Ein junger Mann mit Brille schreibt etwas auf einen Block.
(c) geralt/pixabay

Future of Finance & Banking: FinTech, Digitalisierung, Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit, FinTech und Digitalisierung – wir haben für dich gecheckt, 
was sich im Bereich Banking in den nächsten Jahren tut und wie du dich am besten darauf vorbereiten kannst. Plus: Arbeiten im Wertpapierhandel

Zukunft des Banking

Trends

Die Digitalisierung betrifft und verändert auch die Finanzbranche stark: FinTechs drängen in den Markt, Roboter unterstützen bei der Beratung und Künstliche Intelligenz übernimmt Transaktionen nach vorher festgelegten Risikoeinstellungen. »Die Digitalisierung lässt in der Finanzdienstleistung keinen Stein auf dem anderen. Dabei geht der technische Wandel vor allem auch mit einem Kulturwandel und einer neuen Denkweise einher: Zukünftig werden die Unternehmen die erfolgreichsten sein, die den Kunden in den Fokus all ihrer Tätgkeiten stellen«, erklärt Alexander Michel, Chief Executive Guru bei Finanzguru. Wer sich nicht schnell genug an die sich stetig verändernden Kundenbedürfnisse anpassen kann, wird langfristig schlechte Chancen auf dem Markt ­haben.

Dazu kommt die wachsende Bedeutung von Daten und deren Auswertung, wie auch Monika Wilhelm, Head of HR Germany and Austria bei J.P. Morgan weiß: »Es wird eine zunehmende Nachfrage nach Studierenden geben, die sich mit der Verarbeitung von Daten bei der Entscheidungsfindung auskennen.« Wie wichtig IT-Kenntnisse für die Banker von morgen wirklich sind, zeigt sich in vier Expertenstatements weiter unten – festzuhalten ist schon jetzt, dass ein prinzipielles Verständnis von Datenverarbeitung und technischen Prozessen mittlerweile zu den Grundvoraussetzungen eines angehenden Finanzprofis gehört.

Einstieg

Die Jobaussichten für Wiwis bleiben nach wie vor positiv; es bieten sich vielfältige Einstiegsmöglichkeiten – ob über ein Traineeprogramm oder direkt. Willkommen sind nach wie vor verschiedene fachliche Hintergründe der Bewerber: »Wir sind immer auf der Suche nach einem guten Kollegen-Mix mit unterschiedlichen Werdegängen und Fachwissen«, so Wilhelm von J.P. Morgan. Den Absolventen stehen dabei ­viele Einsatzbereiche offen – je nach persönlicher Eignung und Interesse. »Im International Talent Programme der ING beispielsweise können sich Masterabsolventen aktiv in sämtliche Themen der Bank einbringen: Im Bereich Finance, Risiko oder im Operations & Change ebenso wie im klassischen Bankinggeschäft, dem Retail oder Wholesale Banking«, erläutert Isabel Wink, verantwortlich für das International Talent ­Programme der ING in Deutschland.

Voraussetzungen

Praktika sind hilfreich, um den Bereich zu entdecken, in dem du dich am meisten entfalten kannst – denn mit Spaß bei der Arbeit wirst du bessere Ergebnisse erzielen. Durch Schwerpunkte im Studium kannst du deine Qualifikation entsprechend perfektionieren. Doch auch Soft Skills sind nötig, um im Bewerbungsprozess von dir zu überzeugen. »Wir sind an engagierten, einfallsreichen und proaktiven Teamplayern interessiert, die Lust haben, sich in einem dynamischen Arbeitsumfeld zu entfalten«, sagt Monika Wilhelm von J.P. Morgan. Kommunikationsfähigkeit ist mittlerweile ohnehin eine Selbstverständlichkeit.

Die Bedeutung von Neugierde, Kreativität und der Bereitschaft zu lebenslanger Weiterbildung betont Isabel Wink von der ING: »Wichtig ist, dass die jungen Talente früh Verantwortung übernehmen und stets bereit sind, Neues zu lernen und vor allem kreative Ideen einzubringen.« Neben Fachkenntnissen kommt es auf die Persönlichkeit an – überzeugst du mit beidem im Vorstellungsgespräch, kann deine Karriere im ­Bereich Banking und Finance starten.

Vier Experten zur Zukunft des Bankings

Welche Trends prägen die Branche in den nächsten zwei Jahren?

»Banken entwickeln sich zunehmend zu Technologieunternehmen. Insbesondere der Einsatz von Big Data wird eine immer wichtigere Rolle spielen. Zudem ist Diversität nicht nur ein integraler Bestandteil unserer Kultur, sondern für uns als global tätiges Unternehmen essenziell für den künftigen Unternehmenserfolg.«

Monika Wilhelm, Head of HR Germany and Austria bei J.P. Morgan

Wie wirkt sich die Digitalisierung auf den Arbeitsalltag aus?

