Foto: Debashis Biswas / Unsplash

Freiwilligenarbeit in Indien

Ein Jahr voller farbenfroher Eindrücke: Benedikt erzählt von Tempeln, Neugier und Herzlichkeit

Ich wache auf. Die tropische Sonne startet ihren Weg über Südindien. Ich höre das Hupen der Tuk Tuks und die Musik des hinduistischen Tempels. Vor mir liegt die erwachende Stadt. Es beginnt ein neuer Tag bei meinem Freiwilligendienst in Indien.

Ein ganzes Jahr habe ich in der Kleinstadt Vilathikulam in Tamil Nadu, dem südlichsten Bundesstaat, verbracht. Dort findet VEMBU statt: Ein soziales Projekt, das sich für Kinder, Frauen und Jugendliche einsetzt und versucht, deren Situation durch Programme, Angebote und Förderungen zu verbessern.

Die Idee, nach dem Abitur im Ausland Menschen zu helfen, wurde konkret, als ich mich bei den ›Don Bosco Volunteers‹ bewarb. Auf den drei Vorbereitungsseminaren lernte ich schon viel über Kultur, Pädagogik und Jugendarbeit. ›Don Bosco Volunteers‹ ist Teil des ›weltwärts‹-Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – es wird vom Bund gefördert und die Freiwilligen werden hinsichtlich Aufenthalt, Visum und Flug ordentlich unterstützt.

So saß ich im September 2018 schneller als gedacht im Flieger nach Indien. Meine Heimat für dieses Jahr lag inmitten indischer Ländlichkeit, umgeben von Feldern, Palmen und Dornbüschen. Tee-Shops reihten sich an Tempel, an Stoffläden, an Obststände. Es herrschte indische Hektik: Das Leben fand auf den Straßen statt. Die Menschen sprechen Tamil, doch dank Gastfreundschaft, Neugier und Selfie- Eifer kam ich schnell ins Gespräch – wenn auch mit brüchigem Englisch, Hand und Fuß.

Mein bunter Alltag

Der Tag begann früh. Mit der Sonne stand ich auf und ging zu den Jungs, die hier wohnen, um ihren Abschluss zu schaffen. Ich beaufsichtigte sie und half ihnen so gut ich konnte. Nachdem alle nach dem Frühstück zur Schule aufgebrochen sind, schwang ich mich auf meinen Draht- esel. Im Rucksack hatte ich Arbeitsblätter, Buntstifte, Bälle, Frisbees und Lernmaterial. Mein Ziel war die Grundschule in einem nahegelegenen Dorf, wo 50 Kinder großgezogen werden. Mit den Kids lernte ich ›spoken English‹ sowie Vokabeln und bastelte mit ihnen. Was gibt es Schöneres, als Kinder, die dich anlachen, an deiner Hand herumhüpfen und auf dich zurennen, um dich zu umarmen?
Die Freizeit am Nachmittag wurde nie langweilig: Blogartikel und Projekte wollten geschrie- ben, Shops besucht, Tamil-Vokabeln gelernt, Bücher gelesen und Freunde getroffen werden. Übrigens: Sport verbindet Menschen – das durfte ich jeden Abend erleben, als alle Kinder und Jugendliche der Umgebung zu uns kamen, um vor dem Lernen gemeinsam Badminton, Volleyball oder Uno zu spielen.

Besonders an Indien?

Besonders herausfordernd war die Kommunikation, am schönsten waren die Bindungen zu den Leuten jeden Alters, die ich aufbauen konnte, sehr aufregend waren die Urlaube und Auflüge: In ein paar Wochen hatte ich die Gelegenheit, das ganze Land kennenzulernen. Tempel, Berge, Strände – Indien hat viel zu bieten. Besonders spannend war die fremde Kultur. Anders als Touristen habe ich das Land nicht nur besichtigt, sondern dort gelebt. Das ist natürlich eine viel intensivere und prägendere Erfahrung.

Ich würde mich sofort wieder für den Freiwilligendienst entscheiden und kann das jedem nur empfehlen. Es ist ein tolles Erlebnis, das viele deiner Einstellungen und auch ein bisschen dich selbst verändern wird. Probier's aus – mach was Sinnvolles!

 


Anzeige

Anzeige