Sicherheitsingenieur: Studium, Jobs, Ausbildung

Der Arbeitsalltag ist voller Gefahren. Sicherheitsingenieure sorgen dafür, dass ihre Kollegen abends heil nach Hause kommen 

Metallpressen, Kreissägen, Presslufthammer oder auch leicht entzündliche Brennstoffe: In der industriellen Fertigung gehört der Umgang mit unfallgefährlichen Maschinen und Material zum Alltag. Um den Schutz der Mitarbeiter kümmert sich der Sicherheitsingenieur – ein Beruf, der beim ingenieurwissenschaftlichen Nachwuchs wenig bekannt ist. Was Martin Haueisen sehr bedauert: 

»Ich verstehe wirklich nicht, warum der Beruf des Sicherheitsingenieurs noch immer ein angestaubtes Image hat«, sagt der 25-jährige Wirtschaftsingenieur. 

»Denn die Tätigkeit eines Sicherheitsingenieurs übersteigt deutlich das bloße Prüfen nach Gesetzesvorschriften.« Es gebe sicher nur wenige Berufe mit einem derart breiten Aufgabenspektrum, Eigenverantwortung, Gestaltungsspielraum und dem Ausgleich aus Tätigkeiten, die Fachwissen und Kommunikationsgeschick benötigen.


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Zitat Norbert Pfeil

Sicherheitsingenieur bei Endress+Hauser

Martin Haueisen spricht aus eigener Erfahrung. Seit Januar 2012 ist er am südbadischen Standort in Maulburg beim Unternehmen Endress+Hauser als Sicherheitsingenieur beschäftigt. 

»Da ich kein spezifisches Studium zum Sicherheitsingenieur gemacht habe, absolviere ich gerade im Rahmen meiner Arbeitszeit noch eine zweijährige Weiterbildung bei der Berufsgenossenschaft«, erzählt Haueisen. 

Bei Endress+Hauser, das in erster Linie Füllstand- und Druckmessgeräte herstellt, entwickelt der Sicherheitsingenieur derzeit ein Online-Training für Mitarbeiter an Büroarbeitsplätzen. 

»Damit können sich die Kollegen selbst am Computer schulen und lernen, wie sie ihren Arbeitsplatz optimal auf sich einstellen«, erklärt Haueisen. »Außerdem werden sie aufmerksam gemacht, was sie beachten müssen, wenn sie in der Produktion unterwegs sind.« 

Die Inhalte des Sicherheits-Online-Trainings seien auf die Gegebenheiten bei Endress+Hauser am Standort Maulburg angepasst. »Und durch die interaktive Gestaltung des Online-Trainings lassen sich die Informationen viel einfacher als bei einer Frontal-Präsentation aufnehmen«, erklärt der Sicherheitsingenieur.

Aufgaben eines Sicherheitsingenieurs

Ob austretende Gase beim Schweißen zu kanalisieren oder die Auswirkung von Dauerbeschallung der Mitarbeitenden auf die Arbeitsfähigkeit in Großraumbüros zu bewerten: 

Sicherheitsingenieure managen die Gesundheit und Sicherheit im laufenden Betrieb. Die Funktion ist in den meisten Unternehmen eine Stabstelle, mit direktem Berichtsweg zum Geschäftsführer. Typische Aufgaben sind die Beratung zu neuen Arbeitsmitteln, das Durchführen von Messungen zu Lärm- und Gefahrstoffen und die Unterstützung der Führungskräfte beim Verbessern von Arbeitsplätzen sowie der Einweisung von neuen Mitarbeitenden.

Sicherheitsingenieur: Beruf mit Nachwuchsmangel

Obwohl Spezialisten wie Martin Haueisen bei Endress+Hauser von diesem Berufsprofil begeistert sind, herrscht in der Branche massiver Nachwuchsmangel. »Schon vor etwa zehn Jahren haben wir gemeinsam mit der Industrie gefordert, die sicherheitstechnische Ausbildung für chemische und verfahrenstechnische Abschlüsse an den Hochschulen zu verbessern, weil der Arbeitsmarkt extrem knapp war«, sagt Norbert Pfeil von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM). »Leider hat sich bis heute kaum etwas an dieser Situation geändert.« 

Sprich: Die Zahl der Lehrstühle an den Hochschulen im sicherheitstechnischen Bereich ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen – und der Ruf der Unternehmen nach gut ausgebildeten Hochschulabsolventen ist immer lauter geworden. Die ProcessNet-Fachgemeinschaft Anlagen- und Prozesssicherheit setzt sich deshalb immer noch dafür ein, dass an deutschen Hochschulen Prozess- und Anlagensicherheit wieder stärker vertreten wird. »Durch die bestehende Altersstrukturen der Sicherheitsingenieure werden in den nächsten Jahren Lücken gerissen, die zu wesentlichen Verschlechterungen der sicherheitstechnischen Betreuung führen wird«, warnt auch Prof. Dr. Rainer von Kiparski, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Sicherheitsingenieure (VDSI).

