Fintechs soweit das Auge reicht. Die Landschaft des Finanzsektors verändert sich zunehmend in Richtung Digitalisierung. Doch das bedeutet nicht zwangsläufig, dass herkömmliche Banken der Vergangenheit angehören, meint Dr. Stephan Weingarz, Abteilungsleiter Personalmanagement beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR): »Anstelle des erwarteten Wettbewerbs zwischen Fintechs und traditionellen Banken werden eher Kooperationsansätze angestrebt: Banken bieten den jungen Unternehmen über Zusammenarbeitsmodelle den Marktzugang und integrieren im Gegenzug die neuen Ideen und Technologien in ihr Leistungsportfolio.« Tatsächlich streben ganze 90 Prozent der deutschen Banken eine Zusammenarbeit mit einem jungen Fintech-Start-up an oder kooperieren sogar schon mit einem. Kunden können also von den Vorzügen beider Modelle profitieren: der Beständigkeit und Persönlichkeit der örtlichen Bank sowie der Frische und Dynamik digitaler Fintechs.
Interne Umrüstung
Auch, wenn Banken sich in Sachen Digitalisierung von Fintechs helfen lassen können: Die Herausforderung bleibt trotzdem groß. Um weiterhin am Zahn der Zeit zu arbeiten, müssen sie diverse Umstrukturierungen und Prozessänderungen umsetzen. Aleksandar Jeremic, Bereichsleitung Campus Development bei der Commerzbank erzählt: »Wir haben mit einem Digital Campus agile Arbeitsformen bei der Digitalisierung erprobt. Dieses Modell haben wir nun konsequent auf weite Teile der Zentrale, der neuen Cluster-Lieferorganisation, ausgeweitet. Dort arbeiten crossfunktionale Teams in zahlreichen Cluster an der Digitalisierung von Produkten und Prozessen.«
Aber nicht nur die Vorgänge verändern sich, auch in Bezug aufs Personal muss umgedacht werden. Klar: Wo die Digitalisierung zuschlägt, braucht es Informatiker, die dem Umschwung gewachsen sind und ihm kompetent entgegentreten. »In der Vergangenheit war das Personalportfolio einer Genossenschaftsbank sehr homogen: 90 Prozent Bankkaufleute und daneben einzelne Spezialfunktionen. Dies ändert sich gerade grundlegend: ITler spielen in Banken sowohl zahlenmäßig als auch in ihren Funktionen in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle, da die IT ein zentraler Faktor in der strategischen Ausrichtung der Banken geworden ist«, weiß Stephan Weingarz vom BVR.
Teil des Trends
Informatiker sind also die Helden, die traditionelle Banken in Richtung Digitalisierung leiten. Ihr Arbeitsleben wird durch den Trend ebenso verändert wie ihre Gefragtheit, erzählt Aleksandar Jeremic von der Commerzbank: »In der Cluster-Lieferorganisation arbeiten Fach- und IT-Experten nicht mehr getrennt, sondern zusammen in einem Team und entwickeln mit agilen Arbeitsmethoden passende Lösungen. Somit ist jedes Team in der Lage, ein vollständiges Produkt zu entwickeln und funktionsfähig auszuliefern.«
Als ITler bist du also nicht nur ein kleines Rad im System, sondern arbeitest aktiv an Problemlösungen und stehst in engem Kontakt mit den Fintechlern. So spürst du auch etwas vom Start-up-Leben und der digitalen Kompetenz, die in Fintechs steckt. Egal, ob du dich als Informatiker für einen Einstieg in ein Fintech oder in ein herkömmliches Finanzunternehmen entscheidest: Die Zeichen stehen auf Digitalisierung und du bist so und so ein entscheidender Teil davon.