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Karriere in der Großkanzlei - die richtige Wahl? kallejipp / Quelle: PHOTOCASE

Startrampe Großkanzlei: Karriere im Big Business

In der Großkanzlei wird hart gearbeitet und reichlich entlohnt. Wem ›work hard, play hard‹ liegt, ist hier goldrichtig

Der Lieblingsarbeitgeber unter den Jura-Absolventen ist sie vielleicht nicht mehr, trotzdem streben stolze 43 Prozent aller Abgänger eine Karriere in der Großkanzlei an. Das hat das trendence Institut in einer Absolventenbefragung im Jahr 2015 herausgefunden. Zwar hat unter anderem auch die hohe Arbeitsbelastung in dieser Kanzleiform dafür gesorgt, dass die Großkanzleien seit einigen Jahren an Attraktivität für Nachwuchsjuristen verlieren, so Annekatrin Buhl vom trendence Insitut. Dennoch sind immer noch fünf Ränge der zehn beliebtesten Arbeitgeber für Juraabgänger von Großkanzleien belegt: »Die beliebtesten Kanzleien sind Freshfields Bruckhaus Deringer auf Rang Drei, CMS Hasche Sigle auf Rang Fünf und Hengeler Mueller auf Rang Sechs«, so Buhl. Bei dem konkurrierenden Ranking ›Azur Top 100‹ liegen mit Freshfields, CMS Hasche Sigle, Linklaters und Hogan Lovells sogar vier Großkanzleien in den Top 5.

Großkanzlei: Nichts für Däumchendreher

Eine Arbeitswoche mit mehr als 60 Stunden scheint für die meisten jedoch akzeptabel – wenn die Bedingungen stimmen. Ein weiteres Ergebnis der Befragung von rund 2.300 Nachwuchsjuristen: Für interessante Mandate und Arbeitsaufgaben nehmen 75 Prozent der Absolventen einen hohen Arbeitsaufwand und Überstunden gerne in Kauf. An abwechslungsreichen Fällen sollte es in den häufig internationalen Sozietäten kaum mangeln. Außerdem gehören Großkanzleien nicht zu den ewig Gestrigen, auch sie bemerken den Wind der Generation Y: »Immer mehr Kanzleien bieten feste Teilzeitmodelle auch auf Partner-ebene an. Für Anwälte gibt es vermehrt individuelle Ausbildungsprogramme, flexible Arbeitszeitmodelle oder Home-Office-Lösungen«, sagt Swen Walentowski, Pressesprecher des Deutschen Anwaltsvereins (DAV).

In der Großkanzlei winkt ein dickes Gehalt

Auch die Bezahlung kann sich durchaus sehen lassen: »Die Einstiegsgehälter für Absolventen liegen in Großkanzleien zwischen 65.000 und 125.000 Euro im Jahr. In vielen Fällen können Absolventen mit etwa 100.000 Euro jährlich rechnen«, so Walentowski vom DAV. Summen, die sich sehen lassen können. Wer Twentyfour-Seven verfügbar ist, wird auch entsprechend entlohnt.

Der Einstieg in der Großkanzlei ist hart. Aber machbar 

Besonders für Einsteiger ist die hohe Arbeitsbelastung anfangs wohl die größte Herausforderung. Dr. Christoph Nolden, Partner bei SZA Schilling Zutt & Anschütz, rät deshalb dazu, sich gleich zu Beginn auf ein gutes Zeitmanagement zu konzentrieren: »Alles wird auf die Berufseinsteiger einstürmen: Spannende Beratungsprojekte und Rechtsstreite, Ausbildungsangebote, aber auch Veröffentlichungs- oder Vortragsanfragen. Hier müssen sie lernen, Prioritäten zu setzen und den Überblick zu behalten, um Deadlines einzuhalten.«

In der Großkanzlei führt der Weg nach oben. Anhalten? Fehlanzeige

Wer sich die großen Schuhe anziehen möchte, muss sich zudem bewusst sein, dass die Großkanzlei kein Streichelzoo ist. Nur wer es hoch schafft, darf bleiben. Das Up-or-Out-Prinzip bestimmt hier großteils die Personalpolitik. Die Karrierestufen in der Großkanzlei führen dabei üblicherweise vom Einstieg als Associate, und zwar vom First-Year- bis zum Managing- oder Senior-Asscoiate. In den Anfangsjahren steigen dann Praxiserfahrung, Stellung in der Kanzlei und auch das Einkommen kontinuierlich an, bis die Anwälte schließlich die ersten Mandate eigens verantworten und Leitungsaufgaben übernehmen. Zwar gibt es inzwischen häufig auch die Alternative, Counsel- oder Salary-Partner zu werden, aber das Nadelöhr liegt mehr denn je in der Equity Partnerschaft. So erklärt es auch Dr. Christoph Nolden auf die Frage nach den Karrierestufen in seinem Haus: »Grundsätzlich gibt es bei uns nur eine Karrierestufe zu meistern: Die Aufnahme in die Partnerschaft, über die nach dem siebten Berufsjahr entschieden wird.«

