Foto: Tamarcus Brown/Unsplash

Vom Master of Desaster zum Master of Motivation

Wie du dein Studium strukturierst und problemlos auf die Reihe bekommst, verrät dir dein innerer Schweinehund in diesem Brief

Hallo, 

ich bin ein alter Bekannter von dir. Ich bin dein innerer Schweinehund. Leider habe ich einen sehr schlechten Ruf. Vielleicht hast du auch schon einmal gesagt, dass ich dich vom Lernen, Sport oder gesunder Ernährung abhalte. Faktisch bin ich an allem schuld, was dir jemals passiert ist. Das ist auch gut so. Gib mir die Schuld. Denn ich möchte dein Freund sein und will, dass es dir gut geht. Aktuell stehen wir an einem Scheidepunkt deiner bisherigen Bildungskarriere. Bis jetzt hatten wir oft viel Spaß zusammen und haben uns super abgelenkt. Leider stimmen die Noten nicht. Sie drücken nicht im Entferntesten das aus, was du eigentlich im Stande bist zu leisten. Das schlägt sich auf unser beider Selbstwertgefühl und unsere Zukunft nieder. Nichts im Leben ist anstrengender, als Ziele zu haben, für die wir nichts tun. Daher möchte ich dich fragen: Wollen wir so weitermachen wie bisher oder hast du Lust, etwas Neues auszuprobieren?

DAS AUSSERORDENTLICHE TRAINING DEINES SCHWEINEHUNDES

Wie du weißt, bin ich ein Hund. Hunde können trainiert werden und machen auf Kommando genau das, was du sagst. Das Beste dabei – mit einem Leckerli finden wir das ganz großartig. Wie wäre es also mit Leckerlis in Form von Kompromissen?Du vereinbarst eine bestimmte Lernzeit mit mir, während der ich mich in den Korb verkrümle und im Anschluss kann ich dann schwanzwedelnd meine Belohnung abholen. Konkret könnte das wie folgt aussehen:

• Statistikaufgaben lösen von 12 bis 15 Uhr und danach ab an den See.

• Oder zwei Seiten Hausarbeit schreiben, bevor du dich mit Freunden auf einen Netflix-Abend triffst.

Dabei sind deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt. Nur eines solltest du bei unserem Training beachten: erst das Training, dann das Leckerli! Ganz wichtig hierbei ist regelmäßiges Training, damit ich Gewohnheiten aufbaue. Ich bin sehr vergesslich und nach ein paar fehlenden Trainingseinheiten spiele ich lieber mit dem Gummihuhn, als mich ruhig zu verhalten, damit du ungestört lernen kannst. Gewohnheiten sind das Wichtigste im Umgang mit mir, deinem Schweinehund. Wenn ich jeden Tag zur selben Zeit aufstehe, dann dauert es gar nicht lange und ich bin ein waschechter Frühaufsteher. Ebenso ist es beim Lernen. Setzt du mich regelmäßig, zum Beispiel täglich, in mein Körbchen, dann weiß ich nach einigen Wochen selbst, wohin ich muss, wenn du Zeit zum Lernen brauchst. Neue Studien weisen darauf hin, dass es zwischen sechs und neun Wochen dauert, bis deine Geduld in Form einer Routine belohnt wird. Das Beste ist, dass die Überwindung wegfällt. Es läuft wie von selbst!

DIE DREI WEGE DER SCHAFFENSKRAFT

Schon wieder eine lästige Recherche für die Hausarbeit? Noch mehr Texte zum Lesen? Tja, hilft alles nichts. Es sollte erledigt werden. Hierbei stehen dir nun drei Wege zur Verfügung, welche dich durch diese oftmals nervigen Teilaufgabem deines Studiums leiten:

1. AUFGABEN KILLEN DURCH MOTIVATION

Klar, es gibt Dinge, die bräuchten massive Mengen an Belohnungsschokolade, um sich aufzuraffen. Und vielleicht hilft Schokolade auch nicht bei jeder Aufgabe. Das ist so ein Ding mit der Motivation. Sie verändert sich, ist nicht statisch. Du könntest dir und deinem Schweinehund einreden, dass du das Thema der Hausarbeit extrem interessant findest. Oder du verliebst dich einfach in Statistiken und kriegst deshalb nicht mehr genug davon. Es geht aber auch einfach, wenn du dir sagst: Etwas für die Uni zu erledigen, dauert eine gewisse Zeit und danach kann ich diesen Punkt abhaken und muss ihn auch nicht noch einmal machen.