Das Ergebnis: Wer sich im Verlauf seines Studiums auf Sicherheit spezialisert, hat derzeit extrem gute Jobchancen. So wie Martin Haueisen bei Endress+Hauser:

»Ich habe mein erstes Studienpraktikum bei Endress+Hauser in Maulburg im Bereich Prozessmanagement gemacht«, erzählt der 25-Jährige. »Scheinbar habe ich einen guten Eindruck hinterlassen, denn während ich in England studierte, bekam ich das Angebot, bei Endress+Hauser als Sicherheitsingenieur einzusteigen.«

Er habe nie ernsthaft darüber nachgedacht, in diesem Beruf zu arbeiten, sagt Haueisen, »aber bei näherer Betrachtung kam ich zu der Überzeugung, dass diese Stelle sehr gut zu mir passt und habe zugesagt.«

Beste Jobperspektiven für Sicherheitsspezialisten

Die Jobperspektiven für Hochschulabsolventen, die in Sachen Sicherheit Spezialisten sind, werden auch deshalb besser, weil ihnen in Betrieben mehr und mehr Managementaufgaben zugeschrieben werden: 

»Ob kleine Unternehmen oder große Konzerne – sie alle müssen sich sowohl in Fragen der innerbetrieblichen Arbeitssicherheit gut aufstellen als auch in Zeiten wachsender globaler Verflechtungen international geltenden Sicherheitsstandards gerecht werden«, erklärt Eva-Maria Kuhn, Abteilungsleiterin Human Resources Management bei Endress+Hauser.

»Waren Sicherheitsingenieure früher eher für die Einhaltung rechtlicher Anforderungen im Unternehmen zuständig, so tragen sie heute auch maßgeblich Verantwortung für die Optimierung von Prozessen – ganz klar eine Managementaufgabe.«

Sicherheitsingenieur - zwischen Richtlinien, Vorschriften und Gesetzen

Wer als Ingenieur im Berufsfeld Sicherheit tätig ist, muss sich erst einmal mit komplexen Richtlinien, Vorschriften und Gesetzen auseinandersetzen. Kenntnisse zum Beispiel im Umweltrecht sind daher von Vorteil. Mittlerweile müssen auch internationale Normen beachtet werden. Dabei gewährleistet der Sicherheitsingenieur eben auch, dass ein Unternehmen wettbewerbsfähig ist und die Mitarbeiter in Arbeit verbleiben. »Der Sicherheitsingenieur in einem modern aufgestellten Unternehmen fungiert somit als Business Partner für alle Führungskräfte im Unternehmen, berät und unterstützt sie in allen Fragen der Sicherheit, und das immer ›state of the art‹«, sagt Endress+Hauser-Personalerin Kuhn. »Sicherheitsingenieure sind also auch in Zukunft gefragte Leute.«


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Studium: Sicherheitsingenieur

Allerdings ist die Anzahl an speziellen Studiengängen nach wie vor überschaubar – als Leuchttürme gelten der Studiengang Sicherheit und Gefahrenabwehr an der Universität Magdeburg sowie der Fachbereich Sicherheitstechnik/Sicherheits- und Qualitätsrecht der Bergischen Universität Wuppertal. Die meisten Sicherheitsingenieure kommen heute immer noch über Umwege in ihre Jobs – wie auch Martin Haueisen, der an seinem Beruf vor allem die Abwechslung liebt: 

»Ich überprüfe einmal einen Arbeitsplatz, an dem mit brennbaren Flüssigkeiten gearbeitet wird, und im nächsten Meeting geht es darum, wie man die Prüfung von elektrischen Betriebsmitteln im Unternehmen besser organisieren kann.« 

Darüber hinaus habe er Kontakt zu vielen Abteilungen im Unternehmen: vom Geschäftsführer, Personalchef, Produktionsleiter bis zum Betriebsrat, Betriebsarzt, Ergonomie-Experten, Mitarbeiter im Büro und in der Produktion – mit allen habe man Schnittstellen und Berührungspunkte. »Das«, schwärmt Haueisen, »macht die Arbeit sehr abwechslungsreich.«

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