Mann schaut durch kleinen Bilderrahmen

Warum sich eine Ingenieurs-Karriere bei Zulieferern lohnt!

Automobilzulieferer sind dir zu klein? Lies erst mal unseren Artikel: Denn, ihrem Image als ›Underdog‹ sind Zulieferer längst entwachsen und bieten dem Ingenieursnachwuchs hervorragende Bedingungen und Perspektiven!

Fragt man angehende Ingenieure nach ihren bevorzugten Arbeitgebern, sind Automobilhersteller ganz vorne mit dabei. Viele Automobilzulieferer sind zwar nicht weniger weltbekannt, bringen aber vermeintlich weniger Glamour mit. Andere hingegen führen zwar keinen großen Namen, mischen im Verborgenen jedoch als Weltmarktführer mit. Ob groß oder klein, namhaft oder unbekannt: Zulieferer sind ein wichtiges Standbein der Automobilindustrie und tüfteln als ›Ideenschmiede‹ an Innovationen. Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) sind Zulieferer mit 75 Prozent an der Wertschöpfungskette beteiligt. Die Expertise und technische Vielfalt, die Zulieferunternehmen Ingenieuren bieten, liegt da wohl auf der Hand.

»Mittlerweile übernehmen Zulieferer komplette Entwicklungen und sorgen mit diversen Dienstleistungen dafür, dass zum Beispiel das ›Just-in-Time‹-Prinzip in der Produktion umgesetzt werden kann«, sagt Dario Winterberg, Dualer Student bei Carcoustics, einem Spezialisten für akustische und thermisch wirksame Bauteile für die Automobilindustrie. Der 22-Jährige studiert Wirtschaftsingenieurwesen-Maschinenbau an der Hochschule Ruhr und durchlief in den vorlesungsfreien Zeiten verschiedene Abteilungen, um Organisation und Aufgaben innerhalb des Konzerns kennenzulernen. Natürlich hat er auch aktiv Praxiserfahrungen sammeln können, indem er seine Kollegen beim Tagesgeschäft oder bei strategischen Aufgabenstellungen unterstützte. Besonders gut gefällt ihm die Herausforderung, die hohen Ansprüchen der OEMs (Original Equipment Manufacturer) zu erfüllen. »Mir gefällt es außerdem zu wissen, dass durch unsere Arbeit und Entwicklungen das Fahrgefühl jedes ausgestatteten PKWs immer angenehmer und besser für den Endnutzer wird«, ergänzt Winterberg.


»Durch die überwiegend flacheren Hierarchien und kleineren Strukturen gegenüber der OEMs, kann man die Organisation der Zulieferer besser verstehen, was einen Einstieg in die Automobilbranche erleichtert.«

Dario Winterberg, Dualer Student Wirtschaftsingenieurwesen bei Carcoustics


Für Berufsanfänger sieht er in der Zulieferbranche mehr Gestaltungsspielräume und gerade Mittelständler sind bekannt für flachere Hierarchien, die es ermöglichen, schneller aufzusteigen. Auch Bastian Eisenschenk sieht viele Vorteile an der Arbeit bei einem Zulieferer und ist von der Automobilindustrie insgesamt fasziniert. Der 25-Jährige hat nach seinem Maschinenbaustudium mit Vertiefung Fahrzeugtechnik zwei Jahre bei einem Automobil-OEM innerhalb der Antriebsentwicklung gearbeitet. Für seinen Master in ›International Automotive Engineering‹ ist er aber wieder zurück an die TH Ingolstadt und arbeitet neben seinem Masterstudium als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Derzeit entwickelt er ein Verfahren zur Charakterisierung der Klopffestigkeit von Kraftstoffen sowie eines innovativen Motorenkonzepts für BHKW- und Range-Extender-Anwendungen. Außerdem organisiert er ein Projekt zur Entwicklung eines höchsteffizienten Straßenfahrzeugs.

Effizienz ist zukünftig ein wichtiges Stichwort: Eisenschenk erwartet, dass Zulieferer zunehmend Beiträge zur Emissions-, Verbrauchs und Gewichtsreduzierung leisten müssen. Und wie geht es in der Branche sonst noch weiter? Nicht nur in Bezug auf Nachhaltigkeit, sondern auch in genereller Hinsicht sieht Eisenschenk einen zunehmenden Konkurrenzkampf zwischen den Zulieferern. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die mögliche Aussicht, dass sich die Beziehung zwischen Zulieferern und Automobilherstellern ändern wird. »Die Rolle und Integration von Zulieferern im Entwicklungsprozess wird immer bedeutsamer. Es zeichnet sich der Weg zum Systemlieferant ab, indem immer größere Entwicklungspakete von OEMs durch Zulieferer entwickelt werden sollen und somit auch die Systemverantwortung beim Zulieferer liegen wird. Einst war der klassische Zulieferer dafür verantwortlich, die Teile zu fertigen und bereitzustellen, zukünftig ist er als festintegrierter Entwicklungspartner mitanzusehen«, sagt Eisenschenk. Auch sei denkbar, dass Bereiche der Fahrzeugmontage durch Zulieferer ausgeführt werden könnten, wodurch diese einen noch größeren Anteil an der Wertschöpfungskette erreichen würden.

Ebenfalls werde die Globalisierung eine immer größere Rolle spielen, selbst wenn bereits heute kleine und mittlere Unternehmen weltweit agieren. Dieser Entwicklung stimmt auch Dario Winterberg zu: »Es kann mit großen Verschiebungen bei der Automobilproduktion gerechnet werden, was eine berufliche Flexibilität unabdingbar macht und einen Weitblick bei der Erschließung neuer Märkte mit sich führt. Durch die bevorstehenden Verlagerungen werden interkulturelle Kompetenzen immer wichtiger, um gleichbleibende Prozesse zu erzeugen und den Märkten gerecht zu werden.«

Diese Zukunftsperspektive sowie die technische Vielfalt der Unternehmen dürfte die Zulieferindustrie für Absolventen noch interessanter machen. Denn auch wenn Autos als Gesamtbild schön anzusehen sind, schlägt das Ingenieurherz doch höher, wenn es um die Technologie und die Fahrzeugteile unterhalb der Oberfläche geht.


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