"Was soll ich studieren?" ist die Frage, die sich Abiturienten am häufigsten Stellen. Und vor dem "was" solltest du dir auch noch dringend eine weitere "W-Frage" stellen: Wir helfen dir bei dieser Entscheidung und stellen die Hochschulformen für dich vor.
Die Fachhochschule: Pragmatisch in die Zukunft
Das Rumfuhrwerken in Theorien und Erarbeiten komplexer Gedankengebäude sind nicht deine Lieblingsbeschäftigungen? Du magst es lieber handfest und greifbar? Dann bist du an der FH gut aufgehoben. Denn mit Wissenschaft ist hier zwar nicht völlig Essig, aber die Praxis steht ganz klar an erster Stelle.
Wissenschaft und Forschung werden hier stark anwendungsbezogen ausgeübt. Deutlich macht dies die englische Bezeichnung, mit der die deutschen FHs seit geraumer Zeit auf ihre moderne und oft internationale Ausrichtung hinweisen: ›University of Applied Sciences‹. Das heißt, die Wissenschaft wird anderswo gemacht und an der FH angewendet.
Das siehst du schon am Studienaufbau: Genau wie an der Uni durchläufst du zwar ein Grund- und ein Hauptstudium bzw. Bachelor- oder Masterstudium, allerdings sind an der FH Praxissemester obligatorisch. An der Uni ist das oft anders: Du musst dich selbst drum kümmern, zur Theorie die Praxis dazuzukriegen, indem du dir innerhalb deines Studiums Praktika suchst, idealerweise in den Semesterferien.
Die Unterschiede zwischen Fachhochschule und Uni
Ablauf und Ansatz eines FH-Studiums sind anders als an der Uni: An der FH erlernst du in der Praxis gut verwertbare Kenntnisse, die du in der Arbeitswelt schnell und direkt umsetzen kannst.
Das Entdecken neuer Theorien und Zusammenhänge fällt hier flach, ebenso das wissenschaftliche Arbeiten. Das merkst du auch am FH-Alltag: Beispielsweise ist dein Stundenplan durch den verpflichtenden Besuch bestimmter Veranstaltungen rahmenhaft vorgegeben. Deine gedankliche Arbeit besteht – wie in der Schule – eher aus Lernen, Merken, Wiedergeben als aus wissenschaftlichem Denken.
An der FH schreibst du zahlreiche Prüfungen, meist zu Semesterende, um den Stand deines Wissens wiederzugeben. Im Laufe deines Studiums kannst du zwischen verschiedenen Studienschwerpunkten wählen. FH-Studis empfinden ihr Studium oft als angenehm und persönlich, denn FHs sind meist kleiner und überschaubarer als viele Unis. Man kennt sich untereinander und kommt leichter – und das ist wesentlich – an seine Lehrenden ran.
Auch unterscheiden sich die FH- von Uni-Professoren: Wer vor FHlern stehen will, muss mindestens fünf Jahre außerhalb der Hochschule fachbezogen in der Praxis gearbeitet haben. An der Uni dagegen zählt die Forschungsleistung eines Professors.
644.005 Studenten waren im Wintersemester 2009/10 an einer Fachhochschule eingeschrieben. An den Universitäten waren’s 1.391.722.
Die Vorteile einer FH
Mehr als die Hälfte aller FH-Studienanfänger hat Abitur (und nicht ›nur‹ das Fachabi) und könnte durchaus auch an die Uni. Wollen sie aber nicht. Denn durch die veränderten Anforderungen der Arbeitswelt und die Probleme der Unis (überfüllte Hörsäle, schlechte Betreuung, zu lange Ausbildung) können die FHs mit ihrem Praxisbezug gehörig punkten. Außerdem haben die FHs in den letzten Jahren viel getan: innovative und interessante Studiengänge geschaffen und stark in die Bachelor-Entwicklung investiert.
Zeig Leidenschaft für deine Studienwahl
Die Bewerbung bei FHs ist genauso online möglich wie bei Unis auch. Eine zentrale Vergabestelle gibt es hier nicht. Je nachdem für welchen Studiengang du dich entscheidest, verlangen manche FHs zusätzlich ein Motivationsschreiben von dir.
Hier sollst du einfach nur kurz darstellen, warum du dich für den Studiengang entschieden hast. »Schon als Kind hab ich mit Lego den Eifelturm nachgebaut, von da an war klar, ich werde Architekt!« Mehr Leidenschaft geht nun wirklich kaum.
Abschluss (FH). Und dann?
Wer dann fertig ist, kann sich zum Beispiel Bachelor of Science (B.Sc.) nennen. Auch an der Fachhochschule schreibst du hierfür eine Abschlussarbeit, die allerdings (anders als eine Uni-Abschlussarbeit) einen stark praktischen Bezug hat. Auf dem Arbeitsmarkt hast du dank deiner praxisnahen Ausbildung beste Berufschancen. Die Arbeitslosenquote unter FH-Absolventen ist sogar niedriger als unter Uni-Absolventen.