Als Single hat man an der Uni eine Riesenauswahl an potenziellen Flirtpartnern. Problematisch kann es aber werden, wenn nicht der Kommilitone, sondern der Dozent zum Objekt der Begierde wird. Holger Walther arbeitet bei der Psychologischen Beratung der HU Berlin und kann sich einen solchen Fall gut vorstellen:
»Frauen sind für eine Schwärmerei oft anfälliger als Männer. Wenn also eine Studentin ein Seminar bei einem netten Professor belegt, kann sie seine Aufmerksamkeit schon mal falsch verstehen.«
Als Psychologe frage er sich, in welcher persönlichen Situation sich die Studentin gerade befindet.
»Bei einem Gespräch käme dann vielleicht heraus, dass sie fachlich verunsichert ist und die Kompetenz des Dozenten bewundert. Oder sie hat Heimweh und sucht sich eine klassische Vaterfigur«, erklärt Walther.
Eine allgemeine Hilfestellung gibt es also nicht. Durch ein Gespräch mit einem guten Freund oder einem Profi der Psychologischen Beratung könne sich die Studentin aber über die Gefühle und ihre Bedeutung klar werden. Eine neue Lebenssituation, wie der Beginn eines Studiums, kann verwirrend sein. Schließlich ist das ein großer Umbruch, man zieht in eine andere Stadt und hat viele unbekannte Gesichter um sich.
»Grundsätzlich ist meine Erfahrung: Verunsicherte Menschen interpretieren die Signale meistens falsch – und in diesem Fall ist die nette Art und das Engagement des Profs nicht persönlich zu nehmen, denn er ist wahrscheinlich zu allen so nett.«
Was aber, wenn es beim Kaffeetrinken nach dem Seminar tatsächlich funkt?
Studenten blicken zu ihren Professoren auf – das macht diese attraktiv und gleichzeitig die ganze Geschichte schwierig. Nicht nur werden Studentin und Dozent schnell zur Zielscheibe von Klatsch und Tratsch in der Fakultät, es kann auch berufliche Folgen für den Dozenten haben.
Denn als Hochschullehrer hat er die Aufgabe, seine Studenten zu bewerten, wodurch ein Abhängigkeitsverhältnis besteht.
So gesehen befindet sich das Paar nicht auf gleicher Augenhöhe, auch wenn beide volljährig sind.
Neben den Schwierigkeiten, die jede Beziehung mit einem großen Alters- und Statusunterschied mit sich bringt, muss sich insbesondere der Dozent seiner Verantwortung bewusst sein. Es gibt zwar keinen Paragrafen, der eine Beziehung verbietet, der Dozent muss aber von sich aus darauf hinweisen, diese Studentin nicht mehr benoten zu können.
Immerhin könnte er befangen sein. Wenn er das versäumt, verletzt er seine dienstliche Pflicht. Das kann bei einem verbeamteten Dozenten, wie einem Professor, zu einem Disziplinarverfahren führen.