Es ist so einfach, so selbstverständlich, so natürlich, dass man es oftmals erst merkt, wenn es weg ist. Senkt sich plötzlich eine bleierne Dunkelheit über das Haus und schlägt einem kalter Hauch dort entgegen, wo es einst hell und warm war, könnte es die Apokalypse sein. Oder – ebenso wahrscheinlich – die Energieversorgung hat trotz regelmäßiger Abschlagszahlungen ein kleines Päuschen eingelegt. Das ist ärgerlich, denn unabhängig von Tages- und Jahreszeiten kommt jeglicher Strom- oder Heißwasserausfall immer zur denkbaren schlechtesten Zeit. Aber anstatt der Zeiten zu frohlocken, wenn alles auf Temperatur ist, beschimpfen wir mit gen Himmel gereckten Armen denselbigen, wenn die Energieversorgung streikt.
Versorgungsingenieure: Infrastruktur gewährleisten
Während wir uns also in unserem Pathos hitzigen Schüben hingeben, sorgen Ingenieure wie Johannes Busold dafür, dass sich unsere Gemüter wieder auf Normaltemperatur abkühlen. Der Projektingenieur, der seit Oktober 2012 als Sachbearbeiter Netzplanung Strom im Mittel- und Niederspannungsnetz tätig ist, arbeitet tagtäglich daran, dass unsere »hochentwickelte Infrastruktur«, die wir in Deutschland haben, diesem Ausdruck gerecht wird.
Der 25-Jährige hat an der Hochschule Fulda Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Elektro- und Informationstechnik studiert, an der Uni Kassel den Master in Wirtschaftsingenieurwesen erneuerbare Energien und Energieeffizienz draufgelegt und nun trägt er zusammen mit seinen Kollegen bei der OsthessenNetz GmbH, einem 100-prozentigen Tochterunternehmen der RhönEnergie Fulda GmbH, dazu bei, dass die tägliche Stromversorgung gesichert ist. Und nicht nur das:
»Die Arbeit eines Versorgungsingenieurs soll eine möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente und umweltverträgliche Versorgung gewährleisten.«
Damit dem tatsächlich auch so ist, hat er täglich gut zu tun. Zu seinen Aufgaben gehört beispielsweise die Netzanschlussplanung von dezentralen Mittelspannungs-Einspeisern wie Windparks in unterschiedlichen Netzgebieten und die von Mittelspannungs-Sondervertragskunden, Netzberechnungen mit der Software NEPLAN in der Nieder- und Mittelspannung, die von etwa 100 Kilowatt bis hin zu großen Windparks mit 38.000 Kilowatt reicht, die Planung von Netzausbau, -verstärkung und -optimierung auf Basis der Ergebnisse der Netzberechnungen in Nieder- und Mittelspannung und den Umspannebenen und der Netzanschluss und Anschlussnutzungsvertragswesen im Bereich der 20-Kilovolt-Netzkunden.
Weiter ist Busold für die technische Betreuung der dualen Bachelorstudenten der Elektrotechnik der OsthessenNetz GmbH mit Studienort Hochschule Fulda verantwortlich.
Wenngleich mit der Zeit auch die Routine kommt, stellen sich dem 25-Jährigen stets neue Herausforderungen:
»In der Mittelspannung ist jeder Netzanschluss individuell. Dadurch kommen immer wieder neue Herausforderungen auf den Versorgungsingenieur zu und es wird nie langweilig. Vor allem muss man sich immer auf dem neuesten Stand halten, was Technik und Gesetze angeht«, sagt Busold und fügt an, dass dementsprechend die internen IT-Systeme wie Netzberechnungssoftware, Geo-Informationssysteme sowie die individuellen Vorgehensweisen immer wieder angepasst werden müssen.
Der Versorgungsingenieur und die Energiewende
Nun sorgt er aber nicht ausschließlich dafür, dass alles auf dem neuesten Stand ist und wir uns saisongemäß im richtigen Temperaturumfeld bewegen: Busold arbeitet zugleich aktiv an der Energiewende und am Umbau der Energieversorgung hin zu regenerativen Energiequellen mit:
»Ich erhalte täglich Einblicke in die verschiedensten Teilbereiche der Energiewende«, fasst der Ingenieur zusammen. Allerdings befinde sich sein Beruf – wie die Energiewende auch – in einem steten Wandel. Da sich auch die Gesetzeslage fortwährend ändert, müssen auch die technischen Richtlinien gemäß der Anforderungen und Entwicklungen, die die Energiewende mit sich bringt, angepasst und weiterentwickelt werden – dies gilt auch für die Anlagentechnik: »Smart Grids, regelbare Ortsnetztransformationen oder intelligente Ortsnetzstationen. Es ist viel Bewegung im Bereich der Energie- und Wasserversorgung«, fasst Busold zusammen.
