Gerechtigkeitsstatue

Kanzleikarrieren im Check

Kanzleien liegen als Arbeitgeber voll im Trend: Was wird verdient, was ist gefordert und wie finde ich die passende Kanzlei für mich? Ein Überblick

Die Attraktivität des Anwaltsberufs ist nach wie vor ungebrochen. Zum 1. Januar des Jahres 2015 waren in Deutschland rund 164.000 Rechtsanwälte zugelassen, so die Statistik der Bundesrechtsanwaltskammer. Speziell die Anstellung in einer Kanzlei scheint für Nachwuchsjuristen ein erstrebenswertes Karriereziel. Mehr als 87 Prozent der vom trendence Institut befragten 2.260 Jura-Studierenden und Referendare sowie Volljuristen würden ihre Laufbahn gerne als Arbeitnehmer in einer Kanzlei starten. Und es bleibt nicht nur beim Wunschdenken: Swen Walentowski, Pressesprecher des Deutschen Anwaltsvereins (DAV), geht beispielsweise davon aus, dass Anwaltskanzleien der größte Arbeitgeber für Absolventen des zweiten Staatsexamens sind.

Das Gehalt soll stimmen

Die Anwälte von Morgen haben genaue Vorstellungen bezüglich ihres künftigen Jahreseinkommens und ihrer Arbeitszeit: Die in der trendence-Erhebung befragten Nachwuchsjuristen stellen sich ein Grundgehalt plus Bonus von 66.500 Euro bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 66,5 Stunden pro Woche vor. Erwartungen, die sich je nach Organisationsform einer Kanzlei – von der Großkanzlei über den Kanzleimittelstand bis hin zu den Boutiquen und kleinen Kanzleien – mehr oder weniger gut erfüllen lassen. In Sachen Gehalt sind die Unterschiede gewaltig: Während die Berufseinsteiger in einer der Top-20-Großkanzleien mit einem Jahresbruttogehalt zwischen etwa 85.000 bis 125.000 Euro, zuzüglich Bonus, rechnen können, wird die magische 100.000-Euro-Marge für Anwälte in kleinen und mittelständischen Kanzleien selten erreicht. Hier verdienen Einsteiger jährlich zwischen 38.000 bis 50.000 Euro.

Do you speak...? Fremdsprachenkenntnisse sind als Anwalt gefragt

Doch nicht nur die Arbeitnehmerseite stellt Bedingungen: Über die jeweils geforderten juristischen Formalqualifikationen hinausgehend, erwarten Kanzleien von ihren Bewerbern eine Reihe von Schlüsselqualifikationen. Darunter auch das Beherrschen von Fremdsprachen: »Fremdsprachenkenntnisse sind inzwischen in allen Segmenten Voraussetzung. Hierbei ist Englisch unabdingbar. Je nach Tätigkeitsschwerpunkt können Französisch, Spanisch oder skandinavische Sprachen von Interesse sein«, so Walentowski vom DAV. Dabei gehört es mittlerweile zum guten Ton, dass fortgeschrittene Studenten und Berufseinsteiger ihre englischen Sprachkenntnisse im Ausland erworben haben, erklärt Walentowski weiter. Ein möglicher Pluspunkt in der Bewerbung: Der LL.M., erworben an einer Universität im Ausland – Formalqualifikation und Garant für Fremdsprachenkenntnisse in einem. Was den rechtlichen Schwerpunkt von Bewerbern angeht: Hier sind aktuell besonders Arbeits-, Bau-, Vergabe-, Immobilienwirtschafts-, Lebensmittel- sowie Steuerrechtler gefragt, konkretisiert Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit.

Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Juristen

Insgesamt kann Ebsen dem Arbeitsmarkt für Juristen ein recht positives Zeugnis ausstellen. Die Erwerbstätigkeit sei insbesondere im Bereich der Rechtsvertretung und -beratung in den letzten Jahren stetig gewachsen, so der Arbeitsmarktexperte. »Die Juristen-Arbeitslosigkeit ging 2015 leicht zurück und befindet sich aktuell auf einem sehr geringen Niveau: Im Februar 2016 waren nur 1.100 Personen mit einem Rechtsanwaltsberuf arbeitslos gemeldet. Gleichzeitig ist die Zahl der Vakanzen, die bei den Agenturen für Arbeit im Laufe des Jahres gemeldet wurden, höher als in den Vorjahren.« Trotzdem warnt Paul Ebsen Berufseinsteiger vor einer allzu rosigen Erwartungshaltung: »Unter den arbeitslosen Juristen ist ein sehr hoher Anteil junger Menschen zu finden. So waren fast 60 Prozent der arbeitslosen Juristen noch keine 35 Jahre alt.« Eine verhältnismäßig kleine Sorge angesichts der geringen Arbeitslosenquote.

Jeder Topf braucht seinen Deckel: Die Suche nach der richtigen Kanzlei

Nun denn: Bevor es ans Bewerben geht, muss nur noch die passende Kanzlei gefunden werden. Swen Walentowski rät, im Vorfeld Prioritäten zu setzen: »Die Kanzleitypen sind genauso unterschiedlich wie die jeweiligen Aufgabenstellungen für Anwälte. Deshalb sollten die Verdienstmöglichkeiten nicht allein im Vordergrund stehen.«


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