Mein erstes ›audimax probiert’s aus‹ und es geht gleich zum Ballett. Was habe ich mir da nur eingebrockt? So waren meine Gedanken, als ich eines Donnerstagabends direkt nach der Arbeit in die Tanzfabrik Nürnberg fuhr, um dort tatsächlich bei einer einstündigen Ballettprobestunde mitzumachen. Obwohl ich mich selbst als großen Sportenthusiasten bezeichnen würde, konnte ich mit Ballett gar nichts anfangen. Um ehrlich zu sein wusste ich nicht einmal wirklich, was genau dieser Sport alles bereit hält. Demzufolge wechselte meine Stimmung von »Mit meinem ungelenken Körper werde ich mir sicherlich alle Knochen brechen« bis hin zu einem laienhaften »Das bisschen Rumhopsen wird doch wohl nicht so schwer sein« beinahe stündlich.
Endlich angekommen nahm mich auch schon Kursleiterin Ursula Barbari herzlich in Empfang. Nach einem kurzen und freundlichen Gespräch, das meine Anspannung merklich linderte, ging es auch schon los. Ich zog mich schnell noch um (ohne Tutu!) und wir starteten die erste halbe Stunde mit Übungen an der Stange. An diesem Tag waren wir zu zehnt – inklusive der Tanzlehrerin und mir – und hatten dementsprechend ordentlich Platz im Ballettsaal. Obwohl kein anderer Mann anwesend war, hat mir die Gruppe versichert, dass auch zwei, drei Männer regelmäßig den Kurs besuchen.
Die ersten Minuten der Tanzstunde waren am schwierigsten. Auch wenn es blöd klingt: Ich hatte ernsthafte Probleme, überhaupt die richtige Position meiner Füße einzuhalten und einen halbwegs sicheren Stand zu wahren. Nach einiger Zeit kam ich etwas besser rein, versuchte, jede Übung so gut es ging mitzumachen, und war trotzdem froh darüber, nach etwa 30 Minuten kurz mal etwas Luft zu holen. Die restliche halbe Stunde probten wir Formationen im Milieu, sprich komplett ohne die Stange von zuvor. Mein Wille war nach wie vor hoch – der Ertrag jedoch noch immer gering. Trotzdem habe ich versucht, jede einzelne Übung zumindest auszuprobieren – mithilfe von Frau Babari, die mir mit engelsgleicher Geduld die einzelnen Schritte auch mehrfach erklärte. Obwohl es sich um einen Anfängerkurs handelte, musste ich feststellen, dass das Niveau hoch und ich wohl der Einzige war, der Ballett zum ersten Mal ausprobierte. Trotzdem war es eine spaßige, interessante Erfahrung – und vor allem halb so wild.
Meine Erkenntnis aus dieser für mich ungewohnten Herausforderung: Nur wer selbst etwas ausprobiert, kann sich wirklich ein Bild davon machen und es auch fundiert beurteilen. Und diese Offenheit für neue oder unbekannte Dinge werde ich auch beibehalten!