Mülltonne im Wasser
Doruk Yemenici/Unsplash

Kann das weg? So geht Abfallentsorgung

Müll richtig entsorgen und recyceln: So kümmern sich Ingenieure um unseren Abfall

Wenn bei der Firma Wiegand-Glas im bayerischen Steinbach am Wald Glasbehälter vom Band laufen, entstehen neue Flaschen – aber auch jede Menge Glasabfall. Der landet nun nicht mehr auf der Deponie, sondern wird zu Briketts gepresst, eingeschmolzen und zu neuen Glasgefäßen verarbeitet. Die neuartige Technik spart jährlich 25.000 Tonnen Abfall. Für Ideen wie diese sind Ingenieure zuständig und die werden in der Abfall- und Entsorgungswirtschaft dringend gebraucht. Wer nur an Müllabfuhr denkt, übersieht, wie viel die Branche bietet: Irgendwer muss sich ja um all den Autoschrott, die Gewerbeabfälle, Aktenvernichtung, Bauabfälle, Elektroschrott, Krankenhaus- oder Chemieabfälle, Altmetall, Sondermüll oder Entrümpelungen kümmern. Je nach Bereich gibt es für Ingenieure ganz unterschiedliche Aufgaben.

Abfallentsorgung – ein vielfältiges Arbeitsfeld

»Die Arbeit ist sehr facettenreich und bedeutet in der Regel die Bearbeitung eines interdisziplinären Aufgabenspektrums«, erklärt Helga Seitz vom Abfallwirtschaftsbetrieb München AWM. Sie sieht derzeit besonders gute Karrierechancen in der Planung von abfallwirtschaftlichen Anlagen. Mehr als 15.500 sind derzeit in Deutschland in Betrieb. Ingenieure planen diese, bauen sie um oder sanieren sie. »Neben Anlagentechnik und Deponiebau können Ingenieure bei uns auch Konzepte für Unterflurcontainer entwickeln oder im Bereich Bau von Wertstoffhöfen tätig sein«, sagt Seitz. »Auch die Führung von technischem Personal und die Umsetzung von gesetzlichen Auflagen gehört zum Aufgabengebiet. Der Bedarf an jungen Ingenieuren, vor allem mit Vertiefung Umwelttechnik, Ingenieurökologie und Agraringenieurwesen, wird bis in die Mitte der 2020er Jahre steigen.«

Umweltschutz ist Trend

Viele Arbeitgeber bieten die Chance, sich dabei für den Umweltschutz zu engagieren, wenn es etwa um Anlagen für regenerative Energien oder Recycling geht. Ingenieure entwickeln auch neue Recyclingverfahren oder Entsorgungswege. »Besonders bewegt die Branche die derzeitige Kunststoff-Debatte, aber auch die Recyclingquoten, das Verpackungsgesetz, die schnell voranschreitende Digitalisierung und die damit einhergehenden Herausforderungen, etwa im Bereich Müllabfuhr ›on demand‹, und das Thema Elektromobilität«, erklärt Maria Prien, Assistentin der Geschäftsführung der Stadtreinigung Hamburg.

Verpackungsmüll en masse

Eines der größten Probleme: Der viele Verpackungsmüll. Alleine 2016 fielen in Deutschland 18,16 Millionen Tonnen an. »Wir produzieren viel zu viel Verpackungsmüll – ein trauriger Spitzenplatz in Europa. Das ist schlecht für die Umwelt und für den Rohstoffverbrauch«, sagt Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes. Ingenieure sind daher auch gefragt, wenn es um Müllvermeidung und den Verzicht auf unnötige Verpackungen geht. »Die Herausforderungen für Ingenieure ergeben sich aus unseren aktuellen Umweltproblemen«, erklärt Edgar Freund, lange Jahre Präsident des Bunds der Ingenieure für Abfallwirtschaft und Abteilungsleiter im hessischen Umweltministerium. Ingenieure müssten heute konkrete Ideen für Recycling, Deponieplanung, Abfallvermeidung oder Verbesserung von Sortierverfahren entwickeln und umsetzen. Wie abwechslungsreich die Branche ist, bestätigt auch Maria Prien: »Als Assistentin der Geschäftsführung habe ich ein vielfältiges Aufgabenspektrum«, erklärt sie. Das reiche von der Verfahrenstechnik für Müllverwertungsanlagen bis zu Fachartikeln und Vorträgen. »Die Branche hat definitiv mehr zu bieten, als viele auf den ersten Blick glauben.«


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