I. Du sollst fehlerfrei schreiben
Flüchtigkeitsfehler wie ein falscher Unternehmensname oder hudelige Buchstabenverhaspler im Stil von ›Abritur‹ statt ›Abitur‹ kommen genauso schlecht wie offensichtliche orthografische Schwächen.
Daher: Langsam schreiben, Augen auf, Rechtschreibprüfung an und das Produkt deiner Mühen Freunden oder Eltern zum Korrekturlesen geben.
II. Du sollst Namen nennen
Pflicht: Den richtigen Ansprechpartner rausfinden und die Bewerbung an ihn adressieren.
Version 1: In der Stellenausschreibung ist Frau Müller als Ansprechpartnerin genannt? Bingo! Version 2) Niemand oder nur ›Personalabteilung‹ genannt? Anrufen und nachfragen, wem genau du dein Glanzstück schicken darfst. Keine Scheu vorm Telefon! Die Unternehmen wissen solches Engagement zu schätzen. Du hast die Mailadresse nicht beim ersten Mal verstanden? Ruhig nochmal nachfragen!
III. Du sollst dich zeigen
Bewerbungsfoto? Ja, bitte.
Hier gilt: Kein Automatenfoto, lieber Fotostudio. Kein Selfie, kein tiefer Ausschnitt, kein sexy Makeup, neutrale Klamotte, wenn Piercing dann konsequent entweder auf Foto und dann im eventuellen Bewerbungsgespräch ohne oder immer mit. Foto auf Lebenslauf oder Deckblatt.
IV. Du sollst vollständig schreiben
Bewerbungsschreiben, Lebenslauf – lückenlos – und gut lesbare (Schul-)Zeugnis-Scans sind absoluter Standard, und zwar in dieser Reihenfolge. Dazu – wenn aussagekräftig – Zeugnisse von Ehrenamt, längeren Nebenjobs, Praktika, ungewöhnlichen Sprachkenntnissen etc. Gut überlegen, welche Zeugnisse wirklich was Besonderes aussagen, nicht jedes Freischwimmer-Attest reinpacken. Einführendes Deckblatt? Kann sein, muss nicht sein.
V. Du sollst übersichtlich sein
PDF lautet die Muss-Devise fürs Dateiformat. Entweder alles in eine Datei oder zwei Dateien: einmal Anschreiben plus Lebenslauf, einmal Zeugnisse. Beschränkung bitte auf zwei bis drei MB.
VI. Du sollst überzeugend sein
Versetze dich in den Personalentscheider. Wärst du als Personaler von deinem Anschreiben überzeugt? Schafft es deine Bewerbung zu vermitteln, dass du, genau du, der oder die Richtige für die Ausbildungsstelle bist? Erkläre, warum der von dir gewählte Beruf zu dir, deinen Fähigkeiten und Interessen passt!
VII. Du sollst gut formulieren
Formuliere aktiv. Formuliere in prägnanten Sätzen. Das Anschreiben dient nicht dazu aufzulisten, was du wann gemacht hast (das steht im Lebenslauf) und wie grandios du bist (das kannst du nicht beurteilen). Das Anschreiben hebt deine Motivation, dein Interesse und deine Qualifikation hervor. Langweilige Standardphrasen sind ein No-Go. Du hast genau eine Seite, um von dir zu überzeugen.
VIII. Du sollst gut argumentieren
Anstatt 08/15-Formulierungen oder größenwahnsinniger Selbstbeweihräucherung argumentierst du, warum gerade du gerade diese Ausbildung in gerade diesem Unternehmen machen möchtest. Was gerade dich als spannenden Auszubildenden hervorhebt. Feste Formulierungen gibt es nicht, im Gegenteil soll das Anschreiben möglichst individuell auf die jeweilige Firma und die Stelle zugeschnitten sein. Standardanschreiben haben wenig Chancen. Beispiel: Wer Mediengestalter lernen will und schon die Abizeitung mitentworfen hat, erwähnt das. Nicht immer jedoch sind die Zusammenhänge so naheliegend.
Dann bitte: Gedankenspiele! Überlege, was wirklich deine nennenswerten Stärken sind! Du hast dich schon sozial engagiert? Warst Schülersprecher oder spielst seit Jahren Handball im Verein? Das passt zu Anforderungs-Stichworten wie ›teamfähig‹, ›engagiert‹, ›zuverlässig‹ oder ›kooperativ‹. Du hast dich während deiner Schulzeit auf etwas spezialisiert, bist in einem Fach top? Stell den Bezug zur Ausbildung her!
IX. Du sollst klar sein
Die Betreffzeile muss klarmachen: Auf welche Stellenausschreibung beziehst du dich? ›Ihre Ausschreibung Ausbildung zum Mediengesalter/in print/online im audimax CAREER CENTER‹. Nicht einfach ›Bewerbung um einen Ausbildungsplatz‹ schreiben – wenn der Personalentscheider erst rumsuchen muss, worauf genau du dich bewirbst, bist du raus.
Bitte ebenso klar: deine eigene Mailadresse. Leg dir eine mit Vorname.Nachname@provider.de zu. Adressen wie guitarhero@web.de sind im geschäftlichen Alltag kindisch und pushen dich ins Aus. Deine Postadresse samt Telefonnummer kommt als Signatur ans Ende der E-Mail und natürlich auch in die ›Persönlichen Daten‹ deines Lebenslaufs.
X. Du sollst auf dem Teppich bleiben
Bitte nicht: vermeintliche Qualitätsmerkmale wie »Schon als Kind wollte ich gerne Pilot sein, darum will ich jetzt zur Lufthansa«. Auch ungut: die Überbewertung von Kurzpraktika oder Ferienjobs. Bewirbst du dich zum Beispiel im Verlagswesen und hast eine Woche in den örtlichen Zeitungsverlag reingeschnuppert, so schreib das, aber tu nicht so, als würdest du den Zeitungsbetrieb aus dem Effeff kennen.
Formulierungen wie »Mein Praktikum bei XX hat mein großes Interesse an XX noch gesteigert und mir gezeigt, dass das der Berufsweg ist, den ich gehen will« räumen Praktika den richtigen Status ein. Ein gutes Anschreiben präsentiert dich so authentisch wie möglich ohne aufzuschneiden oder tiefzustapeln.