Raumfahrttechnik: innovative Ingenieure werden benötigt

Drei, zwei, eins und los: Die Raumfahrttechnik wartet auf innovative Ingenieure

Frau mit Weltraumhelm hängt an Weltkugelballon

Im Januar hatte die US-Raumfahrtbehörde Nasa Unternehmen dazu aufgerufen, Landefahrzeuge und Roboter zu entwickeln. Für das Programm Lunar Catalyst werden Maschinen benötigt, die den Mond und Asteroiden nach Rohstoffen untersuchen können. Vielleicht war unter den eingereichten Konzepten eins dabei, das Teile der Hoch Technologie Systeme GmbH (HTS) beinhaltet. Denn das Unternehmen mit Sitz im sächsischen Coswig konstruiert, berechnet und baut Mechanismen für die Raumfahrt. Dr. Kai Zajac hat einen Job, von dem wahrscheinlich viele Ingenieure träumen – der 34-Jährige ist Bereichsleiter Raumfahrt bei HTS und behält den Überblick über alle laufenden Raumfahrtprojekte. Zur Zeit arbeitet er hauptsächlich an zwei Projekten mit: »Zum einen an der Entwicklung, der Fertigung und dem Test eines Qualifikationsmodells und eines Flugmodells der Mechanismen für den ersten deutschen optischen Erdbeobachtungssatelliten ›EnMap‹. Der weitere Teil der Projektarbeit liegt bei der Entwicklung einer Verschaltungstechnologie, einer flexiblen Trägerstruktur und eines flexiblen Solargenerators für neuartige flexible Dünnschichtsolarzellen zum Einsatz in der Raumfahrt«, erklärt der Absolvent der TU Dresden.


Herausfordernd ist hierbei – wie im Bereich Raumfahrt generell – die hohe Komplexität der entwickelten Mechanismen. Hinzu kommen die besonderen Anforderungen an Raumfahrtkonstruktionen wie konsequenter Leichtbau, geeignete Materialien und der dokumentierte Zusammenbau unter Reinraum-Bedingungen. »Das Tätigkeitsfeld als Ingenieur in der Raumfahrttechnik ist ständigen Änderungen unterworfen – beispielsweise durch Abwandlungen und Aktualisierungen von Normen und Vorschriften, Modifizierungen der Programmatik der Raumfahrtorganisation und durch fortlaufende Neuentwicklungen im Komponentenbereich«, beschreibt Zajac. Wenn Programmänderungen den Zeitplan verzögern, kann das mitunter etwas lästig sein. Gleichzeitig sind die Entwicklungstätigkeiten dadurch aber auch stets herausfordernd und generell sehr abwechslungsreich, was Zajac gut gefällt.

Na, überlegst du schon, ob das nicht auch was für dich wäre? Zahlreiche Hochschulen bieten inzwischen Studiengänge an, darunter natürlich auch Masterstudiengänge, die speziell auf Luft- und Raumfahrt ausgerichtet sind. Einer davon ist ›Aerospace Technology‹ an der Hochschule Bremen. Der dreisemestrige Masterstudiengang baut auf dem Bachelorstudiengang ›Luft- und Raumfahrttechnik‹ auf, ist aber natürlich auch für Bachelorabsolventen ähnlicher Fächer offen. »Mich fasziniert an der Luft- und Raumfahrt die Möglichkeit, sich mit sehr anspruchsvollen technischen Fragestellungen auseinanderzusetzen, die zur Erfüllung von solch existenten Träumen und Vorstellungen der Menschen dienen wie Fliegen, neue Welten entdecken und das Universum erforschen«, sagt Uwe Apel, Professor für Luft- und Raumfahrttechnik an der Hochschule Bremen.

Zur Zeit forscht er an der Hardware-in-the-Loop-Simulation von Satelliten mit Hilfe von mehrachsigen Gaslagertischen. Daneben entwickelt Apel mit seinen Studierenden kleinere Raketen für das Studentische-Experimenta-Raketen-Programm (STERN) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie Studierende in die Praxis eingebunden und so fit für den Berufseinstieg gemacht werden. Als Arbeitgeber kommen nicht nur die Raumfahrtbehörden in Frage – wie ja auch schon das Beispiel von Kai Zajac zeigt. »Die Absolventen können für die Industrie im Bereich der Luft- und Raumfahrttechnik, für Forschungseinrichtungen und an Hochschulen arbeiten. Darüber hinaus steht ihnen der gesamte Bereich des allgemeinen Maschinenbaus und zum Teil auch der Elektrotechnik und Energietechnik als möglicher Arbeitgeber zur Verfügung«, erklärt der 54-Jährige.

Egal, wo zukünftige Raumfahrtingenieure unterkommen, sie sollten sich auf eine internationale Branche gefasst machen und brauchen gute Englischkenntnisse. Denn inzwischen werden größere Projekte nicht mehr nur von einem Land durchgeführt. Die Lehrveranstaltungen des Bremer Studiengangs finden daher zum größten Teil auf Englisch statt. Zajac ergänzt die fachlichen Qualifikationen um Genauigkeit und Kommunikationsfähigkeit. »Die wesentlichen persönlichen Voraussetzungen sind meiner Meinung nach Belastbarkeit, Flexibilität und Teamfähigkeit«, sagt Zajac. Apel erwartet eine positive Entwicklung und deutlich mehr Aktivität im Bereich der Erforschung und Nutzung des Weltraumes. Das rühre insbesondere von den Entwicklungen im Bereich der Antriebstechnik, wodurch der Zugang zum Weltraum zukünftig auch kostengünstiger werde. »Erste Ansätze wie der kurz vor seiner Einführung stehende Weltraumtourismus zeigen die Möglichkeiten auf«, bestätigt Apel.

Der technische Fortschritt macht den Weltraum zu einem greifbaren Projekt für angehende Raumfahrttechniker und bietet noch viele Möglichkeiten für Innovationen. Für die beiden Raumfahrtingenieure ist jedoch klar, was ihr absolutes Wunschprojekt wäre, an dem sie gerne mitarbeiten würden: Die erste bemannte Raumfahrt zum Mars.


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