Roboter aus Blechen

Gehört Robotern die Zukunft?

Kollege Roboter: Sie saugen freiwillig den Fußboden und klagen nicht über Überstunden – Roboter arbeiten schon jetzt für uns. Traut man den Prognosen, gehört ihnen auch die Zukunft

Hitchbot hat es geschafft. Vier Wochen lang trampte er quer durch Kanada. Und er hat dabei viele Fans gewonnen. Denn Hitchbot ist ein Roboter. Mit einem Display als Gesicht und von der Größe eines sechsjährigen Kindes. Doch das Wesentliche ist: Er kann mit den Menschen, die ihn mitnehmen, kommunizieren. Hitchbot ist ein gemeinsames Forschungsprojekt der Ryerson University in Toronto und der McMaster University in Hamilton. Aber auch in Deutschland hätte der Kleine entwickelt werden können. »Humanoide Roboter sind einer der Leuchttürme der deutschen Forschung«, weiß Sven Schmidt-Rohr, Geschäftsführer und Mitbegründer der ArtiMinds Robotics GmbH in Karlsruhe.

Robotik ist eine Zukunftsbranche. Wer sich hier spezialisiert, hat auch als Einsteiger beste Berufsperspektiven. »Denn Robotik ist ein Beruf mit Zukunft – und mit Gegenwart«, so Schmidt-Rohr. Auch Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) bestätigt das: »Die deutsche Automatisierungstechnik ist eine starke Branche und weltweit führend. Seit Jahren sind die Zahlen der in der industriellen Fertigung eingesetzten Roboter steigend. Zudem wird es in den nächsten Jahren weitere Einsatzgebiete für Roboter geben, zum Beispiel im Servicebereich.« Gut ausgebildete Ingenieure werden also gebraucht – nicht nur Maschinenbauer. »Das Arbeitsgebiet bietet Möglichkeiten für Maschinenbauer, Informatiker, Elektrotechniker, Wirtschaftsingenieure, Mathematiker…«, zählt Sven Schmidt-Rohr auf. Auch für Ingenieure anderer Fachrichtungen kann die Robotik eine Alternative sein. Voraussetzung: Sie müssen programmieren können. »Das ist sozusagen der Hard Skill für diesen Beruf«, meint Schmidt-Rohr. Einsatzgebiete gibt es viele. »Zum einen benötigen die Firmen, die Roboter entwickeln und bauen, Robotik-Ingenieure. Zum anderen benötigen Systemintegratoren, die Roboter für die eigentliche Applikation vorbereiten und in größere Anlagen beziehungsweise Prozesse einbinden, Robotik-Ingenieure«, erklärt Dieter Westerkamp. Und schließlich brauchen natürlich auch all die Unternehmen Robotik-Experten, die mit Robotern arbeiten, wie zum Beispiel die Automobilindustrie. Genauso vielseitig wie die Einsatzgebiete sind auch die Aufgaben und Anforderungen in der Robotik-Branche. Doch Schwerpunkt der Tätigkeit ist immer: Dafür zu sorgen, dass die Roboter in ihren unterschiedlichen Arbeitsgebieten gut funktionieren und weiterentwickelt werden.

Christina Zacherl weiß das. Die 23-Jährige mit einem Bachelor of Engineering-Abschluss in Mechatronik arbeitet seit 2009 als Applikationsingenieurin bei der Kuka AG. »Ich arbeite in einem ganz neuem Gebiet der Robotik: Sensitivität und Zusammenarbeit mit dem Menschen», berichtet sie. »Mein Tag besteht aus Konzeptentwürfen, Roboterprogrammierung, Testen und Dokumentieren.« Für die Robotik hat sich Christina Zacherl entschieden, weil es »ein innovatives und abwechslungsreiches Arbeitsgebiet ist«. Außer technischen Kenntnissen in Robotik und Java sei Kreativität wichtig für ihren Beruf, Verantwortungsbewusstsein für die eigenen Projekte und vor allem auch Teamwork. »Selbst wenn man mal nicht weiter kommt, hat man sofort die Unterstützung vieler hilfsbereiter Kollegen.«

Ohne Teamwork geht nichts in einem komplexen Arbeitsgebiet wie der Robotik. Auch Interesse am interdisziplinären Arbeiten sollte vorhanden sein. Englisch zu können ist selbstverständlich, weitere Fremdsprachen sind von Vorteil. Dafür sind die Verdienstmöglichkeiten auch sehr gut. Allerdings kommt es auch hier darauf an, bei welchem Unternehmen und in welcher Position man tätig ist.

