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Drei Ing-Branchen im Digitalisierungscheck: Maschinenbau, Pharma und Logistik. Foto: @sebastiangrochowicz /unsplash

Maschinenbau, Pharma und Logistik: Drei starke Ing-Branchen im Digitalisierungscheck

Wie ist der Status Quo des digitalen Wandels, was wird anders? Wir haben drei Branchen unter die Lupe genommen und gecheckt: Was geht in Sachen Digitalisierung

Sie sind klassische Arbeitgeber für Ingenieure: Unternehmen der Pharma-, Maschinenbau-  und Logistikbranche. Welche Veränderungen in den jeweiligen Arbeitsfeldern durch die digitale Transformation bereits im Gange sind und welche Trendthemen sich abzeichnen, liest du im Kurzcheck.

Maschinenbau

Für das Jahr 2016 stellt die ›Index Digital‹-Studie dem deutschen Maschinenbau ein durchschnittliches Abschneiden in Sachen Digitalisierung aus. Das Tempo, in dem der digitale Wandel hier voranschreitet, wird dabei als gering eingeschätzt. Gepusht werde die Digitalisierung der eigenen Wertschöpfungskette vor allem durch die Zusammenarbeit mit externen Partnern, Start-up-Kooperationen beleben den Prozess. Im Jahr 2016 erzielten noch lediglich 20 Prozent der befragten Unternehmen über 60 Prozent ihres Umsatzes mit digitalen Angeboten – ein im Vergleich mit dem verarbeitenden Gewerbe unterdurchschnittliches Ergebnis, hier generierten bereits über 43 Prozent der Unternehmen ihren Umsatz überwiegend digital. 75 Prozent der von Bitkom befragten Industrieunternehmen arbeiten bereits mit Cloud Computing, sechs Prozent planen den Einsatz. 3D-Druckverfahren verwendet jedes vierte Unternehmen (27 Prozent), jedes Fünfte (18 Prozent) Robotik. Auch wenn die Digitalisierung im Maschinenbau scheinbar langsam voranschreitet, verankert die Mehrheit der Unternehmen sie bereits in ihrer strategischen Planung – sind sie sich doch der Relevanz des Themas bewusst. Im Faktenpapier zu Geschäftsmodellen in der Industrie 4.0 folgern die Experten des Digitalverbandes Bitkom: »Die Maschinenbaubranche verändert sich dahingehend, dass die Leistungsbeziehung nicht mit dem Aufstellen einer Maschine endet«. Vielmehr gelte es nun, die Kunden über den kompletten Lebenszyklus der Maschinen mittels eines digitalen Servicebündels zu begleiten. Eine Herausforderung, die spannende Jobs für qualifizierte Nachwuchskräfte bereithält.

Pharma

Szenario Heilung auf Knopfdruck: Der Kranke druckt sich per 3D-Drucker sein Medikament, abgestimmt auf die eigenen Gene und Lebensbedingungen, einfach selbst aus. Die nötigen Moleküle werden per Software im 3D-Drucker erstellt – die Vision, die Lee Cronin, ein Chemiker der Glasgow Universität, in einem TED-Talk vorstellt, steckt noch in den Kinderschuhen. Sie ist nur ein Beispiel von vielen dafür, dass die Digitalisierung der Pharmabranche in vollem Gange ist und spannende Aufgaben bereithält. Qualifiziertes Personal für den Umgang mit Sensoren, Virtual Reality, Smart Packaging oder eben dem 3D-Druck wird gesucht: Mehr  als doppelt so viele Unternehmen der Chemie- und Pharmabranche als im Vorjahr – insgesamt zehn Prozent der befragten Firmen – planen, bis Ende 2018 explizit Mitarbeiter mit Digital-Know-how einzustellen, so die Ergebnisse des Monitoring-Report Wirtschaft Digital 2016. Einer Umfrage des Personaldienstleisters Hays zufolge setze dabei jede vierte Führungkraft der Pharmabranche auf junge Absolventen. Weil durch die Digitalisierung der Anteil an sogenannter Wissensarbeit ohne vordefinierte Abläufe steige, seien Teamfähigkeit und eine eigenständige Arbeitsweise äußerst relevante Konstanten im Anforderungskatalog der Personaler.