Allerdings befinde sich sein Beruf – wie die Energiewende auch – in einem steten Wandel. Da sich auch die Gesetzeslage fortwährend ändert, müssen auch die technischen Richtlinien gemäß der Anforderungen und Entwicklungen, die die Energiewende mit sich bringt, angepasst und weiterentwickelt werden – dies gilt auch für die Anlagentechnik:
»Smart Grids, regelbare Ortsnetztransformationen oder intelligente Ortsnetzstationen. Es ist viel Bewegung im Bereich der Energie- und Wasserversorgung«, fasst Busold zusammen.
Versorgungsingenieur am Flughafen München
Dabei machen diese Vorgaben und Vorschriften nicht unbedingt alles leichter. Je umfangreicher sie werden, desto höher gestalten sich auch die Anforderungen an den Gesundheitsschutz und die Energieeinsparungen:
»Besonders letzteres steht oft im Widerspruch mit der Gewährleistung beziehungsweise der Schaffung von Komfort, der unter anderem ein Ziel unserer Arbeit ist«, sagt Steffen Kotucha, der am Flughafen München als Ingenieur der Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärtechnik zuständig ist. Konkret plant und realisiert er flughafenweit die Instandsetzungs-, Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen.
Sein Tagesablauf unterscheidet sich von Busolds und umfasst unter anderem die Abstimmung mit Betreibern, ausführenden Firmen und anderen Gewerken, die Analyse der Bestandssituation, Kostenberechnungen und -schätzungen, Durchführung von Planungen und Berechnungen sowie die Bewältigung des »Antrags- und Formulardschungels«, wie Kotuchasagt. Besonders herausfordernd ist es für ihn dabei, die ständig wachsenden Regulierungen zu beachten und diese in die Planung einzubeziehen. Sind die Projekte und die Planungen erfolgreich realisiert, erfüllt dies den 58-Jährigen mit Stolz. Schön sei es auch, wenn der Kunde einen konkreten Nutzen hat und dies dankbar zum Ausdruck bringt. So viel steht schon mal fest: Es gibt undankbarere Berufe als den des Versorgungsingenieurs.
Master zum Versorgungsingenieur
Wer nun damit liebäugelt, sich beispielsweise im Master weiter in diese Richtung zu spezialisieren, sollte auch nach der Bezeichnung ›Technische Gebäudeausrüstung‹ suchen. Ebenso wird nicht nur derjenige automatisch zum Versorgungsingenieur, der Versorgungstechnik studiert hat – Beispiel hierfür ist Busold von der Rhön- Energie Fulda, der sowohl im Bachelor als auch im Master Wirtschaftsingenieurwesen mit jeweils unterschiedlichen Ausrichtungen studiert hat:
»Im Bereich der Versorgung sind sicherlich auch die Studiengänge Elektrotechnik, Maschinenbau und Bauingenieurwesen naheliegend«, erläutert der 25-Jährige.
Unabhängig vom jeweiligen Studiengang sollte stets die Praxis im Vordergrund stehen. Dabei bietet sich – logischerweise – ein Praktikum bei einem Versorgungsunternehmen, wie die lokalen Stadtwerke, an. Auch Busold hat vor seiner Bachelorarbeit bei der damaligen ÜWAG Netz GmbH hineingeschnuppert und danach seinen ursprünglichen Plan, im Bereich Computer Engineering tätig zu werden, nochmals überdacht. Nach seiner Bachelorarbeit war er sich dann sicher, dass er in der Stromversorgung arbeiten möchte und konnte sein Masterstudium entsprechend danach ausrichten. Kotucha vom Flughafen München kann dem nur zustimmen. Zudem rät er allen Versorgungsingenieuren in spe, sich einen gesunden Pragmatismus zuzulegen. Denn damit wird es so schnell nicht zappenduster – und das in jeglicher Hinsicht.