Die Kuka AG sucht fortwährend nach neuen Mitarbeitern. »Da sich Kuka seit einigen Jahren auf stabilem Wachstumskurs befindet, geht damit ein entsprechender Personalaufbau einher«, erklärt HR-Manager Oliver Kast. »Wir bieten ein Internationales Traineeprogramm an und auch der Direkteinstieg ist möglich, beispielsweise in den Bereichen Entwicklung, Vertrieb, Montage oder Konstruktion.« Wichtig sei, dass der Bewerber ins Kuka-Team passt. »Jeder bringt seine persönliche Leidenschaft und fachliche Begeisterung mit und trägt so zum Unternehmenserfolg bei. Ohne neue Ideen läuft nichts. Wir wünschen uns Bewerber, die sowohl mitdenken als auch mit anpacken können.« Auch bei ArtiMinds Robotics sind Bewerber willkommen. Geschäftsführer Sven Schmidt-Rohr: »Wir suchen Informatiker, Wirtschaftsingenieure, Elektrotechniker und Maschinenbauer. Neben der fachlichen Kompetenz muss Leidenschaft für das Thema vorhanden sein. Ein Interesse, das über das reine Brötchen verdienen hinausgeht. Auch ein Einsteiger muss systematisch und selbstständig Probleme und Projekte bearbeiten können, die unter Umständen nicht vorstrukturiert sind.« Beide Unternehmen bieten auch Praktikums- und Werkstudentenplätze an und betreuen Abschlussarbeiten.

Und wie sehen die Fachleute die weitere Zukunft der Roboter? Müssen wir Menschen Angst haben vor einem realen Terminator? Oder werden wir uns irgendwann von sprechenden Servicerobotern wie C3PO bedienen lassen und uns Roboter-Hunde als Haustiere halten? Sven Schmidt-Rohr: »Ich sehe das vor allem ideell. Einige befürchten vielleicht die Vernichtung von Arbeitsplätzen – aber ich sehe eine Befreiung von manchen Tätigkeiten, zum Beispiel, dass Menschen den ganzen Tag am Fließband stehen müssen. Oder nehmen wir beispielsweise das Wohnungsputzen: Ein Staubsaughersteller hat mir einmal erklärt, dass mindestens die Hälfte der Leute davon befreit werden möchte. Und der Roboter ist letztlich auch nur ein Werkzeug wie der Hammer oder das Feuer oder das Auto. Diese Dinge haben die Welt verändert und so wird es auch mit den Robotern sein.« Und Dieter Westerkamp vom VDI fügt hinzu: »Die Zeiten der Schutzzäune um Roboter herum werden bald vorbei sein. Roboter werden mehr und mehr zum Kooperationspartner für den Menschen. Wichtig dabei ist aber, festzuhalten, dass Roboter den Menschen nicht ersetzen werden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Automatisierung immer für eine Stabilisierung des Arbeitsmarkts gesorgt hat. Das wird auch mit einer zunehmenden Zahl von Robotern so sein. Der Roboter wird dem Menschen helfen und ihm assistieren. Damit ergeben sich neue Geschäftsmodelle rund um den Roboter, die wiederum andere neue Arbeitsplätze schaffen werden.«


Im Fokus: HitchBOT

HitchBOT ist ein autonomer Roboter, der aus einer Projektarbeit von Frauke Zeller von der Ryerson University in Toronto und David Harris Smith von der McMaster University in Hamilton entstanden ist. Seinen Namen erhielt er aus der Kombination der Worte ›to hitchhike‹ und ›robot‹. Denn Ziel des Projekts war es, zu erforschen, ob ein Roboter auf die Hilfe von Menschen zählen könnte und damit eine Diskussion anzuregen über die Interaktion von Robotern und Menschen. Um das zu testen, sollte HitchBOT einmal quer durch Kanada von Halifax nach Victoria trampen. Hitch kann Unterhaltungen führen und sich über ein Display und einen beweglichen Arm anderen mitteilen – sich jedoch nicht selbstständig fortbewegen. Er war darauf angewiesen, von Menschen in deren Autos mitgenommen zu werden. Nach 6.000 Kilometern und knapp vier Wochen kam Hitch dann tatsächlich in Victoria an. 


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