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Wo? Wohnen?

#allein schlafen fördert die Wohnungsnot #WG vs. Wohnheim oder noch innovativer #Toleranz beginnt bei der Klorolle

Wohnen auf Zeit 

Die Wohnungsnot in Städten ist bekannt und trifft leider auch jedes Semester wieder Studierende. Die Uni Göttingen steuert mit einer eher ungewöhnlichen Maßnahme gegen: Erstsemester können vorübergehend in Hotels ziehen. 20 Hotelzimmer hat das Studentenwerk Göttingen reserviert – Voraussetzung ist eine Immatrikulationsbescheinigung für das anstehende Wintersemester. Maximal 14 Nächte am Stück könnten die Studis den subventionierten Schlafplatz in Anspruch nehmen, berichtet der NDR. Die Situation in Göttingen ist leider nicht einzigartig – viele Studierendenwerke können trotz Vollvermietung nicht allen Interessenten einen Wohnplatz bieten. Immer mehr Anklang finden daher Konzepte wie beispielsweise »Wohnen auf Zeit«: die bekannteste Form des temporären Wohnens ist wohl die Zwischenmiete. Befristete Mietverträge können gerade zu Beginn des Studiums eine Erleichterung bei der Wohnungssuche bieten. Großer Pluspunkt dabei: Deine Möbel können vorerst noch bei deinen Eltern zu Hause bleiben, denn Zeitwohnungen sind in der Regel voll möbliert und gut ausgestattet. Scheu dich also nicht, zunächst einen befristeten Vertrag für ein bis zwei Monate anzunehmen – im Idealfall lernst du in der Uni Leute kennen, die noch ein WG-Zimmer frei haben, in das du ziehen kannst. Und selbst wenn nicht, entspannt sich erfahrungsgemäß der Wohnungsmarkt spätestens im Dezember wieder etwas und die Suche nach einer festen Bleibe gelingt. Bei individuell planbaren Stundenplänen bietet es sich außerdem an, den Suchradius auch auf Nachbarstädte zu erweitern und von dort aus die ersten Monate zu pendeln. Auch bei Wohnen auf Zeit musst du eine Mietkaution hinterlegen. Bei Einzug werden ein Übergabeprotokoll und eine Inventarliste angefertigt und unterschrieben. Für Praktikanten oder dual Studierende, die nur einen Teil ihrer Ausbildung an der Uni verbringen, ist das temporäre Konzept auch während des gesamten Studiums eine attraktive Lösung. Möchtest du jetzt selbst deine Mietwohnung für eine kurze Zeit vermieten, musst du dies unbedingt zunächst mit deinen Vermietern abklären, denn deren Zustimmung benötigst du. Unbedingt beachten: Auch bei Wohnen auf Zeit musst du dich beim Bürgeramt der Stadt anmelden.
wg-gesucht.de; dualeswohnen.de; meinestadt.de; wunderflats.com

Wohnen für Hilfe 

Du möchtest nicht nur einfach irgendwo wohnen, sondern auch nützlich sein – wie wäre es denn mit dem Wohnprojekt »Wohnen für Hilfe«, bei dem du bei Senioren lebst und diese im Alltag unterstützt? »Bei Wohnen für Hilfe sind derzeit 12 oder 13 Studierendenwerke bundesweit beteiligt«, gibt Matthias Anbuhl vom Deutschen Studentenwerk Auskunft. »Ein Zimmer gegen Unterstützung im Haushalt«, so betitelt das Studentenwerk die Wohnpartnerschaft zwischen Jung und Alt, »wie der Tauschhandel genau aussieht, wird individuell besprochen. Meist handelt es sich um Aufgaben wie Rasenmähen, einkaufen gehen oder gemeinsam kochen. Ausgenommen sind pflegerische oder medizinische Dienste jeglicher Art.« Die Spielregeln erklärt die Infoseite: Pro Quadratmeter bezogenem Wohnraum eine Stunde Hilfe pro Monat. Das mache für ein 15-Quadratmeter großes Zimmer 15 Stunden Mitarbeit monatlich. Die einzigen Kosten, die bei den Studierenden entstehen, sind die Nebenkosten wie Strom, Wasser und Gas. Für Wohnen für Hilfe sollten die Studierenden eine echte intrinsische Motivation mitbringen und es nicht nur aus Kostengründen tun, rät Anbuhl. Längst werden nicht mehr nur Wohnpartnerschaften zu Senioren vermitteln, gibt das Studierendenwerk an, auch Familien, Alleinerziehende und Menschen mit Behinderung seien als Wohnpartner für Studierende im Projekt Wohnen für Hilfe involviert, denn »Wohnen für Hilfe bringt eine Menge an Lebenserfahrung und sozialer Kompetenz mit sich und ich lerne, echtes Verständnis für ältere Menschen zu entwickeln. Diese Erfahrung ist bereichernd, in einem umfassenderen Verständnis von Bildung«, erklärt Generalsekretär Anbuhl abschließend. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnen für Hilfe berichtet, dass sich die neu geschlossenen Wohnpartnerschaften im Jahr 2021 auf 272 belaufen. Erfreulich sei auch, dass 221 der im Vorjahr geschlossenen Wohngemeinschaften 2021 weiter bestanden.
wohnenfuerhilfe.info; studentenwerk.de/wohnen-für-hilfe

