Klaus Hoffmann
privat

Steil nach oben in der Luft- und Raumfahrt

Volle Auftragsbücher und freie Auswahl bei der Jobsuche: Damit lockt die deutsche Raumfahrt. Erzählt uns Klaus Hofmann, Mitglied des BDLI, im audimax-Interview

Wie schätzen Sie die aktuelle Arbeitsmarktlage im Bereich der Raumfahrt für Ingenieurabsolventen ein?

Raumfahrt ist eine junge Branche, in der die Wachstumsanzeige gerade steil nach oben zeigt. Von dieser positiven Entwicklung zeugen auch die vollen Auftragsbücher. Andererseits sind wir in den Ingenieurberufen auch von der demographischen Entwicklung betroffen. Deshalb befinden sich die Absolventen derzeit in der komfortablen Position, sich die zukünftigen Arbeitgeber aussuchen zu können. Die Herausforderung für die Raumfahrtindustrie besteht darin, sich von den Wettbewerbern, zum Beispiel der Automobilindustrie, im Kampf um die besten Köpfe zu differenzieren.


Welche Einstiegsmöglichkeiten und Aufgabenfelder gibt es für Ingenieurabsolventen?

In einem Raumfahrtsystemhaus wird die Arbeit geprägt vom engen Zusammenspiel zwischen technischen Fachbereichen und Programmorganisation. Die Bandbreite an potenziellen Einstiegspositionen lässt sich gut anhand der in der OHB bestehenden Entwicklungspfade darstellen. Hier gibt es im Wesentlichen drei Wege: Wer gerne intensiv in einem spezifischen Fachgebiet arbeitet, wird sich sicherlich in der Fachlaufbahn wohl fühlen. Systemingenieure hingegen müssen sich mehr für den Aufbau und das Zusammenwirken komplexer technischer Systeme interessieren. Liegt der Interessenschwerpunkt eher im Projektmanagement, besteht die Perspektive, sich zum künftigen Projekt- oder Programmmanager zu entwickeln.


Welche Themen beschäftigen die Raumfahrt derzeit besonders?

Raumfahrt wird von den gleichen Themen bestimmt, die auch die Gesellschaft bewegen, beispielsweise sind Migration, Klimaveränderung und Globalisierung Herausforderungen, bei denen sich die Raumfahrt fragen muss, welcher Beitrag geleistet werden kann. Die Fachgebiete raumgestützte Früherkennung/Aufklärung von Entwicklungen auf der Erde oder in der Atmosphäre rücken stärker in den Fokus als bisher. Aber auch die digitale Gesellschaft und ihre Bedürfnisse werden immer mehr mit Raumfahrt in Verbindung gebracht. Zentrale Fragestellungen, die unsere Industrie hier aufgreift, sind sichere Datenübermittlung sowie Datenbevorratung. Darüber hinaus steht die Exploration des Mondes vor einer Renaissance.


Mit welchen Innovationen wird uns die Raumfahrt in den nächsten Jahren überraschen?

Die Raumfahrt wird bei Fragen der zukünftigen Energiegewinnung und -speicherung sowie bei der Gestaltung und beim Einsatz neuer, hochleistungsfähiger Verbundmaterialien weiterhin eine Vorreiterrolle einnehmen. Insgesamt übt der Megatrend Digitalisierung einen zentralen Einfluss aus auf die Art und Weise, wie Systeme im Orbit funktionieren und wie diese entwickelt sowie gebaut werden. Damit können Großtechnische Systeme gewohnter Dimension immer leistungsfähiger werden. Gleichzeitig sollen und werden in Gewicht und Auslegung immer kleinere, kostengünstigere Systeme teilweise die Aufgaben großer Systeme übernehmen.


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