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Dr. Katrin Dziekan: So sehen die Städte der Zukunft aus

Dr. Katrin Dziekan leitet seit 2012 das Fachgebiet ›Umwelt und Verkehr‹ am Umweltbundesamt. Sie studierte Psychologie an der TU Dresden und promovierte an der KTH Stockholm im Fach ›Verkehrsplanung‹. Frau Dziekan war unter anderem auch in der wissenschaftsbasierten Politikberatung tätig.

Sie erzählt uns, wie ihrer Meinung nach die Städte der Zukunft aussehen werden.

Auf dem Weg zur Grünen Stadt

»In der Stadt von morgen lebt es sich besser, schöner, entspannter und gesünder

In der Vision des Umweltbundesamtes sind die Großstädte lärmarm, grün, kompakt und durchmischt – ihre Bewohner umweltschonend mobil. Es gibt weniger Verkehr, weniger Autos und weniger Belastungen für Umwelt und Klima. ›Weniger‹ auf der einen Seite schafft ›mehr‹ auf der anderen – mehr Grün, mehr Lebensqualität und mehr Raum zum Leben. Sicher ist: In der Stadt von morgen lebt es sich besser, schöner, entspannter und gesünder.

Wie wollen Sie den Lärm in einer Stadt reduzieren? Viel Lärm geht auf das Konto des motorisierten Verkehrs. Mehr Elektromobilität kann den Lärm spürbar senken, da Elektromotoren leiser sind. Allerdings dürfen die Fahrzeuge nicht schneller als 30 Kilometer pro Stunde fahren, denn dann überwiegt das Fahrgeräusch und Elektroautos wären genauso laut wie Autos mit einem Verbrennungsmotor.

Innerorts empfiehlt das Umweltbundesamt schon seit 20 Jahren eine Regelgeschwindigkeit in dieser Größenordnung.

Zudem soll es laut Ihrer Vision mehr Grün und mehr Lebensqualität geben. Welche Pläne gibt es dahingehend? Wenn weniger Autos gebraucht werden – uns schwebt für Großstädte ein Zielwert von 150 Pkw pro 1.000 Einwohner vor –, dann wird der bisher von Autos zugeparkte Raum anders verwendet: Spielplätze statt Parkplätze. Radwege statt Seitenrandparken. Gemeinschaftsgarten statt Gemeinschaftsgarage. Der wertvolle Raum in der Stadt wird anders genutzt. Gleichzeitig wird es sicherer, komfortabler und attraktiver mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs zu sein.

Der Wohnraummangel ist momentan eines der größten Probleme. Wie kann dem entgegengewirkt werden? Mehr Bauen ist sicher eine Lösung, aber bitte auch mit hohen Qualitäts- und Umweltstandards. Zudem sollte der Platz in der Stadt statt auf der ›grünen‹ Wiese genutzt werden. Eingeschossige Supermärkte mit großem Parkplatz sind unsinnig und Platzverschwendung. Mehrgeschossige Bauten, mit Geschäften im Erdgeschoß und Wohnungen darüber, sind die Zukunft. Ebenso könnten Bahnhöfe, Busbahnhöfe und natürlich größere Parkplätze überbaut werden.

Inwiefern beeinflusst die Digitalisierung die Städte der Zukunft? Der Lieferverkehr wird weiter zunehmen, da wir immer mehr online bestellen. Gleichzeitig werden weniger Wege zum Einkaufen zurückgelegt. Multimodale Apps ermöglichen eine bessere Nutzung von Bus, Bahn, Leihrad, Leihroller, Car- oder Ridesharing. Ich hoffe nicht, dass autonom fahrende Autos das Zufußgehen und Radfahren behindern werden. Dazu müssen Städte klare Regeln aufstellen und die aktive Mobilität und den öffentlichen Verkehr priorisieren.

Welche Folgen haben diese Veränderungen für die Bewohner in der Stadt der Zukunft? Zum einen verändert die Digitalisierung Fahrzeuge, Mobilitätsangebote und Steuerungsinstrumente. Sie erleichtert Planung, Abstimmung und Realisierung einer Stadt mit mehr Mobilität und weniger Autoverkehr. Wenn alles in einem klug gesetzten Rahmen abläuft, dann werden die Bewohner es besser haben.


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