»Es gibt einen großen Einfluss auf den Arbeitsalltag, vor allem in Form von sich verändernden Kundenwünschen und -bedürfnissen. Stichwort medienbruchfreier Kreditabschluss, verbesserte Kundenerlebnisse, regulatorische Anforderungen oder die Generation Y und Z als künftige Kunden, die fast nur noch ›mobile only‹ agiert und konsumiert.«

Robert Frosch, Mitglied des Management-Boards und Bereichsleiter Personal und Kommunikation bei der Teambank

Wie verändern sich die Anforderungen an Berufseinsteiger?

»Um mit den sich immer schneller verändernden Kundenbedürfnissen Schritt zu halten, müssen wir unsere Arbeitsstrukturen grundlegend verändern. Eine fachliche Qualifikation ist nicht mehr ausschließlich entscheidend. Vielmehr kommt es uns auf das richtige Mindset an: Wir suchen engagierte Talente, die früh Verantwortung übernehmen wollen, bereit sind, sich permanent weiterzuentwickeln, und in kleinen agilen Teams lösungsorientiert arbeiten können.«

Isabel Wink, verantwortlich für das International Talent Programme der ING in Deutschland

Welche Skills brauchen Wiwis, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden?

»Agile Projektmethoden und IT-Kenntnisse sind heute unabdingbar für Wiwis. Die Welt dreht sich schneller als jemals zuvor und die Kundenbedürfnisse ändern sich von Monat zu Monat. Auf diese neuen Herausforderungen müssen Mitarbeiter jederzeit schnell und effektiv reagieren können – und das mit dem neuesten Stand der Technik«

Alexander Michel, Chief Executive Guru bei Finanzguru

 

Green Banking: Wie beeinflusst Nachhaltigkeit Banken und deren Anforderungen an Einsteiger?

Soziale und ökologische Nachhaltigkeit spielen eine immer größere Rolle in der Gesellschaft – auch im wirtschaftlichen Umfeld bei Kunden ebenso wie bei potenziellen Mitarbeitern. Auch Anleger wollen wissen, wofür ihr Geld eingesetzt wird, wie Christof Lützel, Pressesprecher und Prokurist der GLS Bank, weiß: »Immer mehr Menschen wollen ihr Geld sinnvoll anlegen – und nicht indirekt Rüstungsindustrie, Massentierhaltung oder Kinderarbeit finanzieren. Studien schätzen das Potenzial an Menschen mit Interesse an grünem Geld allein in Deutschland auf 15 bis 16 Millionen.« Die Nachfrage ist also groß und dürfte den aktuellen Trends zufolge weiter wachsen.

Umsetzung von Nachhaltigkeit

Und das ist gut so, »denn Banken haben mit der bewussten Steuerung von Geldströmen einen enormen Einfluss auf die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen«, erklärt Florian Koss, Leiter Kommunikation und Marketing bei der Triodos Bank. Soziale und ökologische Verantwortung zeigen geht also nicht nur bei Lebensmitteln und Kleidung – wer sein Geld richtig anlegt, kann viel für ein politisches und gesellschaftliches Umdenken tun. Auch Bankern geht es damit besser, bestätigt Florian Schultz, Referent PR & Marketing bei der Umweltbank: »Das Image von Bankern leidet auch heute noch unter den Auswirkungen der Finanzkrise. Green Banking macht es einem als Bankangestellten leichter, die Arbeit aus Überzeugung und mit guten Gewissen zu erledigen.«

Doch wie wird Nachhaltigkeit im Bereich Banking konkret umgesetzt? Eine Möglichkeit sind zum Beispiel Green Bonds: »Das sind Anleihen, bei denen die Emittenten offenlegen, für welche Projekte im Bereich Klima und Umwelt die Anleiheerlöse genutzt werden«, erläutert Doris Kramer, Teamleiterin für Investmentstrategien und Nachhaltigkeit im Bereich Finanzmärkte der KfW Bankengruppe. So berücksichtige die KfW beispielsweise Nachhaltigkeits- und Ausschlusskriterien bei Investitionen in das Liquiditätsportfolio und kaufe und begebe Green Bonds.

Anforderungen an Einsteiger

Um ins Green Banking einzusteigen, gelten nicht zwingend andere Voraussetzungen als bei ›gewöhnlichen‹ Finanzdienstleistern, stellt Katrin Spindler, Vorstand der EthikBank, klar: »Fachlich gelten dieselben Anforderungen wie bei herkömmlichen Banken. Was uns unterscheidet, ist die strenge sozial-ökologische Anlagepolitik, die garantiert, dass Kundengelder ausschließlich im Sinne von Mensch und Natur investiert werden. Deshalb muss für Mitarbeiter der Mensch im Vordergrund stehen – Profitgier ist fehl am Platz.« Auch im eigenen Leben sollte Nachhaltigkeit eine Rolle spielen, um im Gespräch mit Kunden glaubwürdig zu sein. Neben den üblichen Kenntnissen und Soft Skills ist für den Berufsstart im Green Banking demnach wichtig, nicht nur leere Worthülsen zu verbreiten, sondern selbst für nachhaltige Ziele einzustehen.

