Die aktuellen Trends der deutschen Lebensmittelindustrie
Lebensmittelsicherheit, minimal processing, Hochdrucktechnologie, Nanotechnologie, Automatisierung – das sind die aktuellen Trends der deutschen Lebensmittelindustrie. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) in ihrem ersten Trendmonitor Lebensmitteltechnologie, für den sie rund 280 Lebensmittel- und Getränkehersteller aus dem deutschsprachigen Raum befragt hat. ohne die Arbeit von Naturwissenschaftlern sind all diese Innovationen nicht möglich.
»Naturwissenschaftler finden sich in der Ernährungsindustrie vor allem in den Bereichen Forschung und Entwicklung«, erklärt Brigitte Faust, Verbandspräsidentin der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss e.V. (ANG).
»Produkte werden weiter optimiert. Die Entwicklung neuer Rezepturen ist ein überaus sorgfältiger Prozess, in den viel Know-how fließt.« Aber auch bei der Verfahrenstechnik und in Qualitätskontrollen sind Naturwissenschaftler gefragt. »Qualitätskontrolle reicht hierbei von der Koordination interner Abläufe bis hin zum Kundenmanagement bei Fragen oder Reklamationen«, so die Verbandspräsidentin. Und sie fügt hinzu: »Last but not least benötigen wir Naturwissenschaftler, um unsere Produktionsprozesse optimal nachhaltig auszurichten. Dazu zählt unter anderem der schonende Umgang mit Ressourcen bei den Rohstoffen und Verarbeitungsprozessen.«
Ohne Naturwissenschaftler wäre unser Essen also nicht nur langweiliger, sondern auch weniger sicher
Sie kreieren neue Produkte und testen neue Inhaltsstoffe. Denn wer hätte schon Lust auf die immer gleiche Pizza und das gleiche Eis? Und wer macht sich nicht manchmal Gedanken, über die Langzeitwirkung von beispielsweise Genmais oder Gensoja auf die eigene Gesundheit? »Der Verbraucher ist extrem anspruchsvoll, aber gleichzeitig sehr preissensibel«, weiß Brigitte Faust.
»Für diese Herausforderungen benötigen wir innovative Gedanken und schlaue Köpfe.«
Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Arbeitsmarktsituation für Absolventen in der Branche gut aussieht. »Die Arbeitsmarktsituation in der Ernährungsindustrie ist insgesamt sehr gut«, meint die Fachfrau. »Wir haben einen riesigen Fachkräftebedarf und dies wird auch in den kommenden Jahren so bleiben. Dies betrifft ganz besonders Hochschulabsolventen und natürlich Naturwissenschaftler. Berufseinsteiger finden bei uns optimale Bedingungen für Ihren Karrierestart.«
Ihren Karrierestart hat Insa John schon gemeistert. Seit Dezember 2009 ist die 29-Jährige als Produktentwicklerin bei Dr. Oetker im Bereich Forschung und Entwicklung für Tiefkühlkost tätig. »Meine Aufgaben umfassen alle Tätigkeiten der Produktentwicklung von der Rezepturerstellung bis zur Umsetzung. Dazu gehören zum Beispiel die Auswahl geeigneter Rohstoffe und das Testen neuer Technologien, Versuche im Technikum, Verkostungen sowie Muster- und Erstproduktionen in den Werken. « Insa John hat an der Universität Gießen ihren Bachelor in Ökotrophologie gemacht und dann den Master in Ernährungswissenschaften draufgesattelt.
»Mit Beginn des Studiums war für mich klar, dass ich in der Ernährungsindustrie arbeiten möchte. Der Umgang mit Lebensmitteln und deren Herstellungsverfahren haben mir schon immer Spaß gemacht und mich auch privat interessiert«, erzählt die Ernährungswissenschaftlerin.
Während ihrer Masterarbeit bewarb sie sich auf eine Traineestelle im Bereich Forschung und Entwicklung von Dr. Oetker. »Und im Dezember 2009 konnte ich das 18-monatige Traineeprogramm als internationaler Trainee mit Schwerpunkt Produktentwicklung beginnen.« Dabei spielte für Insa John auch die Internationalität des Unternehmens eine ausschlaggebende Rolle für ihre Bewerbung. Sie schwärmt: »Im Rahmen meines Trainee-Programms hatte ich auch die Möglichkeit, sechs Monate an unserem Standort in Leyland, Großbritannien, zu arbeiten – eine Zeit, an die ich mich immer gern erinnere!« Ganz entscheidend für Ihren Beruf seien ein ausgeprägtes naturwissenschaftliches und technisches Interesse, Kreativität und natürlich der Spaß am Umgang mit Lebensmitteln, findet die Ernährungswissenschaftlerin. »Jemand, der die Arbeit in Projekten sowie Abwechslung schätzt und flexibel, international und interkulturell offen ist, dürfte an der Arbeit in der Produktentwicklung viel Freude haben.« Und sie hat auch noch einen Rat für alle, die wie sie gerne in der Lebensmittelindustrie arbeiten wollen:
»Praktika bieten gute Möglichkeiten, um mehr über Unternehmen und Aufgabenfelder zu erfahren.«
Letzteres bestätigt auch Daniela Müller, Personalreferentin der Personalentwicklung bei Dr. Oetker: »Für Hochschulabsolventen und Studierende, die kurz vor ihrem Hochschulabschluss stehen, ist es wichtig, frühzeitig herauszufinden, welches Unternehmen zu ihnen passt. Praktika und praxisnahe Veranstaltungen wie die Dr. Oetker Talent Days bieten einen direkten Einblick ins Unternehmen und dessen Kultur.«
Naturwissenschaftler werden in der gesamten Ernährungsindustrie gebraucht
Brigitte Faust: »Die etwa 500.000 Beschäftigten der Branche verteilen sich auf mehrere tausend Betriebe – vom kleinen Mittelständler bis hin zum internationalen Großkonzern. Daher ist es wichtig, sich zu informieren und zu vergleichen – am besten über Praktika. Studierende sollten sich verschiedene Unternehmen ansehen. Die tägliche Arbeit in einem mittelständischen Betrieb kann sehr von der im Großunternehmen abweichen. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch, sondern es muss einfach passen.« Allerdings kann die Größe eines Unternehmens schon entscheidend sein, schränkt die Fachfrau ein, denn je größer das Unternehmen, desto größer sind auch die Forschungsabteilungen und damit der Bedarf an Naturwissenschaftlern. Die Einstiegsgehälter hängen stark vom einzelnen Unternehmen und der ausgeübten Tätigkeit ab und liegen zwischen 30.000 und 60.000 Euro. Karrierewege sind sowohl als Fach- als auch als Führungskraft möglich. Brigitte Faust: »Fachkräftesicherung ist überall ein Thema, auch im Zuge des demografischen Wandels. Unternehmen werden daher verstärkt Menschen bereits in der Ausbildung oder während des Studiums an sich binden und betrieblich qualifizieren. Und wir sehen gerade in den technischen und naturwissenschaftlichen Berufen noch ein riesiges Potenzial bei Frauen. Diese möchte ich ausdrücklich ermuntern, sich für die Ernährungsindustrie zu interessieren.«