Foto: Alper Çuğun / Quelle: Flickr.com unter CC BY 2.0

Arbeiten als Softwaretester

Softwaretester haben einen sehr anspruchsvollen und zugleich undankbaren Job. Dennoch fehlt es ihnen oft an Anerkennung

So richtig fertig ist man als Softwaretester ja nie mit seiner Arbeit. Zwar kann man Fehler finden. Und überhaupt: War man ja erst so richtig erfolgreich, wenn man einen davon gefunden hat. Aber sicher sein, dass die Software total fehlerfrei arbeitet, keinen Bug hat – nein, das kann man praktisch so gut wie nie. Für manche ist Softwaretester gar ›der undankbarsten Job in der IT‹. Eine Aufgabe für Nörgler, sozusagen. Und mehr eine Art notwendiges Übel, auf jeden Fall aber weniger angesehen, schlechter honoriert und irgendwie auch weniger glanzvoll als jene Aufgabe der Programmierer.

Dabei ist das Testen von Software durchaus nicht trivial, sagt Stephan Jacobs, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Aachen. Und die Gesellschaft für Informatik hat sogar eine eigene Fachgruppe für ›Test, Analyse und Verifikation von Software‹. Sie trifft sich alle acht Monate zu einer Fachkonferenz, kürzlich fand in Aachen das 34. Treffen mit etwa 60 Teilnehmern aus Industrie und Forschung statt. Doch in den Unternehmen, sagt Jacobs, gebe es nur selten eine Testabteilung.

Auch über das genaue Berufsbild des Softwaretesters wird immer wieder diskutiert

Um die Aufgabe zumindest als eine eigene Disziplin innerhalb der Softwareentwicklung zu etablieren, gibt es seit 2002 das ISTQB, das International Software Testing Qualification Board, bei dem man sich als Softwaretester zertifizieren lassen kann. Zur Zeit gibt es weltweit mehr als 200.000 ISTQB Certified Tester. Bis zum Frühjahr 2012 wurden mehr als 20.000 autorisierte Prüfungen vom German Testing Board abgenommen.

Manche Unternehmen suchen auch vor allem jene Software-Tester, die ein solches Zertifikat haben, die Able Group etwa, nach eigenen Angaben Deutschlands führender Konzern für Engineering- und IT-Dienstleistungen oder auch TecCom, eine wichtige Business-to-Business-Plattform in der Automobilbranche. Bei Nero, einem Hersteller von Multimedia-Software, heißt es dagegen: »Für Interessierte ist durchaus auch ein Quereinstieg ohne ausgeprägte Vorkenntnisse möglich.« Und auch solche Quereinsteiger hätten die Chance, später mal Testteams oder ganze Abteilungen zu leiten, ins Projekt- oder Releasemanagement zu wechseln. Vor allem für das so genannte White-Box-Testing, bei dem der Quellcode eines Programmes gelesen wird, sind aber auf jeden Fall Programmierkenntnisse nötig. Etwas anders ist es beim Black-Box-Testing – dort geht es darum, bestimmte, definierte Funktionen zu überprüfen.

Wer Informatik studiert hat, ist also in jedem Fall im Vorteil

Wer als Softwaretester arbeiten wolle, müsse ein breites Wissen über alle Bereiche der Informatik hinweg sowie Grundlagenkenntnisse aus der theoretischen Informatik mitbringen, heißt es bei Suse, einem 1992 gegründeten Software-Unternehmen für das Betriebssystem Linux. Doch auch Abgänger anderer Fachrichtungen haben durchaus eine Chance:

»Wir stellen bevorzugt erfolgreiche Absolventen eines Studiums der Informatik, Natur- oder Ingenieurwissenschaften ein, die gerne auch erste praktische Erfahrungen in der Durchführung von Softwaretests vorweisen können«, heißt es bei Sogeti, einem ursprünglich französischen IT-Unternehmen mit Schwerpunkt auf Softwaretests- und Qualitätsmanagement-Dienstleistungen.

Es beschäftigt weltweit über 20.000 Menschen. Wiederum andere suchen auch Nachrichtentechniker, Grafik-Designer oder Wirtschaftsinformatiker.

Die Aussichten für Softwaretester, so heißt es immer wieder in der Branche, seien sehr gut – und das werde perspektivisch auch so bleiben

Auch der kürzlich erschienene Linux Job Report der Linux Foundation kommt zu diesem Ergebnis. Marktforscher gehen zudem davon aus, das der Softwaretest-Markt in diesem Jahr um rund fünf Prozent wachsen wird.

»Dieses Berufsfeld wird immer besetzt werden müssen«, sagt Barbara Ott, die bei TecCoom im Bereich Human Resources arbeitet. Gerade Consultingservices mit einem Schwerpunkt auf Softwaretests und Qualitätssicherung seien ein ›Wachstumsmarkt‹, heißt es bei Sogeti. »Die Software-Komplexität nimmt stetig zu und die Kundenansprüche an die Qualität und Benutzerfreundlichkeit steigen«, sagt ein Sprecher von Nero, und ergänzt: »Daher werden Softwaretester sowohl bei uns, als auch bei den zahlreichen anderen Softwarehäusern immer benötigt werden.«

Mitbringen müsse man auf jeden Fall Liebe zum Detail, wie es ein Sprecher des mittelständischen Software-Herstellers Ashampoo formuliert.

»Um als Softwaretester zu arbeiten, sollte man eine strukturierte und ergebnisorientierte Arbeitsweise, Lernbereitschaft, Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke mitbringen sowie die Fähigkeit, gründlich, genau und analytisch zu arbeiten«, heißt es bei Nero.

Und ohne ein ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein geht gar nichts, denn schließlich gilt: Je später ein Fehler entdeckt wird, desto aufwändiger ist seine Behebung.

»Wir suchen motivierte, kommunikationsstarke und selbstbewusste Analytiker«, heißt es bei Sogeti. Auch Kenntnisse über Datenbanken, im Konfigurationsmanagement sowie im Umgang mit Unix, SQL, Script- und Programmiersprachen und gängigen Test- und Produktpaletten »setzen wir voraus«.

Welche Anforderungen muss man erfüllen, um Softwaretester zu werden?

James McCaffrey, der selbst an vielen Microsoft-Produkten mitgearbeitet hat, unter anderem dem Internet Explorer, der aber auch als Fachautor arbeitet, hat mal eine acht Punkte umfassende Liste mit Anforderungen an Software-Tester aufgeschrieben. Er müsse »klug sein und über ausgeprägte analytische und logische Fähigkeiten verfügen«, heißt es da beispielsweise, aber auch »ausgezeichnete schriftliche und mündliche Kommunikationsfähigkeiten« werden verlangt, dazu die Fähigkeit, Geschäftsstrategien zu verstehen und eigenverantwortlich zu arbeiten. Und weiter: »Hervorragende Softwaretester müssen einen tief verwurzelten Hang zum ständigen Lernen haben«, da die Entwicklung der Software mit »unglaublicher Geschwindigkeit ständig neue Technologien« hervorbringe. Außerdem vertritt McCaffrey die Ansicht, das die Anwendungsentwicklungskenntnisse eines hervorragenden Testers auf einer Skala von 1 bis 10 mindestens bei 7,5 liegen müssten. Auch Leidenschaft für Analysen hält er für unabdingbar – und die scheine weitgehend angeboren zu sein, glaubt er.


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