Traineeprogramme gibt es wie den sprichwörtlichen Sand am Meer. Mal haben sie einen technischen Schwerpunkt, viel häufiger aber einen wirtschaftswissenschaftlichen. Der Einstieg in Bank oder Versicherung via Traineeship ist gängige Praxis, aber: Er ist es nicht nur dort.
Schließlich findet, wer nur sucht, auch anderswo kleine Traineeperlen. Programme bei NGOs oder Parteien, bei Verbänden oder – Gewerkschaften. Seit dem Jahr 2000 bildet die IG Metall Trainees aus, pro Jahr sind es zwischen 20 und 25. Als Gewerkschaftssekretäre arbeiten diese später hauptamtlich für die mehr als zwei Millionen Mitglieder der größten deutschen Einzelgewerkschaft. Es ist dies in mehrerlei Hinsicht ein besonderes Programm, und das nicht nur, weil es eben nicht auf eine Tätigkeit im Backoffice einer Bank ausbildet.
Das Programm ist klar aufgeteilt in Theorie- und Praxisphasen. Gesellschaftstheorie und Gewerkschaftspolitik werden den Trainees an den Ausbildungsstätten der IG Metall vermittelt, aber auch Inhalte aus BWL, VWL und Arbeitsrechtsparagrafen müssen gepaukt werden. »Die Rekrutierung für das Programm erfolgt aus drei Zielgruppen«, erklärt der Programmverantwortliche Joachim Beerhorst. Dazu zählen ehemalige Azubis ohne Hochschulabschluss, die während ihrer Ausbildung gewerkschaftlich tätig wurden und erste gewerkschaftliche Bildungsmaßnahmen durchlaufen haben. Ex-Azubis mit einem Hochschulabschluss bilden die zweite Zielgruppe, die dritte besteht aus »Quereinsteigern«, wie Beerhorst sagt, aus Akademikern ohne betriebliche Ausbildung, die direkt von der Uni in das Traineeprogramm übernommen werden. In ihrer Schul- und Hochschullaufbahn mögen sich die Gewerkschaftssekretäre in spe also unterscheiden. Was sie eint, ist ihr gesellschaftliches, politisches und soziales Engagement. Flexibilität und Kommunikationsstärke stehen so auch im Anforderungskatalog mindestens jedes zweiten anderen Traineeships, »die deutliche Parteilichkeit für die Interessen der abhängig Beschäftigten« dagegen nicht.
»Mach Dein Engagement zum Beruf!« lautet denn auch der Slogan, mit dem die IG Metall um Nachwuchs wirbt. Die Art des Studienfachs gerät da in den Hintergrund, erst recht, weil ein Studium keine grundsätzliche Voraussetzung ist. Wirtschaftswissenschaftler, Juristen, Sozialwissenschaftler seien interessant, sagt Beerhorst, aber auch eine Archäologin sei unlängst als Trainee eingestellt worden: »Sie hat in Ägypten Ausgrabungen organisiert, sich vor allem aber auch sozial engagiert. Ihre Persönlichkeit hat uns letztlich überzeugt.«
Überzeugt hat auch Franziska Näkel. Näkel studierte Global Management an der Uni Bremen – ein BWL-Studiengang, wie sie erzählt, allerdings mit einem Schwerpunkt auf Sprach- und Kulturwissenschaften. Mit diesem Studienhintergrund ist Näkel heute Projektkoordinatorin bei Terra Naturkost in Berlin. Zu Terra stieß Näkel über das Traineeprogramm Ökolandbau – und damit eher zufällig.
»Für meine Bachelorarbeit interviewte ich Elmar Seck vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau«, erzählt Näkel, »und der drückte mir dann einen Flyer für das Traineeprogramm in die Hand.«
Näkel gefiel das vor zehn Jahren ins Leben gerufene Programm, das in zwölf Monaten das Einmaleins der Biobranche vermittelt. Sie bewarb sich bei zweien der 25 beteiligten Bio-Unternehmen, bei Terra wurde sie genommen. Wie die 24 anderen Trainees durchlief sie im Anschluss Trainings on-the-job, besuchte Seminare und – das Highlight des Programms – half bei der Umsetzung eines großen Praxisprojekts: Gemeinsam produzierten die Teilnehmer des Traineeprogramms den Dokumentarfilm ›BioPioniere erzählen‹, in dem Ökolandwirte der ersten Stunde zu Wort kommen. Als Spinner wurden diese vor 20 Jahren oft noch abgetan, doch waren sie Vorreiter einer so dynamischen wie nachhaltigen Wachstumsbranche. In diese einsteigen können Absolventen heute über das Traineeprogramm, vorzugsweise dann, wenn sie Fächer wie Agrarwissenschaft, Gartenbau, Lebensmitteltechnologie oder BWL studiert haben. Zwingende Voraussetzung sind genau diese Fächer nicht, ein Abschluss hingegen schon. Und noch etwas sollten Interessierte mitbringen, sagt Franziska Näkel:
»Ohne ein ausgeprägtes Interesse für biologische Landwirtschaft geht es in meinen Augen nicht.«