Schwere Akten, zugeknöpfte Versicherungsvertreter, Dienst nach Vorschrift – das war gestern. Die Versicherungsbranche wird digital: Insurtechs treten auf den Plan und bringen ordentlich Leben in den einst so verstaubten Sektor. Eine wichtige Entwicklung, um den Erfolg der Branche weiterhin zu garantieren, denn besonders jüngere Kunden setzen immer mehr auf digitale Lösungen, wie Eduardo Sampalo, CTO von Getsurance, bestätigt: »Kunden erwarten, dass sie ihre Versicherungen online abschließen und verwalten können. Viele Anbieter sind nicht bereit dafür. Sie haben veraltete IT-Systeme und verlangen Papierformulare. Gleichzeitig drängen Insurtechs wie wir auf den Markt, die ein besseres Kundenerlebnis bieten.« Schlägt die Digitalisierung also herkömmliche Versicherer in die Flucht? Christian Wiens, CEO und Gründer von Getsafe, sieht eher Chancen als eine Gefahr: »Das Potenzial für den Einsatz neuer Technologien ist angesichts der datenintensiven Prozesse hoch. Vieles lässt sich automatisieren. Bei Versicherungen kommt zudem eine wichtige Eigenheit dazu: Das Produkt selbst basiert auf Wahrscheinlichkeitsberechnungen und Erfahrungswerten, also auf Daten. Je mehr Daten Versicherer haben, umso besser können sie das Produkt in seinem Kern verändern.« Wiens hält die Versicherungsbranche somit im Hinblick auf die Digitalisierung für eine der spannendsten Branchen.
Insure-Innovationsträger
»Insurtechs treiben den digitalen Wandel maßgeblich voran. Durch ihre flachen Hierarchien sind sie flexibel und dynamisch. Sie können auf neue Anforderungen von Konsumenten schneller reagieren und Innovationen hervorbringen«, beschreibt Steffen Glomb, CTO und Co Founder von Clark, den Umschwung, den Insurtechs bewirken. Doch anstatt Angst vor moderner Konkurrenz zu haben, können klassische Versicherer von ihren digitalen Brüdern profitieren. Tim Kunde, Geschäftsführer und Mitgründer von Friendsurance, erklärt: »Der wohl einfachste, schnellste und effektivste Weg für traditionelle Versicherungsunternehmen, mit den neuen Anforderungen Schritt halten zu können, ist die Zusammenarbeit mit agilen Insurtechs.« Eine Win-win-Situation, denn auch die Insurtechs können von den alteingesessenen Versicherungsunternehmen lernen und deren Kundenstamm nutzen. Versicherer, die sich gegen eine solche Kooperation wehren, könnten es künftig schwer haben. Denn am Ende nutzen die Kunden den Anbieter, der ihnen das beste Versicherungserlebnis bietet – und da der Trend digitaler Natur ist, haben Insurtechs auf lange Sicht die Nase vorn.
Spannende Chancen
Wo die Digitalisierung um sich greift, sind Informatiker natürlich zur Stelle. Gerade in Insurtechs sind kompetente ITMitarbeiter das A und O, denn mit deren Arbeit heben sie sich von traditionellen Unternehmen ab. »Insurtechs verstehen sich in der Regel nicht als Versicherungs-, sondern als Tech-Unternehmen. Die Tech-Kompetenz ist der entscheidende Wettbewerbsvorteil gegenüber den konventionellen Versicherern. Insofern entwickeln die Software-Ingenieure die gesamte IT-Infrastruktur im Front- und Backend und haben immens viele Gestaltungsmöglichkeiten. Gemeinsam mit den Bereichen Data und Produkt bestimmen Informatiker den Kern des Produkts«, erzählt Christian Wiens von Getsafe. Neben einem breiten Aufgabenspektrum und jeder Menge Spielraum können Informatiker in Insurtechs mit einer großen Portion Wertschätzung und enger Teamarbeit rechnen. Tim Kunde von Friendsurance berichtet: »ITAbteilungen sind das Herzstück von Insurtechs. Bei uns ist das IT-Department eingebettet in ein hochqualifiziertes, interdisziplinäres Team. Dabei arbeiten Informatiker eng mit Produktmanagern zusammen, um hochskalierbare Produkte zu entwickeln. Die Arbeitsweise ist agil und kundenzentriert.« Du startest also mit spannenden Tätigkeitsbereichen direkt ins Berufsleben. Außerdem: Der Raum für Weiterentwicklung ist groß – fachlich wie persönlich. In einer fortschreitenden Branche lernst du tagtäglich dazu und hast exzellente Aufstiegschancen.
Check deine Skills
Um den Einstieg und auch dein Bestehen in einem Insurtech- Unternehmen zu meistern, zählt vor allem eins: stetige Lernbereitschaft. Denn wo eine Branche sich verändert und entwickelt, müssen die Mitarbeiter das ebenfalls. Eduardo Sampaio von Getsurance setzt außerdem auf die klassischen Hard Skills: »Fit im Programmieren sein und moderne Technologien beherrschen – das ist am wichtigsten. Auch ein Bewusstsein für Datensicherheit kann bei der Bewerbung ausschlaggebend sein. Schließlich haben wir es bei Versicherungen mit äußerst sensiblen Daten – beispielsweise Gesundheitsdaten – unserer Kunden zu tun.« Laut Steffen Glomb von Clark seien die notwendigen Skills anfangs von den Technologien abhängig. Er ergänzt: »Insgesamt braucht die Branche vor allem Mitarbeiter, die intelligente Lösungen für verschiedenste Probleme erarbeiten. Schlüsselfähigkeiten sind dabei Aufgeschlossenheit, Agilität, vorausschauendes Denken und der Wille, zu lernen.«