Wie in der ersten Tanzkursstunde musst du beim Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit Schritt für Schritt vorgehen. Denn deine Arbeit besteht nicht nur aus dem Papierstapel, den du am Schluss abgibst. Hast du diesen Stapel erst einmal fertig, liegen folgende Phasen wissenschaftlichen Arbeitens hinter dir:
- Du kannst einen Problembereich erfassen
- Du kannst dir Literatur zu deiner Fragestellung suchen
- Du kannst die Literatur zur deiner Problemstellung verstehen
- Du kannst ein Thema strukturieren
- Du kannst eine empirische Erhebung zu deinem Thema durchführen
- Du kannst die Fragestellung sprachlich umsetzen und diese in deiner wissenschaftlichen Arbeit formal aufbereiten.
Das ging dir jetzt alles zu schnell? Hier kommt eine ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob die wissenschaftliche Arbeit eine Hausarbeit, eine Seminararbeit oder direkt eine Bachelorarbeit oder Masterarbeit ist!
Schritt 1: Fragestellung der wissenschaftlichen Arbeit festlegen
Wo liegt des Pudels Kern? Diese Frage leitet dich zu Beginn. Noch offen für Ideen, aber schon zielgerichtet betreibst du Brainstorming und ziehst Suchmaschinen im Internet zu Rate. Wenn das Thema für deine wissenschaftliche Arbeit nicht gerade ›Online-Suchmaschinen im Vergleich‹ lautet, ist es im Verlauf der Arbeit das einzige Mal, dass du dich auf Google & Co. beziehst.
Docear ist zum Beispiel eine kostenlose Software, mit der du Mindmaps erstellen kannst. Überhaupt solltest du wie ein alter Mann alles aufschreiben. Wenn die Ideen nur so in den Kopf hineinstrudeln, purzeln sie auch schnell wieder hinaus. Außerdem hilft dir die schriftliche Form dabei, einen roten Faden zu finden, dem du beim Niederschreiben später konsequent folgen solltest. Lieber grenzt du dein Thema eng ein, als es zu offen zu halten. Wenn du tief in dein Fachgebiet einsteigst, wird sich genug Stoff für die Arbeit ergeben. Hilfreich ist auch, mit dem Professor fest abzustecken, was dein Thema ist. Und vor allem: was nicht!
Schritt 2: Daten sammeln und werten
Willkommen zum heimlichen Hauptteil einer jeden wissenschaftlichen Arbeit! Am allermeisten Zeit soll und darf dieser Arbeitsschritt kosten. Lesen mag banal klingen, bei wissenschaftlichen Texten ist es aber richtige Arbeit und sollte deshalb auch als solche ernst genommen werden.
Wissenschaftliches Arbeiten in Bezug auf Lesen bedeutet, den Kontext zu recherchieren, Begriffe nachzuschlagen und zu exzerpieren. Wenn du dir ein persönliches Abkürzungsverzeichnis erstellst, kannst du auch in Vorlesungen schneller mitschreiben und deinen eigenen Unterlagen selbst nach Jahren noch trauen. Literaturdatenbanken kannst du dir als Software herunterladen. Sie helfen, deinen Textkorpus zu sortieren. Während des Lesens kannst du schon das Literaturverzeichnis erstellen. Gerade zu Beginn der Arbeit lohnt es sich, nach dem Was-ich-hab-hab-ich-Prinzip vorzugehen, zumal du bis zur Abgabe der wissenschaftlichen Arbeit die Bücher oft wieder zurückgegeben haben wirst und Angaben wie die verwendete Auflage im Nachhinein nur schwer herauszufinden sind. Das Literaturverzeichnis erst am Ende zu schreiben, wäre ein großer Fehler.
Beim Exzerpieren ist es ratsam, den strengen roten Faden, den du direkt am Anfang erstellt hast, immer anzulegen. So vermeidest du, dich in der Lektüre zu verlieren und vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen. Auch wichtig: Wenn deine Arbeit eine eigene empirische Erhebung verlangt, kommt dieser Schritt jetzt. Am Schluss musst du wie ein Eichhörnchen die Informationsnüsse sortieren, die du gesammelt hast, damit du dich ohne viel Mühe den harten Schreibwinter lang davon ernähren kannst!
Schritt 3: Deckblatt und Layoutvorgaben
Bevor dich die Angst vorm weißen Blatt ergreift, fang einfach mit dem Deckblatt an. Das gehört schließlich auch dazu. Wenn du gleich mit dem Inhaltsverzeichnis beziehungsweise der Gliederung weitermachst, vergiss nicht, dass auch das Literaturverzeichnis, die eidesstattliche Erklärung und gegebenenfalls die Danksagung und ein Lebenslauf Bestandteile einer wissenschaftlichen Arbeit sind.
