöne Zeit.

 

Dr. Alexander von Frankenberg, Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds, hat über deine Autobiografie ›Startup-DNA‹ gesagt: »Er hat alles riskiert, alles verloren und doch gewonnen.« Wie hast du das geschafft?

Indem ich einfach weitergemacht habe. Obwohl ich mit meiner ersten Firma so böse gescheitert bin, habe ich mich auf das nächste Produkt gestürzt, eine Fotoservice-Software, die zu einem riesigen Erfolg wurde. Diesmal wuchsen wir aus dem Cashflow heraus – Geld hätte mir sowieso nie wieder irgendjemand gegeben. Wir bauten mit ip.labs einen Marktführer in einer Nische auf und verkauften ihn an Fujifilm. Seitdem muss ich mir um Geld keine Sorgen mehr machen.

 

Wie hat dich diese Erfahrung geprägt und was hast du dadurch gelernt?

Immer wieder aufzustehen, egal wie aussichtslos die Situation erscheint. Ich möchte nicht wissen, wo ich heute stehen würde, wenn ich nach der ersten Pleite nicht wieder aufgestanden wäre. Ich habe gelernt, dass es sich immer lohnt, weiterzukämpfen. Geprägt hat mich hier das Skateboardfahren. Du fällst ständig hin und musst immer wieder aufstehen. Diese Eigenschaft, das Wiederaufstehen, zieht sich durch mein gesamtes Leben.

 

Deine Story ist für viele junge Gründer eine enorme Inspiration. Welchen Rat hast du neben dem Aufstehen und Weiterkämpfen für sie parat?

Behaltet immer die Kunden beziehungsweise Technologie im Fokus. Im Markt gilt: Substanz vor Hype. Das kann gerade am Anfang sehr schwierig sein, weshalb es auch wichtig ist, möglichst schnell ein gutes und verlässliches Team aufzubauen. Allerdings bedeutet jeder Mitarbeiter auch noch mehr Verantwortung, das darf nicht vergessen werden – und Teamführung ist eine Herausforderung für sich.

 

Mit deiner Risikokapital-Firma ›Freigeist Capital‹ finanzierst und unterstützt du Jungunternehmer. Warum hast du deinen Fokus insbesondere auf technologiefokussierte Start-ups gelegt?

Technologie ist und bleibt meine Passion. Dafür brenne ich. Es begeistert mich, was wir mit neuen Technologien erreichen können und wie schnell diese sich weiterentwickeln. Ich glaube daran, dass technologische Durchbrüche unsere einzige Chance sind, globale Herausforderungen wie den Klimawandel zu bewältigen.

 

An welche Start-ups denkst du dabei konkret?

Zum Beispiel an Lilium und Kraftblock. Lilium baut gerade ein Flugtaxi, das mit Null Emission komplett elektrisch fliegen kann. Kraftblock hat den ersten ökologisch und ökonomisch sinnvollen Energiespeicher entwickelt, indem es ein neues und besonderes Granulat entdeckt hat. Das sind Start-ups, die in meinen Augen unsere Welt nachhaltig verbessern können. Unser Traum: Eines unserer Start-ups soll mal ein bedeutender Weltmarktführer werden.

 

Gestatte uns einen Blick hinter die Kulissen der beliebten TV-Show ›Die Höhle der Löwen‹: Wie eng ist dein Verhältnis zu den anderen Investoren?

Es ist ja kein Geheimnis, dass Judith und ich inzwischen sehr gut befreundet sind und ich sie sehr schätze. Wir sind beide von Anfang an dabei und kennen uns somit nun schon seit fast sechs Jahren. Aber auch mit Ralf verstehe ich mich sehr gut und es macht mir Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten. Das Verhältnis zwischen den Investoren am Set ist gut und freundschaftlich.

 

Gab es wegen eines Deals schon mal Streit?

Wie die TV-Zuschauer in der fünften Staffel verfolgen konnten, gab es tatsächlich schon mal wegen eines Deals Krach am Set. Das war beim Goleygo-Deal, dem ersten gemeinsamen Deal von Ralf und mir. Die Gründer waren auf unser Angebot eingegangen, ohne sich das Angebot der anderen Löwen anzuhören. Da wurde kurz mal rumgefaucht, wir haben uns aber alle schnell wieder eingekriegt.

 

Zurück zu den Gründern: Welche Kriterien entscheiden eigentlich darüber, ob du ein Start-up als Investor unterstützt?

Ich muss spüren, dass die Gründer und ich die gleiche Sprache sprechen, dass wir die gleichen Ziele verfolgen. Am liebsten sind mir Gründerteams, die sich gegenseitig ergänzen und alle entscheidenden Kompetenzen untereinander verteilt mitbringen. Sie müssen für ihr Start-up brennen und auf das Produkt fokussiert sein anstatt auf den großen, schnellen Gewinn. Wenn das alles passt und meine Partner und ich Potenzial sehen, investieren wir.

 

Du hast gesagt, die Gründer müssen sich gegenseitig ergänzen. Welche Kompetenzen braucht ein erfolgreiches Team?

Gerade am Anfang, wenn es noch kein richtiges Team gibt, müssen die Gründer alle anfallenden Aufgaben und Herausforderungen gut untereinander aufteilen. Bei einem Food-Start-up gibt es im Idealfall einen Produkt-Experten, der sich zu 100 Prozent auf das Produkt konzentriert, einen unaufhaltbaren Vertriebler, der das Produkt mit aller Kraft in den Markt bringt und einen Marketingstar, der die Geschichte zum Produkt erzählt und damit potenzielle Kunden begeistert.

 

Welchen Tipp hast du außerdem für junge Gründer?

Seid wissbegierig und versucht, immer am Puls der Zeit zu bleiben und euch so viele Skills wie möglich selbst anzueignen. Unsere Welt befindet sich ständig im Wandel, gerade die IT-Bereiche entwickeln sich so schnell weiter, dass die Unis überhaupt nicht hinterher kommen. Aber es gibt herausragende Angebote, die es jedem ermöglichen, sich beinahe alles anzueignen. Gründer müssen nur genug Eigeninitiative mitbringen.

 

Welche Branchen brauchen deiner Meinung nach aktuell die Unterstützung von Start-ups?

Beinahe jede Branche kann von mutigen Gründern profitieren. Besonderen Bedarf sehe ich aber in der Automobilbranche, da hier die Großkonzerne zu eingerostet sind und Themen wie E-Mobilität und Autonomes Fahren schlicht und einfach verpennt haben.

 

Neues Jahr, neue Ziele: Welche Projekte wirst du 2019 anpacken?

Ich habe diesmal keine Vorsätze speziell für das Jahr 2019. Ich verfolge eine größere Mission, die länger als ein Jahr dauern wird: Ich möchte in den nächsten zehn Jahren einen Technologie-Marktführer in Europa aufbauen und konzentriere mich dafür mit Freigeist ab jetzt auf disruptive Tech-Start-ups. Wir haben Großes mit Lilium, Kraftblock und Neufund geplant, unsere Food-Family wird sicher auch wachsen.


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