Lars Thomsen
JORMA MUELLER PHOTOGRAPHY

Lars Thomsen: future matters - Die Zukunft der Arbeit: Das Interview

Lars Thomsen ist Gründer von Future Matters. Er und sein Team beschäftigen sich mit der Zukunft von Energie, Mobilität und Künstlicher Intelligenz in den kommenden zehn Jahren und den zu erwartenden technischen Umbrüchen in dieser Zeit

Entwicklung der Energiebranche

Herr Thomsen, welche Entwicklungen beschäftigen die Energiebranche derzeit?

Künstliche Intelligenz, selbstlernende Systeme und Internet der Dinge. Durch diese Kombination verändert sich die Energiebranche extrem. Jedes System, das an ein Energienetz angeschlossen ist, wird zukünftig auch an das Informationsnetz angeschlossen und somit Teil des Internets der Dinge sein. Das heißt, die Schnittstelle zwischen Energie- und Informationssystemen ist eine große Herausforderung der nächsten Jahre.

Trends der Energiebranche

Welche Trends lassen sich neben der Digitalisierung in der Energiebranche in Deutschland beobachten?

Zum Beispiel die Speicherung der Energie vor allem in Batterien und das Thema Smart Grid. Bislang haben wir das ganze Potenzial von Smart Grids noch nicht ausgeschöpft. In zehn Jahren wird es 800 Sensoren geben, die ein Haus steuern. Die zu managen, wird Aufgabe eines intelligenten Energieversorgers sein. Die Elektromobilität wird außerdem einen enormen Markt generieren.

Auswirkungen auf Verbraucher

Wie wirken sich die Veränderungen der Branche auf die Verbraucher aus?

Der Verbraucher wird immer mehr zum Prosument, das heißt Verbraucher fangen an, ihren eigenen Strom zu produzieren – mit einem Dach in Südausrichtung kann man schnell zum Produzenten werden. Gerade in Verbindung mit der Speicherung kann so ein hoher Autarkiegrad erreicht werden.

Energieversorger Zukunft

Wie müssen Energieversorger darauf reagieren?

Es entwickelt sich ein neues Kundenverständnis, denn mit einem Prosumenten wird anders umgegangen als mit einem Konsumenten: andere Abrechnungsformen und häufigere Kommunikation. Man wird in Zukunft nur gewinnen können, wenn die Dienstleistungsqualität gegenüber dem Kunden deutlich erhöht wird.

Erfolgreiche Mitarbeitersuche in der Energiebranche

Dafür braucht es gute Mitarbeiter ...

Es werden Mitarbeiter gesucht, die innovativ sind, sich mit hochtechnologisierten Themen und Künstlicher Intelligenz auskennen und die ein neues Stromnetz aufbauen können. Derzeit findet ein riesiger Kulturwandel statt, weil die Energieversorgungsbranche bisher keine Notwendigkeit hatte, innovativ zu sein. Es eröffnen sich dadurch enorme Chancen, auch für die, die bislang nicht daran gedacht haben, in die Energiewirtschaft zu gehen. Durch den Umbau zu einem smarten, regenerativen Energiesystem besteht ein großer Bedarf an Mitarbeitern. Das macht die Branche attraktiv für offene Menschen.

Talentsuche Unternehmen der Energiebranche

Wie herausfordernd ist die Suche nach geeigneten Mitarbeitern?

Die Knappheit an Talenten ist enorm. Denn viele der Talente sind nicht nur bei Energieunternehmen begehrt, sondern auch bei Softwareunternehmen, Automobilherstellern und Banken. Mitarbeiter, die in der Lage sind, innovativ, aktiv und agil die Projektentwicklung voranzutreiben, sind gefragt.

Ziele der Energiewende Deutschland

Wo steht Deutschland auf dem Weg zur Energiewende?

Wir haben schon viel erreicht, denn rund ein Drittel der Energieerzeugung kommt aus regenerativen Energien. Die Herausforderung ist die folgende: Wir können weitere regenerative Energien nur in das Netz integrieren, wenn wir auch das Thema Speicherung und intelligente Regelung in den Griff bekommen. Bislang konnte das Energienetz eine bestimmte Menge an Energie durch Sonne und Wind aufnehmen, jetzt brauchen wir Regelungen, die überschüssige Energie speichern können.

Die Ziele erreichen

Ist es realistisch, dass Deutschland die gesteckten Ziele erreicht?

Bisher mussten diese Ziele aufgrund von politischen Vorgaben erreicht werden. Der Wendepunkt, der jetzt eintritt, ist durch das ökonomische Prinzip bedingt. Das heißt, die Energiewende wird nicht durch Förderung oder Umlagen finanziert, sondern ganz einfach, weil erneuerbare Energie billiger ist. Wenn eine Kilowattstunde aus einem Offshore-Windpark günstiger ist als eine aus einem Kohlekraftwerk, wird die Energiewende automatisch kommen. Ich möchte behaupten, dass in zehn Jahren aufgehört wird, fossile Kraftwerke zu bauen.

Übertragung Energieversorgung

Ist das auf die Energieversorgung weltweit übertragbar?

Wir sind am Ende des fossilen Zeitalters angelangt. Kohle- und Gaskraftwerke sind nicht mehr konkurrenzfähig mit regenerativen Energien. Wir sehen weltweit einen Tipping Point hin zu regenerativen und dezentralen Systemen. Selbst solche vermeintlich schmutzigen Länder wie China haben das erkannt – China ist der größte Generator von regenerativer Energie der Welt. Insgesamt gelten die Trends in Deutschland auch international.


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