Bei den Layoutvorgaben richtest du dich – sofern vorhanden – nach den Richtlinien deines Professors oder des Instituts. Grundsätzlich wird eine wissenschaftliche Arbeit in Times New Roman oder Arial geschrieben, Schriftgröße ist 12 pt, der Zeilenabstand eineinhalbfach. Arial ist etwas größer, Times dafür angenehmer zu lesen, da sie eine Serifenschrift ist.
Bei der Zitationsweise gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wenn du keine Vorgaben zum Thema Zitieren hast, entscheide dich für die in deinem Fach übliche Methode oder diejenige, die dein Professor verwendet. Die kannst du in einer Veröffentlichung von ihm oder ihr nachschauen. Alle verwendeten Quellen, also zitierte Bücher, Zeitschriftenartikel, Beiträge in Herausgeberwerken (das sind Lexikabeiträge und ähnliches), Forschungsberichte, Kongress- und Tagungsbeiträge, Internetquellen, Doktorarbeiten und unveröffentlichte Abschlussarbeiten musst du korrekt und auf einheitliche Art und Weise aufführen. Die meisten Universitäten bieten Kurse an, in denen du den Umgang mit Textverarbeitungsprogrammen lernst. Es lohnt sich, gleich von Beginn an mit Formatvorlagen zu arbeiten.
Schritt 4: Gliederung der wissenschaftlichen Arbeit
Die Literatur ist ausgewertet und ein Dokument angelegt? Dann kann es losgehen! Die Arbeit ist mindestens in deinem Kopf und auf einem Schmierpapier gegliedert. Das ist wichtig, um dich in die eigentliche Fragestellung zurückzuholen, wenn du dich mal vergaloppierst. Anfangen kannst du irgendwo. Am besten beginnst du mit dem Teil der Arbeit, der dir am leichtesten fällt. Am Ende kannst du alle Teile in die richtige Reihenfolge bringen. Um die Stringenz deiner Arbeit zu gewährleisten, kannst du vor jedem Kapitel kurz zusammenfassen, was du schreiben willst. Diese Abstracts können später die Grundlage für deine Einleitung werden. Diese wird erst am Ende geschrieben.
Vor allem bei längeren wissenschaftlichen Texten wie Abschlussarbeiten und Doktorarbeiten musst du in der Einleitung ankündigen, worauf du hinauswillst, eine Kernfrage oder Kernthese formulieren, die du mit deiner wissenschaftlichen Arbeit beantworten möchtest. Damit du auch wirklich da ankommst, wo du hinwillst, legst du das erst am Ende sicher fest. Untermauerst du deine Argumente mit Zitaten, stelle sicher, dass diese nicht das Argument bilden. Zitierte Textpassagen stehen nie allein, werden in deinem Fließtext paraphrasiert und du erläuterst, warum sie dort stehen.
Zusammenfassungen über bereits entstandene Kapitel helfen dir, deine Argumentation zu überprüfen. Die kannst du am Ende für das Schlusskapitel wiederverwerten. Das alles speicherst du am besten in einem separaten Dokument, in dem auch ausrangierte Sätze und Absätze landen, von denen du dich nicht trennen kannst. In kreativen Hängephasen kannst du hier reinschauen, dich inspirieren lassen und entscheiden, was du davon noch brauchst.
Schritt 5: Schlusskorrektur
Die Schlusskorrektur erfolgt in Bezug auf inhaltliche, sprachliche und formale Merkmale. Für eine erste inhaltliche und sprachliche Korrektur kannst du unproduktive Phasen im Schreibprozess nutzen. Die Internetseite des Duden bietet beispielsweise eine Rechtschreibkorrektur an.
Die Schlusskorrektur klärt folgende Fragen:
- Lässt sich die Argumentationskette im Text verfolgen?
- Wurde der erhobene Anspruch eingelöst?
- Sind alle Zitate markiert und mit Literaturangaben versehen?
- Sind die Übergänge zu den folgenden Kapiteln logisch?
- Achte auf Wortwiederholungen und Füllwörter.
- Ist das Layout noch an jeder Stelle so, wie es sein soll?
- Wurde die Silbentrennung korrekt ausgeführt?
- Stimmen alle Hinweise auf Kapitel- und Seitenzahlen?
- Sind keine Fußnoten oder Tabellenhinweise auf die nächste Seite gerutscht?
Vor allem bei Abschluss- und Doktorarbeiten solltest du deinen Text einem professionellen Korrektor oder Lektor geben. Selbstverständlich achtest du beim Druck auf die Papierqualität und lässt die Arbeit professionell binden. Und ganz wichtig: Plane genügend Zeitpuffer ein! Normalerweise sollte deine Arbeit innerhalb eines Werktages gedruckt und gebunden sein. Dennoch kann ein Zeitpuffer von mindestens drei Tagen dein Nervenkostüm beträchtlich schonen.