
Herr Prof. Bock, Sie sind seit März 2016 im Amt – was wollen Sie ändern, was beibehalten?
Bei der Amtsübernahme gibt es Dinge, die gut laufen und Ansatzpunkte, die weiterentwickelt oder neu initiiert werden können. Für mich habe ich ein Bild aus der Unternehmensführung vor Augen: Was heißt es eigentlich, ein Unternehmen zu führen? Im Prinzip muss man eine Balance hinbekommen zwischen bereits Bestehendem und Neuem.
Was wollen Sie neugestalten?
Wir beschäftigen uns am Campus Bochum und an unserem neuen Standort in Velbert/ Heiligenhaus mit Themen wie Digitalisierung, aber auch mit Werten: Wir haben im letzten Jahr ein umfassendes Leitbild mit Norm- und Wertvorstellungen entwickelt, das es nun umzusetzen gilt. Dann wollen wir uns als Fachhochschule im Bereich der Forschung noch stärker aufstellen. Außerdem haben wir in der Lehre sehr viele internationale Ansatzpunkte und wollen diese mit der Forschung verknüpfen. Ein Aspekt, der schon eine große Rolle spielt und weiterentwickelt werden soll, ist zudem der der Nachhaltigkeit.
Was haben Sie in diesem Bereich geplant?
Wir haben zum Beispiel als erste Hochschule in Deutschland einen Bachelorstudiengang zum Thema Nachhaltige Entwicklung. Außerdem gibt es bei uns zwei Angebote im Masterbereich, in denen wir Nachhaltigkeit weiter verfolgen. Dahinter steht ein Stufenplan mit sechs Ebenen der Auseinandersetzung mit der Nachhaltigkeit – bis hin zur Promotion. Wir haben Nachhaltigkeit auch im Bereich der Forschung weiter forciert, indem wir uns intensiv mit den Themen Geothermie, Erdwärme und Elektromobilität beschäftigen. Aber auch im Bereich der Verwaltung haben wir das Thema aufgegriffen und uns an einer Initiative namens Ökoprofit beteiligt. Dabei wurde die Verwaltung in Bezug auf Nachhaltigkeit analysiert und zertifiziert. Wir haben Ansatzpunkte identifiziert, durch die sich unsere Hochschule – was die Verwaltung und Infrastruktur angeht – noch besser aufstellen kann.
Welche Entwicklungen gab es zudem in den letzten Jahren?
In vielen Bereichen haben wir die Fachbereichsgrenzen überschritten und interdisziplinäre Studiengänge aufgebaut: zunächst in der Elektrotechnik und dem Maschinenbau mit dem Thema Mechatronik. Außerdem bieten wir Bachelorstudiengänge im Fach Wirtschaftsingenieurwesen mit den Schwerpunkten Bau, Maschinenbau und Elektrotechnik/ Informatik. Ferner werden wir insbesondere unsere dualen beziehungsweise berufsbegleitenden Angebote ausbauen. Wir bieten die sogenannte Kooperative Ingenieurausbildung (KIA-Studiengänge) an, die die Möglichkeit bietet, eine berufliche Ausbildung und parallel den Bachelorabschluss zu machen. Als neue Möglichkeit haben wir am Campus Velbert/Heiligenhaus eine sogenannte KIS-Variante geschaffen. Zudem haben wir weiterbildende Masterstudiengänge im Programm, beispielsweise einen MBA in Technischer Betriebswirtschaft. Dieser richtet sich an Studierende, die schon einen ersten qualifizierenden Abschluss im Bereich der Ingenieurwissenschaften oder der Chemie haben, und sich jetzt, nachdem sie berufliche Erfahrungen gesammelt haben, für eine weitere Führungsaufgabe qualifizieren möchten.
Übergang in den Beruf?
Für den Übergang ins Berufsleben spielen die KIA-Studiengänge eine große Rolle. Wer ein KIA-Studium absolviert hat, kennt den Betrieb bereits und hat schon einen Fuß in der Tür. Initiiert durch die Industrie-, Handels- und Handwerkskammer bieten wir zudem über die Fachbereiche sogenannte Bachelor-/Masterbörsen an. Das heißt, die Unternehmensvertreter kommen in die Hochschule, treffen dort verschiedene Fachkollegen, stecken Themen ab, die aus betrieblicher Sicht von Interesse sind und wir suchen dann die entsprechenden Studierenden, die diese Aufgabenstellungen im Rahmen einer Bachelor- oder Masterthesis mit dem entsprechenden wissenschaftlichen Background bearbeiten. Wer da eine hochwertige Bachelor- oder Masterarbeit schreibt, hat schon gute Aussichten auf einen Job. Das gleiche könnte man mit Promotionen machen, wenn das Thema hierfür genug hergibt. Grundsätzlich haben wir für alle Studienphasen Beratungsangebote – zum Beispiel im Career-Service – aufgebaut.
