Prof. Dr. Andrea Klug, Präsidentin der OTH Amberg-Weiden Foto: audimax

Hochschulporträt: OTH Amberg-Weiden

An der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden liegt der Fokus auf der digitalen Transformation. Im Interview erzählt Präsidentin Prof. Dr. Andrea Klug, wie der Wandel gelingt

Frau Prof. Dr. Klug, welche Themen sind Ihnen als Präsidentin besonders wichtig?

Schon in der Zeit meines Vorgängers gehörte ich zur Hochschulleitung und war bereits acht Jahre als Vizepräsidentin für den Bereich Studium und Lehre verantwortlich. Darauf liegt auch jetzt mein Hauptaugenmerk. Ich konzentriere mich dabei auf alle Kernbereiche, die eine innovative und zeitgemäße Hochschule ausmachen. Und ich glaube auch, dass die jungen Leute zu uns kommen, gerade weil hier Studium und Lehre so im Fokus stehen.

Seit knapp zwei Jahren sind Sie nun im Amt. Welche Zwischenbilanz können Sie ziehen?

Ich bin stolz darauf, dass wir in meiner bisherigen Amtszeit bereits neue, innovative Studiengänge eingeführt haben, die nun zum Wintersemester gestartet sind. Diese Studiengänge, wie beispielsweise Industrie-4.0-Informatik, Digital Business und Medieninformatik, zielen auf die Bedarfe der Digitalisierung ab – ein Schlagwort, das in aller Munde ist, und nun auch im Studienangebot abgebildet wird. Die Bewerberzahl für diese Studiengänge war sehr hoch – ganz offenbar treffen wir mit diesem Angebot das Interesse unserer Hochschulangehörigen und jungen Studierenden.  

Sie führen aber nicht nur neue Studiengänge ein, sondern entwickeln auch Ihr bisheriges Lehrportfolio immer weiter.

Ganz genau, wir entwickeln kontinuierlich  unser vorhandenes Studienangebot weiter – das taten wir die letzten eineinhalb Jahre sehr intensiv. Denn wir haben bereits Studiengänge, in denen die Digitalisierung eine große Rolle spielt.

Können Sie ein Beispiel nennen?

In Weiden liegt etwa der Schwerpunkt auf dem Bereich E-Commerce. Die Hochschulstadt selbst ist eine Dienstleistungsstadt, dort sitzen große Unternehmen, mit denen wir eng kooperieren. Diesen sind Fachkräfte im Bereich E-Commerce, Handel und Dienstleistung sehr wichtig und genau diese bilden wir aus.

Neben E-Commerce hat sich die OTH auch die Qualifizierung von Gründern auf die Fahnen geschrieben. Wie sieht diese konkret aus?

Für die Thematik ›Gründung in der digitalen Welt‹ haben wir vor Kurzem einen Zuschlag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erhalten. Dabei geht es darum, die Entrepreneur-Ausbildung im Studium zu verankern. Unser Ziel ist es, dass Studierende in allen Studiengängen frühzeitig mit Gründung in der digitalen Welt in Berührung kommen und entsprechend ausgebildet werden. Die Ausbildung soll schließlich in speziellen Zertifikaten münden. Das Programm ist zum Wintersemester gestartet. Und wir bieten auch über die ›Digitale Gründerinitiative Oberpfalz‹, DGO, ein Netzwerk an Unterstützung für junge Gründer in der Region.

Die Hochschule selbst erhielt kürzlich ebenfalls eine Art Zertifikat, den zweiten Forschungsschwerpunkt in der Forschungslandkarte der Hochschulrektorenkonferenz. Wie wichtig ist dieser Erfolg für Sie?

Mit zwei Forschungsschwerpunkten verankert zu sein, ist eine große Auszeichnung gewesen. Amberg war bereits im Bereich Energie- und Ressourceneffizienz gelistet, nun sind wir zusätzlich auch mit Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) als Forschungsschwerpunkt in der HRK-Forschungslandkarte genannt. Das ist für uns ein sehr wichtiger Meilenstein für die überregionale Sichtbarkeit der Hochschule.

Trotzdem ist gerade die regionale Verankerung ein Markenzeichen der OTH Amberg-Weiden. Wie beurteilen Sie die Strahlkraft der Hochschule auf die Region?

