Auf die Frage, welche Trends es in den Ingenieurssparten momentan gibt, antwortete Jánszky kurz und knapp: »Digitalisierung, Digitalisierung, Digitalisierung.« Und weiter mutmaßte der Trendforscher:
»Erinnern Sie sich an ›Watson‹, den Supercomputer von IBM, der 2011 die ›Jeopardy‹-Gameshow im US-Fernsehen gewonnen hat? Er hatte auf jede Frage die schnellere und bessere Antwort, als die menschlichen Kandidaten. Im Jahr 2020 wird genau dieser Watson den Preis und die Größe Ihres Smartphones haben. Sie, Ihre Kinder, Ihre Kunden, Ihre Mitarbeiter – kurz jeder der sich ein Handy kaufen kann, wird einen Supercomputer in der Tasche haben, der auf die meisten Fragen bessere Antworten gibt als jeder Mensch. Damit verändert sich das Vertrauen. Menschen werden ihrem Handy mehr vertrauen als anderen Menschen. Und damit verändern sich die Geschäftsmodelle in nahezu allen Branchen, von Auto und Mobilität über Gesundheit und Food bis Immobilien und Maschinenbau.«
Kaffee als Trendbranche?
Trendbranchen sind in dem Sinne irgendwie also alle Branchen, weil sich die Digitalisierung auf alle Branchen auswirken wird – selbst auf die Kaffeeindustrie. Dies ist eine Branche, die nicht sofort in Verdacht gerät, trendy zu sein, schließlich wird Kaffee schon länger als erst seit ein paar Tagen getrunken. Dennoch ist auch diese eine Trendbranche.
Das liegt nicht nur daran, dass immer mehr Kaffee getrunken wird, allein bis zum Jahr 2019 erwartet die International Coffee Organization ICO ein Konsumplus von zehn Prozent für Deutschland und sage und schreibe 95 Prozent für Mexiko, sondern auch an technischen Fortentwicklungen.
»In der Vergangenheit haben vor allem internationale Kaffeekulturen und System- beziehungsweise Geräteinnovationen für neue Impulse und Veränderungen beim Kaffeekonsum gesorgt«, sagt zum Beispiel Ebba Grebe, Marketingleiterin bei Melitta Europa, Geschäftsbereich Kaffee. Klar, dass dafür auch Ingenieure gesucht werden. »Als einzige Kaffeemarke in Deutschland bietet Melitta alles, ›von der Bohne bis zur Tasse‹ an, also ein Sortiment, das Kaffees und Kaffeespezialitäten aber auch Geräte zur Kaffeezubereitung umfasst. Die Entwicklung der Geräteinnovationen wird maßgeblich von Ingenieuren geprägt. Sie orientieren sich an den Kundenwünschen und Bedürfnissen der Verbraucher und setzen diese in Filterkaffeemaschinen und Vollautomaten dementsprechend um. Ebenso beeinflussen sie die stetige Weiterentwicklung der Melitta Filtertüten im Rahmen der Papierherstellung«, ergänzt Grebe.
Die Elektromobilität fährt weiter hinterher
Auch andere Industriezweige sehen sich als Trendbranchen, und das teilweise schon seit einigen Jahren. Die Elektromobilitätssparte ist so ein Industriezweig, der sich gern trendy sieht, aber doch nicht wirklich aus dem Knick kommt. Die jährlichen Neuzulassungen bewegen sich in Deutschland immer noch im vierstelligen Bereich und damit angesichts von jährlich rund drei Millionen Pkw-Neuzulassungen im nicht wirklich messbaren Bereich. Trotzdem strotzte der Bundesverband eMobilität jahrelang vor Selbstvertrauen, als er verlautbarte, dass »der Zukunftsmarkt Elektromobilität bei der Schaffung von Arbeitsplätzen zu den großen Wachstumsbranchen in Deutschland gehören wird«. Diese Aussage darf – zumindest auf kurz- und mittelfristige Sicht – angezweifelt werden, allen kernigen Energiezielen in Deutschland zum Trotz. Dennoch hat Kurt Sigl, Präsident Bundesverband eMobilität, einen berechtigten Einwand.
»Die Diskussion rund um das Thema Neue Mobilität wird – insbesondere medial – häufig auf die Elektrifizierung des Automobils reduziert. Doch Elektromobilität ist viel mehr als nur ein Thema für vier Räder. Es geht hierbei primär um die Erhaltung von Mobilität als Voraussetzung und Treiber unseres Wohlstands. Die Voraussetzung dafür ist eine effizientere Nutzung der zur Verfügung stehenden Ressourcen, Infrastrukturen und Räume bei gleichzeitiger Reduktion schädlicher Emissionen«, erklärt Sigl und ergänzt: »Rund 20 Prozent des deutschen Treibhausgasausstoßes resultiert aus dem zunehmenden Transport von Menschen und Gütern, ein Großteil dabei aus dem Straßenverkehr, insbesondere durch Pkw. Wer mehr Klimaschutz und weniger Abhängigkeit von importiertem Erdöl will, muss erneuerbare Energien auch im Verkehrssektor verstärkt zum Einsatz bringen.«
Ein schöner, aber vermutlich auch kühner Wunsch, denn allen Trends zum Trotz ist der Mensch in manchen Sachen ein Gewohnheitstier.