finger picking
John Hult / Unsplash

audimax probiert's aus: Finger-Picking

Diesmal: audimax-Redakteurin Alicia lernt Finger-Picking – in nur sieben Tagen

Ich konnte es mir schon bildlich vorstellen: Ich, lässig mit der Gitarre auf dem Schoß, meine Finger, wie sie virtuos um die Saiten tanzen. Dass Finger-Picking womöglich schwieriger ist als Akkorde zu spielen, dachte ich mir schon. Aber ich war mir sicher, dass ich die unterschiedliche Koordination der Hände und Finger dank jahrelanger Klavierspielerfahrung schon hinkriegen würde. Also nichts wie los! Ich suchte mir ein extra herausforderndes Stück aus, das ich bei meinem Freund schon öfter gehört hatte, und bewaffnete mich mit seiner Gitarre. Da war ich noch optimistisch.

Die ersten drei Erkenntnisse, die mir nach dem Anspielen von einfachen Finger-Picking-Übungen kamen, waren: Meine Hand ist zu klein, meine Finger krampfen eher als entspannt über die Saiten zu gleiten und Hornhaut kann manchmal doch ganz praktisch sein. Den Gitarrenhals entspannt halten? Unmöglich, wenn sich Stahlsaiten in die Fingerkuppen bohren. Aber da ein Indianer keinen Schmerz kennt, ließ ich mich davon noch nicht entmutigen. Die rechte Hand, die dafür zuständig ist, die richtigen Saiten zur richtigen Zeit zu zupfen, war die weitaus größere Zicke. Herauszufinden, für welche Saite ich am besten welchen Finger nehme, zog sich über die ersten Tage. Für die Virtuosität meines Spiels hieß das: praktisch nicht vorhanden. Erst nach vier Tagen konnte ich mich überhaupt von den Übungen weg und zu dem Stück hin trauen. Im Schneckentempo hangelte ich mich von Saite zu Saite in der Hoffnung, die Reihenfolge richtig zu machen – was eher selten gelang. Dazu der Schmerz in der linken Hand, mit der ich den Gitarrenhals dermaßen verkrampft umklammerte als wäre er mein letzter Rettungsanker. Nach sechs Tagen kam das erste Erfolgserlebnis: Die Strophe ging einigermaßen flüssig, wenn auch noch sehr langsam. Das ganze Stück in sieben Tagen super können? Für mich unmöglich.

Der Selbstversuch ist also gescheitert. Das ist aber gar nicht schlimm, denn mir hat er trotz der Strapazen und Handkrämpfe Lust gemacht, weiter zu üben. Vielleicht erstmal ein einfacheres Stück und dann mit einer Portion mehr Hornhaut.


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