Das brauchst du für die Karriere in der Großkanzlei

Die Anforderungen an Bewerber entsprechen dem Credo, das für Arbeitspensum sowie Gehälter gleichweg gilt: hoch. DAV-Sprecher Walentowski geht davon aus, dass ein Teil der Großkanzleien zwei vollbefriedigende Examina voraussetzt oder zumindest erwünscht. Trotzdem glaubt er, dass auch Absolventen ohne Prädikatsexamen durch andere Qualifikationen punkten können. Den Doktorhut braucht es in Großkanzleien nicht zwingend: Eine Promotion sei zwar eine sehr gute Zusatzqualifikation, ebenso ein LL.M., erklärt Nicola von Tschirnhaus, Recruitment Manager bei Linklaters LLP. »Beide sind jedoch bei uns keine zwingende Notwendigkeit für eine erfolgreiche Bewerbung.« 

Wir haben für euch die Experten aus der Praxis gefragt: 

Für welche Schwerpunktgebiete suchen Sie aktuell nach juristischem Nachwuchs?

  • Carolin Carstens, HR Managerin Simmons & Simmons LLP: »Wir suchen in all unseren Tätigkeitsfeldern juristischen Nachwuchs, darunter insbesondere in den Bereichen Arbeitsrecht, Bank- und Finanzrecht, Corporate/M&A, Gewerblicher Rechtsschutz, Immobilienrecht und Insolvenzrecht. Auch in der Konfliktlösung, im Pharma- und Medizinprodukterecht, Produkthaftungsrecht, Restrukturierung, Steuerrecht und Wirtschaftsstrafrecht haben wir Vakanzen.«
  • Dr. Andreas von Criegern, Partner Esche Schümann Commichau: »Wir suchen Nachwuchs im Bereich Intellectual Property, hier insbesondere mit dem Schwerpunkt Marken- und Designrecht oder Patentrecht.«
  • Dr. Christoph Nolden, Partner SZA Schilling, Zutt & Anschütz:»Der Schwerpunkt unserer Beratungstätigkeit liegt auf den Bereichen Gesellschaftsrecht, M&A, Kapitalmarktrecht, Arbeitsrecht, Kartellrecht, Gewerblicher Rechtsschutz, Wettbewerbsrecht, Prozessrecht, Öffentliches Recht, Steuerrecht sowie Insolvenzrecht. Aktuell suchen wir insbesondere für die Bereiche Gesellschaftsrecht, Kartellrecht und Steuerrecht Berufsanfänger.«
  • Christine Herzog, Recruitment Manager Beiten Burkhardt: »Grundsätzlich sind wir immer in allen Rechtsgebieten auf der Suche nach neuen Kollegen. Aktuell suchen wir jedoch verstärkt in den Bereichen Immobilienrecht/Immobilienfinanzierung, Gewerblicher Rechtsschutz/IP/Medienrecht, Patentrecht, IT-Recht und auch im Bereich Arbeitsrecht.«
  • Matthias Nordmann, Partner SKW Schwarz: »Wir suchen stets in unseren Schwerpunktbereichen Arbeitsrecht, Gesellschaftsrecht / M&A, Gewerblicher Rechtsschutz / Wettbewerbsrecht, Medien- / Entertainmentrecht und Informationstechnologie / Digital Business. Darüber hinaus freuen wir uns über Bewerbungen in allen Bereichen des Wirtschaftsrechts, insbesondere Real Estate, Bank und Versicherung, Private Client, Handel und Transport.«
  • Nicola von Tschirnhaus, Recruitment Manager Linklaters LLP: »Je nach Vakanz in allen Fachbereichen: Arbeitsrecht, Aufsichtsrecht, Banking, Dispute Resolution, Gesellschaftsrecht/M&A und Gewerblicher Rechtsschutz. Genauso suchen wir für die Sektoren Immobilienwirtschaftsrecht, Investment Management, Kapitalmarktrecht, Kartellrecht, Öffentliches Wirtschaftsrecht, Restrukturierung & Insolvenz, Steuerrecht, Technologie, Medien & Telekommunikation.«
  • Welche Anforderungen sollte ein Bewerber für einen Zuschlag aus Ihrem Hause erfüllen?

  • Britta Grauke, Partnerin Litigation Weil, Gotshal & Manges LLP: »Wir suchen Bewerber mit Staatsexamen mit guten Ergebnissen, wobei ein Doppelprädikat keine Voraussetzung ist. Wichtiger sind für uns das Interesse an neuer juristischer Materie und spannenden Fällen. Außerdem sollten die Bewerber gute Englischkenntnisse haben, idealerweise durch einen Auslandsaufenthalt, der aber keine Voraussetzung ist. Ein LL.M. oder eine Promotion können das Profil abrunden, sind aber ebenfalls keine Einstellungsvoraussetzungen.«
  • Christine Friess, HR Marketing Young Professionals Morgan, Lewis & Bockius LLP: »Bewerber sollten ihre juristische Ausbildung mit Erfolg absolviert haben, herausragende Examensnoten, Promotion und exzellente Englischkenntnisse sind von Vorteil. Teamarbeit ist aufgrund der Komplexität der Projekte eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Mandatstätigkeit und bei Morgan Lewis ein unerlässlicher Bestandteil der Kanzleikultur. Daher sehen wir Team- und Kommunikationsfähigkeit als Kernkompetenz an.«

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