Welche Zusammenarbeit gibt es zwischen den Hochschulen im Ruhrgebiet?
Wir sind Teil einer innovativen Allianz mit der Fachhochschule Dortmund und Gelsenkirchen: die Ruhr-Masterschool. Die drei Hochschulen arbeiten hierbei, unterstützt durch die Mercator-Stiftung, zusammen und öffnen ihre Masterangebote den Studierenden der anderen Hochschulen. So können sich Studierende aus dem Angebot der Hochschulen die Veranstaltungen herauspicken, die sie interessieren, aber nicht an der eigenen Hochschule angeboten werden. Den Abschluss erhält der Student dort, wo er eingeschrieben ist.
Welchen Stellenwert hat Internationalisierung an der FH Bochum?
Wir haben gerade im Fachbereich Wirtschaft eine Vielzahl an binationalen Studiengängen, wo unsere Studierenden die Möglichkeit haben, für ein Jahr an unsere Partnerhochschulen in Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Rumänien, Türkei und Russland zu gehen. Umgekehrt kommen die ausländischen Studierenden zu uns. Wir haben solche Angebote auch in anderen Fachbereichen, dann für ein Semester. Wir bieten unseren Studierenden auch die Möglichkeit, ein Auslandspraktikum bei deutschen Unternehmen zu machen, insbesondere im asiatischen Raum. Eine Besonderheit ist zudem sicherlich unser Solar Car: Eine Gruppe von 40 bis 50 Studierenden arbeitet für zwei Jahre zusammen an der Entwicklung dieses Solar Cars. Dieses wird alle zwei Jahre nach Australien transportiert und nimmt dort an der Weltmeisterschaft teil. Unsere Hochschule hat dort schon mehrere führende Plätze einnehmen können. Dieses Projekt ist interdisziplinär und beinhaltet eine große internationale Komponente.
Was macht die Hochschule und den Standort attraktiv?
Wir haben ein sehr differenziertes Studienangebot, somit können wir unterschiedliche Gruppen von Studierenden ansprechen. Wir sind eine Hochschule der kurzen Wege, ähnlich wie ein mittelständisches Unternehmen, denn es gibt wenig Hierarchie. Wenn Studierende ein Problem haben, sind sie schnell bei den verantwortlichen Personen – auch in der Leitung. Außerdem bieten wir sehr gute Studienbedingungen: studieren in kleinen Gruppen und sehr gut ausgestattete Bibliotheken. Aktuell entsteht ein toller neuer Hörsaal, den übrigens Studierende mitgestaltet haben. Viele mögen denken, in Bochum und dem Ruhrgebiet sei alles trist und öde. Aber wenn ich rausschaue, ist es grün, wenn ich über den Hügel gehe, geht’s in ein Tal hinunter, da ist der Kemnader Stausee, auf dem man Kanu fahren, surfen und dergleichen mehr machen kann. Durch unsere Kooperation mit der Ruhr-Universität können die Studierenden zudem das Sportangebot der Ruhr-Uni mitnutzen: beispielsweise Fechten, Reiten oder Tischtennis. Und noch ein Wort zu unserem Bermuda-Dreieck, die Partyzone hier in Bochum: Wer da abends durchgeht, trifft richtiges Studentenleben an.
Infos rund um die Hochschule Bochum:
- Das schönste Plätzchen am Campus: Bibliothek mit Dachterrasse am Bochumer Campus
- Freizeitgestaltung: mit dem Date romantisch Sterne schauen im Zeiss Planetarium
- Beliebtester Prof. laut MeinProf: Prof. Dr. Michael Habich vom Fachbereich Ingenieurwissenschaften
- Wohin mit Mutti: ins größte Bergbau-Museum der Welt – das Deutsche Bergbau-Museum
- WG-Kosten: der durchschnittliche Mietpreis liegt bei 6,54 €/m²
- Der größte Fachbereich: Wirtschaftswissenschaften
- Mit derzeit 7.200 Studierenden (WS 2016/17) ist die Hochschule Bochum zweitgrößte Hochschule der Stadt.
- Mit ihren 15 Masterstudiengänge möchte die Hochschule Bochum nicht nur wissenschaftliche Vertiefung ermöglichen, sondern auch Qualifizierungen auf Gebieten, auf denen sie besonders bewandert und ihr Können gefragt ist.
- Die Hochschule legt großen Wert auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen der Region.
- Der Fachbereich Bauingenieurwesen hat besondere Stärken im Bereich ›Wasser und Umwelt‹, unter anderem durch das Wasserbaulabor und das Internationale Geothermiezentrum.
- Die Hochschule hat zwei Standorte, einen in Bochum und einen neuen Campus in Velbert/Heiligenhaus.