Von Anfang an war es unser Auftrag, in die Region zu wirken. Die Akademikerquote war hier sehr gering. Viele unserer Studierenden stammen aus der Region und sind häufig die ersten in ihrer Familie, die ein Studium aufnehmen. Es freut mich, dass wir es schaffen, durch unsere Hochschule Studierende zu erreichen, die sonst wahrscheinlich trotz vorhandener Talente den Weg an die Hochschule nicht gefunden hätten.

Die Durchlässigkeit ist Ihnen also ein Anliegen?

Das ist nicht nur ein Lippenbekenntnis, wir leben das auch. Seit unserer Gründung unterstützen wir beruflich Qualifizierte auf ihrem Weg zum Studium.

Wie setzen Sie diesen Auftrag um?

Wir bieten berufsbegleitende Vorbereitungskurse in Mathematik und Physik an. Dort gilt es, die unterschiedlichen Vorkenntnisse der Teilnehmer aufzugreifen und sie auf ein Ingenieurstudium vorzubereiten. Es ist uns ein großes Anliegen, die beruflich Qualifizierten abzuholen und zu begleiten. Das sehen wir als unsere Verantwortung und setzen den Ansatz auch im Studium fort, beispielsweise mit Lernwerkstätten in Mathematik und Physik.

Was sind die Beweggründe hinter diesen Angeboten?

Befragungen unter den Studierenden haben ergeben, wie wichtig gerade die Studieneingangsphase ist. Die ersten beiden Semester sind bei den immer jüngeren Studierenden die Zeitfenster, in denen sie eine besondere Unterstützung benötigen. Deshalb arbeiten wir kontinuierlich daran, unsere Angebote im Bereich Beratung, Betreuung und Coaching weiterzuentwickeln und an diese Bedarfe anzupassen.  

Ein anderer Aspekt von Durchlässigkeit ist die Möglichkeit, den Hochschultyp zu wechseln. Funktioniert das Bologna-Modell in Ihren Augen?

Ich finde die Flexibilität des Bolognasystems wirklich sehr positiv. Beispielsweise herrscht bei uns eine große Nachfrage nach Masterplätzen von Universitätsabsolventen, die gerade nach einem sehr theoretisch und wissenschaftlich angelegten Bachelor  noch einmal ganz speziell den Praxisbezug an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften nutzen wollen. Umgekehrt machen viele unserer Bachelorabsolventen ihren Master an einer Universität – beide Hochschultypen werden gebraucht. Eine Vernetzung ist sinnvoll.

Die OTH teilt sich in die Standorte Amberg und Weiden. Gibt es noch die Aufteilung Weiden – BWL und Amberg – Technik?

Campus-Kenner OTH Amberg-Weiden

  • Das trinkt man hier: Kummert Bräu
  • Das kostet das Bier: 2,90 Euro
  • Der coolste Club: TrioClub
  • Das schönste Plätzchen: Hörsaal 002 in Weiden, Innenhof Kaiser-Wilhelm-Kaserne in Amberg
  • Bestes Mensagericht: Kaiserschmarrn mit Apfel-Rum-Rosinen an Vanillesoße
  • Beliebtester Prof: Prof. Dr.-Ing. Günter Kummetsteiner, Wirtschaftsingenieurwesen (Quelle: meinprof.de)
  • Wohin mit Mutti: Zu ›Kunstgenuss bis Mitternacht‹ in Weiden, auf den Mariahilfberg in Amberg
  • WG-Kosten: 230 bis 260 Euro für Appartements/Zimmer im Studentenwohnheim. Eine Wohnung für die Studienzeit zu finden, fällt an den Standorten Amberg und Weiden verhältnismäßig leicht: Allein 500 Wohnheimplätze stehen den 3.500 Studierenden zur Verfügung, Wartelisten gibt es hier nicht.
  • Männer-/Frauenanteil: 67,7 / 32,3 Prozent; Studierende gesamt: 3.500 (Stand: WS 2017/18)
  • Die größte Studentengruppe: Betriebswirtschaft (395 Studierende)
  • Gründung: Die OTH Amberg-Weiden wurde 1994 als Fachhochschule Amberg-Weiden gegründet. Über 80 Prozent der mittlerweile rund 6.000 Absolventen sind bei Arbeitgebern in der Region beschäftigt.
  • Fakultäten für Ings: Ingenieure sind in drei der vier Fakultäten der Technischen Hochschule zuhause: Wirtschaftsingenieurwesen (800 Studierende), Elektrotechnik (700 Studierende), Medien und Informatik (700 Studierende) sowie Maschinenbau und Umwelttechnik (877 Studierende).  

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