WG vs. Wohnheim 

Die Toleranz beginnt bei der Klorolle – kennen alle, die sich schonmal eine Wohnung mit anderen Menschen geteilt haben. Gehören diese nicht zum Familienkern, ist durchatmen angesagt: Denn Streit anzetteln wegen Klopapier ist uncool. Auf Dauer kann so eine Rolle aber doch tiefen Groll erzeugen. Wichtig deshalb: Vorab prüfen, ob denn WG-Tauglichkeit vorhanden ist – bei sich selbst und bei den potentiellen Mitbewohnern. Punkte, die schnell mal Zwist erzeugen können, sind Klassiker wie Putzplan, Abwasch oder die Lautstärke. Aber auch Gewohnheiten können nervig und leider schnell auch mal teuer werden – wir denken hierbei an angelehnte Gefrierfachtüren und voll aufgedrehte Heizkörper. Besonders verdrießlich, da sich Studis »noch teurer« im Normalfall nicht leisten können. Kostet ein WG-Zimmer im Schnitt monatlich zwischen 224 und 787 Euro. Am günstigsten – quasi im grünen Bereich – wohnen laut MLP-Studentenwohnreport 2022 die Studierenden in Chemnitz; rot sehen hingegen die Wohnraumsuchenden in Berlin, München und Stuttgart. Die Mietpreise für Studentenwohnungen seien in allen 38 untersuchten Hochschulstädten deutlich gestiegen – im Schnitt 5,9 Prozent gegnüber dem Vorjahr, so das MLP-Untersuchungsergebnis. »Die Studierenden stehen in diesem Wintersemester 2022/2023 vor einer echten sozialen Notlage: Sie kommen finanziell und psychisch auf dem Zahnfleisch aus der Corona-Pandemie – und wissen angesichts explodierender Preise oftmals nicht, wie sie im Winter Strom, Gas und Lebensmittel bezahlen sollen«, erklärt Matthias Anbuhl, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks besorgt. Das Wohnheim des Studierendenwerks vor Ort sei die günstigste Wohnform außerhalb des Elternhauses, fährt der Experte fort, wenngleich auch die Studierendenwerke wegen der aktuellen Energiepreiskrise gezwungen seien, ihre Mieten anzuheben. Die rund 1.700 Wohnheime des Deutschen Studentenwerks bieten etwa 196.000 Studierenden ein Zuhause – 35 Prozent davon seien ausländische Studierende, so Anbuhl.

Leonie Müller: Ohne Wohnung, mit BahnCard

Der Studienplatz in Tübingen, der Freund in Köln und Stress mit der Vermieterin in Stuttgart – so die Ausgangssituation 2015 für Studentin Leonie Müller. Kurzerhand kündigt sie ihre Wohnung, kauft sich eine BahnCard 100 und startet ein Experiment: ein Jahr wohnungslos sein. Freiwillig. Reisen sei für sie keine große Sache, so Müller. Übernachten könne sie bei einer Freundin in Tübingen, bei ihrem Freund in Köln, bei der Mutter in Berlin und der Oma in Bielefeld. Den Tag verbringt sie meist im Zug – mit guten Kopfhörern und leichtem Gepäck sei das kein Problem. Zugausfälle oder Signalstörungen machen ihr gar nichts aus, denn sie sei es gewohnt, durch die Weltgeschichte zu fahren und fühle sich auch im Zug zu Hause. Selbst die Pizza könne man problemlos an den Bahnsteig liefern lassen, erzählt sie lachend.

Klimacamp Konstanz – Zelten für das Klima

Ganz anders wohnen die Klimaaktivistinnen und -aktivisten im Konstanzer Klimacamp: Am Münsterplatz tauschen sie Haustür gegen Zelt ein und machen sich in ihrer Protestaktion im Zuge der »Fridays for Future«-Bewegung für das Klima stark. Besonders in der kalten Jahreszeit bringt das Leben im Camp viele Herausforderungen mit sich – die jungen Leute halten trotz Kälte für das Klima durch – in Konstanz bereits seit einem Jahr. Viele andere Camps haben Mitte 2022 ihre Zelte abgebrochen – wortwörtlich. Denn: »Die Politik hat sich an unser Klimacamp gewöhnt, wie sie sich an die Klimakrise gewöhnt hat«, schreibt das Nürnberger Camp in seiner Pressemitteilung zur Abschlusskundgebung. Welche Wohnform die Engagierten sich nun wohl suchen werden? Gut, dass zahlreiche zur Auswahl stehen.

 

Quellen: youtube.com/dasding; fridaysforfuture.de/klimacamps; ndr.de; meinestadt.de


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