2. AUFGABEN KILLEN DURCH WILLENSKRAFT

Du willst das Studium unbedingt schaffen und hierzu brauchst du genau diese eine Prüfung. Also verwendest du all deine Kraft darauf, diese Prüfung so gut wie möglich zu bestehen. Ja, das machst du wunderbar! Aber ich denke, du bist auch nur ein Mensch und unterliegst somit der endlichen Gesetzen der Willenskraft. Denn diese ist nicht unerschöpflich und lässt nach einiger Zeit nach. Ob du das gut findest oder nicht.

3. AUFGABEN KILLEN DURCH GEWOHNHEITEN

Das ist die wahrscheinlich zuverlässigste Methode, etwas für die Uni zu erledigen. Du investierst regelmäßig Zeit für anfallende Aufgaben und etablierst Routinen. Logisch, auch dabei fallen noch nebenbei Aufgaben an, die zu erledigen sind. Aber die wirken längst nicht so beängstigend, wenn alles andere bereits im Alltag erledigt wurde. Ich als dein Schweinehund weiß, wie schwierig es sein kann, mein Training im Unialltag zu lotsen. Hier läuft eben nicht jeder Tag wie der Vorherige. Der Stundenplan zeigt unterschiedliche Vorlesungszeiten. Mal beginnt die Uni morgens um 8 Uhr, und ein anderes Mal musst du erst abends zur Vorlesung. Hinzu kommen noch andere aufregende Dinge wie Partys oder Kochabende mit Freunden, die höchste Flexibilität fordern. Trotzdem können das Schweinehundtraining und die Gewohnheitsbildung funktionieren. Wenn du dir einen Kalender, einen Studienplaner oder etwas Ähnliches zulegst, kannst du flexibel auf spontane Änderungen reagieren. Hier kannst du ebenfalls deine Gewohnheiten managen. Denn eines solltest du dringend bedenken: Deine Gewohnheiten sollten zeitenunabhängig sein. Du wirst es vielleicht nicht schaffen, jeden Tag von 10 bis 12 Uhr zu büffeln oder jeden Abend drei Stunden vor dem Laptop zu sitzen. In einem Planer kannst du feste Zeiten kurzfristig einplanen und gleichzeitig die langfristigen Ziele und Aufgaben im Blick behalten.

DIE DREI-MAL-ACHT-REGEL – ODER WIE DU DEIN STUDIUM ZUR BERUFUNG MACHST

Als dein Schweinehund kenne ich deine Schwächen und werde versuchen, sie für meine Zwecke zu nutzen. Wenn du mich trainiert hast, kann es darum gehen, wie du deine Zeit einteilst. Denn im Studium musst du dir deine 24 Stunden selbst einteilen. Und zwar so, dass nach mindestens sechs Semestern etwas Brauchbares für den Arbeitsmarkt herauskommt. Klar kannst du alles liegen lassen und schieben, das führt aber vor den Klausuren zu Lernstoffstau. Du musst in kürzester Zeit verschiedenste Stoffgebiete in deinen Kopf kriegen. So manch einer scheiterte schon an diesem Dismanagement. Wie wäre es also mit der Drei-mal-acht-Regel? Diese besagt grob, dass du – inklusive der Vorlesungen – acht Stunden für die Uni arbeitest, acht Stunden Freizeit hast und acht Stunden schläfst. Wie du das einteilst, bleibt dir überlassen. Aber hier noch ein paar Tipps, wie auch ich als dein Schweinehund merke, dass wirklich Lernzeit ist:

• Suche dir einen vertrauten Gegenstand und stelle ihn an deinen Arbeitsplatz.

• Deponiere mediale Ablenkungsmaschinchen in Schubladen oder außerhalb deinerReichweite.

• Kaufe dir eine besondere Tasse – bevor du dich zum Lernen hinsetzt, bereite dir dein Lieblingsheißgetränk für die Lernzeit zu.

All das hilft dir, deine Routinen als etwas Vertrautes wahrzunehmen. Meine Belohnung hole ich mir danach ab.

Es grüßt,

dein innerer Schweinehund

 

Text: Dr. Daniel Hunold und Nadine Lücker


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