Disruptive Entwicklungen sind manchmal daran zu erkennen, dass etablierte Bezeichnungen nicht mehr zutreffen. Beim Smartphone ist es das ›phone‹, was überlebt hat – eigentlich sind die kleinen Alleskönner Computer für die Hosentasche.
Computer auf Rädern
Und beim Automobil? Das was Google, Apple und Tesla da in der Pipeline haben, kann man am ehesten als ›Computer auf Rädern‹ beschreiben – mit den herkömmlichen Automobilen haben die Fahrzeuge vielleicht noch die vier Räder gemeinsam. Es sind vor allem digitale Innovationen, die eine neue Generation von Fahrzeugen auszeichnen. Die Allgegenwärtigkeit von Sensoren und Software im Auto ist eine unaufhaltsame Entwicklung, und auch die klassischen Automobilkonzerne beteiligten sich am Wettrüsten.
»Wir treiben Zukunftstechnologien wie Elektromobilität, Digitalisierung und neue Mobilitätsdienstleistungen mit Hochdruck voran«,
sagt Martin Hofmann, CIO von Volkswagen.
Hervorragende Berufsaussichten
Für ITler bedeutet das glänzende Berufsaussichten in der Automobil- und Zulieferindustrie.
»Bei uns sind besonders Kandidaten gefragt, die beispielsweise Kompetenzen an der Schnittstelle zwischen IT und Engineering mitbringen«,
wirbt Anna-Maria Karl, Leiterin Global Talent Sourcing bei Daimler. Hofmann klingt noch eine Spur euphorischer: »Der Volkswagen Konzern bietet IT-Experten hochinteressante Aufgaben und erstklassige Entwicklungsmöglichkeiten.«
Automobilbranche im Wandel
Doch warum sollten ITler ausgerechnet in der Automobilindustrie arbeiten wollen, wenn doch innerhalb der Szene Jobs in Kalifornien als attraktiv gelten – oder Absolventen am liebsten ein Startup in der eigenen Garage gründen würden? Um an die besten Coder und Hacker zu kommen, ist die betagte Branche der motorgetriebenen Fahrzeuge bereit, sogar sich selbst zu verjüngen.
Bei VW gibt es, ganz Start-up-Jargon, eigene Labs in Berlin, München und Wolfsburg.
»Unsere Programmierer, Data Scientists, Design Thinking-Experten und Cloud-Architekten arbeiten hier schon heute wie im Silicon Valley«,
schwärmt Hofmann, »und wir bauen das weiter aus.« Ein weiteres Novum in der Automobil-Branche ist eine extreme Öffnung nach außen und die dezidierte Bereitschaft, externes Feedback aufzunehmen. »Bei den Themen wie künstliche Intelligenz, digitale Kundenlösungen, vernetzte Produktion oder Big Data arbeiten unsere IT-Experten sehr eng mit externen Forschungseinrichtungen, Technologiepartnern und Start-ups aus der Software-Branche zusammen«, sagt Hofmann.
Gesucht: ITler mit Offenheit für andere Abteilungen
Der große Bedarf nach IT-Kompetenz heißt allerdings nicht, dass alle Programmierer mit offenen Armen empfangen werden. So wie sich die Automobilbranche wandelt, hat sich in den vergangenen Jahren auch die Rolle geändert, die ITler innerhalb der Unternehmen einnehmen. Den Technik-Nerd, der im stillen Kämmerlein für sich alleine tausende und abertausende Zeilen Code schreibt, gibt es eigentlich nicht mehr. Zwar müssen ITler, die sich bei VW oder auch bei Daimler bewerben, nicht als Zweitstudium KFZ-Mechanik belegt haben, doch ein gewisses Interesse und eine Offenheit für andere Abteilungen innerhalb des Konzerns wird erwartet.
»Uns ist besonders wichtig, dass Bewerber unsere Leidenschaft für das Automobil teilen«,
sagt Anna-Maria Karl von Daimler. Martin Hofmann weist auf die hohe Bedeutung der Kundenorientierung hin, die auch in der IT verlangt wird. »Es sollte ITlern schon wichtig sein, Software-Lösungen und Algorithmen zu entwickeln, die unsere Produkte und ihre Nutzung für unsere Kunden attraktiv machen.«
Diese Fähigkeiten sollten ITler mitbringen
Damit das Endergebnis für den Kunden möglichst hohen Mehrwert bringt, werden Hard- und Software mittlerweile Hand in Hand entwickelt. ITler müssen daher in der Lage sein, ihre Vorstellungen fachfremden Kollegen zu vermitteln – und deren Probleme wiederum so gut verstehen, dass sie in digitalen Lösungen berücksichtigt werden. »Sozialkompetenz wie zum Beispiel Team-, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit spielen hier eine entscheidende Rolle«, so Karl von Daimler, »und auch Interdisziplinarität wird immer wichtiger.« Hofmann von VW ergänzt:
»Neben erstklassigem Fachwissen gehören Kreativität, Experimentierfreude, Entscheidungsbereitschaft sowie Mut zu unkonventionellen Lösungen zu den Eigenschaften, die ein Software-Entwickler auf jeden Fall mitbringen sollte.«