Logistik

Digitalisierter geht es nicht – in der Bitkom-Vision von Logistik im Jahr 2030 bestimmen digitale Helfer das Bild: Im Lager stapeln Lagerroboter die Ware, die Mitarbeiter tragen Datenbrillen und intelligente Handschuhe. Ware wird im 3D-Drucker gedruckt, ihr Transport durch ein smartes System geplant, durchgeführt wird er von Drohnen nebst autonomen Fahrzeugen. Auch aktuell sind bereits viele digitale Technologien im Einsatz: 84 Prozent der befragten Unternehmen mit Logistikprozessen gaben bei einer Bitkom-Erhebung an, spezielle digitale Lösungen einzusetzen. Besonders weit verbreitet sind fahrerlose Staplersysteme (19 Prozent), Smart Container (20 Prozent) und Lagerroboter (16 Prozent). Trotzdem wird die Logistik auch als eher durchschnittlich digitalisiert gerankt –
die Luft nach oben gilt es zu füllen. Zwei Digitale Hubs sollen nun etwa dafür sorgen, dass Logistikunternehmen die digitale Transformation meistern. Sie bieten Dienste zur Befähigung und Networking in Hamburg und Dortmund an. Auf die Frage, welche Anforderungen künftige Logistikingenieure erfüllen sollten, antwortet Thorsten Hülsmann, Managing Director des EffizienzClusters Logistik Ruhr: »Sie müssen zu 85 Prozent Datenanalysten sein. Denn der Anteil von Datenanalyse- und Softwarekenntnissen in der Ingenieursleistung wird tendenziell noch weiter ansteigen. Außerdem sind Agilität und Flexibilität Methoden, die Ingenieure erlernen und beherrschen müssen.« Nur so könnten sie Innovationsprozesse verstehen und Produkte wie Prozesse konsequent dahingehend ausrichten, offen für neue Innovationen und Technologien zu sein.

Exkurs: IT-Sicherheit beim Staat

Zwei Fragen beantwortet Anke Gaul, Referatsleiterin für Personalgewinnung, vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Denn ein weiterer interessanter Ingenieurarbeitgeber ist der Staat. Dieser benötigt aktuell besonders im Bereich Sicherheit qualifizierten Ingenieurnachwuchs.

Frau Gaul, wie hat die Digitalisierung das Aufgabenfeld für Ingenieure beim BSI verändert?

Egal ob Industrieanlagen, Kritische Infrastrukuren, Gesundheitswesen oder die Verwaltung: Die Aufgabenfelder und Zielgruppen des BSI haben sich durch die Digitalisierung stark erweitert. Eine Kritische Infrastruktur, welche früher noch von äußeren Angriffen weitestgehend abgeschottet war, ist heutzutage für Steuerung und Fernwartung oftmals Teil eines Netzes. Dieses gemeinsam mit den Betreibern zu schützen, ist eine der spannendsten Aufgaben, die sich für Ingenieure bei uns bieten. Des Weiteren gehört dazu, Standards im Bereich der Kryptografie und IT-Sicherheit zu entwickeln oder Technologietrends zu analysieren und somit künftige Bedrohungen zu antizipieren.

Was sind die Trends, die Ihre Organisation aktuell im Zuge der Digitalisierung beschäftigen?

Das BSI gestaltet Informationssicherheit in der Digitalisierung durch Prävention, Detektion und Reaktion für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Konkret bedeutet dies Aufgabenfelder wie die Digitalisierung des Gesundheits-, Finanz- und Verkehrswesens, der Energiewende (Smart Metering und Smart Grid) und der Industrie 4.0. Außerdem befasst sich das BSI mit Themen wie dem Internet der Dinge, Smart Home oder der digitalen Gesellschaft und Verwaltung.

 

 


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