Frau mit ausgestreckten Armen vor Windrädern

Beschäftigungspotenzial durch die Energiewende

Die Energiewende ist immer noch eine der größten Herausforderungen unserer Zeit - dadurch entstehen aber neue Beschäftigungspotenziale

Der Streit um die Energiewende reißt nicht ab. Die Herausforderung: Deutschland hat einen so großen Markt für fossile Brennstoffe über die Jahrzehnte hinweg aufgebaut, dass dieser erstmal abgebaut werden muss. 2014 waren noch 21.406 Menschen Vollzeit allein im Braunkohlebergbau beschäftigt. Erneuerbare Energien sind in vielerlei Hinsicht allerdings nicht nur die Zukunft, sondern auch eine Notwendigkeit. Der Klimawandel und das Aufbrauchen der fossilen Brennstoffe sind bereits stark spürbar und die deutsche Wirtschaft muss dementsprechend darauf reagieren.

Große Konzerne wie RWE müssen ihr Geschäftsmodell umstellen – was aber keine Panik auslösen sollte. Noch ist der Bereich der ›Green Technology‹ stark subventioniert, aber sobald die Firmen sich neu aufgestellt haben und dies der einzige Markt für Energie ist, wird er wirtschaftlich autark funktionieren müssen wie das Braunkohlegeschäft in den letzten Jahrzehnten auch. Bereits in den letzten Jahren sind 22,7 Milliarden Euro in den Bereich der erneuerbaren Energien geflossen. »Innovationen und grüne Technologien helfen zudem, neue Exportmärkte zu erschließen. Rund um den Globus sind neue Märkte für den Ausbau der erneuerbaren Energien und den effizienten Umgang mit Energie entstanden«, so das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Für den Exportweltmeister und die Ingenieurs- und Industrienation Deutschland bieten sich so neue Geschäftsfelder.

Die Skepsis über die Zukunft der dafür zuständigen Firmen ist nach wie vor groß. In den letzten Jahren mussten mehrere Solarenergiefirmen Insolvenz anmelden. Dies lag unter anderem an erstmals deutlich billigeren Konkurrenzprodukten aus anderen Ländern, wobei sich diese Entwicklung ja nicht nur auf die Solarenergie beschränkt. Die deutschen Firmen werden vom Staat subventioniert. Diese Unterstützung ist vor allem auch nötig, da der Wirtschaftszweig der fossilen Brennstoffe immer noch eine große Rolle spielt und eine dementsprechende Lobby hat. Aber was passiert in Zukunft mit denjenigen, die jetzt noch im Bereich der fossilen Brennstoffe arbeiten? Diese werden erst mal so lange in der Branche bleiben bis sie entweder in Rente gehen oder von ihren Firmen auf andere Tätigkeitsfelder umgeschult werden, die besser zur ›Green Economy‹ passen, die die Regierung als Deutschlands Zukunft definiert hat. Die ›Green Economy‹ vergrößert sich bereits rasant. Von 2004 bis 2012 ist die Zahl der Jobs in diesem Bereich, laut einer Untersuchung des Bundesumweltministeriums, von 160.000 auf 380.000 gestiegen. Wie sich diese Entwicklung ausbauen wird, ist noch nicht abzusehen, aber da erneuerbare Energien zwangsläufig als zukünftiger Energieträger angesehen werden, wird die Industrienation Deutschland hier sicher weiter wachsen. Peter Clever von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände meint dazu: » Es wäre völlig falsch, in ›green‹ und ›nicht green‹ Jobs, also in gut und schlecht, zu unterteilen. Um das hohe Beschäftigungspotenzial einer Green Economy voll auszuschöpfen, bedarf es eines umfassenden Ansatzes, mit dem die ökologische Modernisierung aller Branchen entlang der gesamten Wertschöpfungskette gefördert wird.« Die Weichen für diese Form der Modernisierung sind bereits gestellt. Über 2.000 Erfindungen beschäftigten sich im Jahr 2013 allein mit der Energiewende und derzeit liegt der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch in Deutschland bei 28 Prozent.

Der Präsident des Deutschen Städtetages Dr. Ulrich Maly sieht vor allem die urbanen Regionen in der Verantwortung: »So sind die Städte wichtige Akteure für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende, als größter öffentlicher Auftraggeber von umweltfreundlichen Waren und Investitionen sowie als Versorger mit Strom und Wärme über kommunale Energieunternehmen.« Auch Studierende können in diesem Bereich ihre Zukunft finden. An 18 Universitäten, unter anderem an der HTW Berlin, der FH Flensburg und der FH Ulm kann man mittlerweile den Bachelor ›Regenerative Energien‹ studieren. Umweltingenieure sind bisher primär damit beschäftigt die Energiewende an sich zu ermöglichen, was die Massenproduktion und Wartung von diesen Anlagen noch nicht einschließt. Die Umweltbranche blickt also in eine vielversprechende Zukunft.


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