Florian Koss von der Triodos Bank merkt zudem an, dass langfristig gedacht und soziale und ökologische Kriterien nicht nur als Risikofaktoren, sondern vor allem als Chance gesehen werden müssten, die Gesellschaft positiv zu beeinflussen.Wer im Privaten Wert auf Nachhaltigkeit legt und Interesse daran hat, sich auch im Berufsleben für die Umwelt und Soziales einzusetzen, bringt gute Voraussetzungen für eine Karriere im Green Banking mit. Fachkenntnisse, Teamgeist und Engagement runden das Profil ab – und einem erfolgreichen Berufsstart steht damit nichts mehr im Weg.

 

Wie viel IT-Kenntnis braucht ein Banker?

»Wie viel IT-Kenntnis ein Banker braucht, hängt von der jeweiligen Stelle ab. Digitalisierung ist für Banken mehr denn je ein großes Thema. Um Prozesse zu digitalisieren, sind hohe IT-Kenntnisse vonnöten. Um die digitalisierten Prozesse wiederum auszuführen, wie zum Beispiel im Umgang mit Datenbanken, sind zumindest grundlegende Anwenderkenntnisse erforderlich.«

Florian Schultz, Referent PR & Marketing bei der Umweltbank

»Je mehr IT-Kenntnis, desto besser. Mitarbeiter müssen nicht selbst die komplexesten Algorithmen schreiben können, es geht vielmehr um ein Grundverständnis von Programmiersprachen. Wenn mit den Kollegen aus der Technik die gleiche Sprache gesprochen wird, verhindert dies viele Missverständnisse und spart dem Unternehmen Geld.«

Alexander Michel, Chief Executive Guru bei Finanzguru

»IT bildet heute in der Bank die Basis für gut strukturierte und standardisierte Geschäftsprozesse. Das garantiert unseren Kunden ein durchgehend hohes Qualitätsniveau. Auch die Kunde-Bank-Kommunikation wird zunehmend digitaler. Deshalb sollten Banker heute eine gewisse IT-Affinität mitbringen, allerdings als Anwender, weniger als Programmierer.«

Katrin Spindler, Vorstand der EthikBank

»In der Finanzwelt läuft nichts mehr ohne IT. Sie spielt in der Entwicklung von bankspezifischen Geschäftsmodellen und innovativen Angeboten für Privat- und Unternehmenskunden eine zentrale Rolle. Entsprechend wichtig ist, dass Banker über ein technisches Grundverständnis verfügen und IT-affin sind.«

Isabel Wink, Verantwortlich für das International Talent Programme der ING in Deutschland

Wertpapierhandel

Du willst im Bereich Finance einsteigen, aber nicht als klassischer Banker? Dann ist vielleicht eine Karriere im Wertpapierhandel eine geeignete Option für dich. Deine Einstiegsmöglichkeiten sind vielfältig und richten sich nach deinen persönlichen Interessen und Studienschwerpunkten: Ob als Broker, Portfoliomanager, Investmentbanker oder Fondsmanager; ob direkt an der Börse oder bei Wertpapierhandelshäusern – die Aufgaben sind so vielfältig wie die Berufswege.

Die Deutsche Börse sucht zum Beispiel aktuell ­Absolventen aus den Fächern BWL, VWL, Wirtschaftsmathematik und -informatik, die unter anderem in den Geschäftsfeldern ­Kassamarkt, Terminmarkt oder Market Data und Services tätig werden können. Dabei kann aus drei Laufbahnmodellen gewählt werden: Eine klassische Führungslaufbahn, eine Projekt- oder eine Expertenlaufbahn, bei denen jeweils andere Qualifikationen und Aufgaben im Vordergund stehen. Immer gefragt sind Jessica Erk, Head of Talent Sourcing & Development bei der Deutschen Börse, zufolge »Motivation, Fleiß, Lernfähigkeit und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, sowie Flexibilität und Teamgeist.« Außerdem setze die Internationalität des Unternehmens sehr gute Englischkenntnisse und Freude an der Zusammenarbeit in multinationalen Projektteams voraus.

Neben einem Einstieg direkt bei der Börse kannst du auch über andere Unternehmen deinen Weg in den Wertpapierhandel finden, zum Beispiel als Fondsmanager. Diese legen Geld von Kunden an der Börse an – natürlich bei möglichst hoher Rendite und gleichzeitig geringem Risiko. Hierfür werden die Investments ständig beobachtet und analysiert, um sie bei Bedarf umzuverteilen. Portfoliomanager wiederum betreuen komplette Anlagepakete der Kunden, für die eigene Stategien entwickelt und nach Abstimmung mit dem Kunden entsprechend angelegt werden – in Aktien oder ­beispielsweise in Immobilien. Dabei ist eine regelmäßige Analyse und ­gegebenenfalls Strategieänderung selbstverständlich.

Auch als Broker kannst du deinen Weg in den Wertpapierhandel finden: Hier handelst du für Privatkunden, Unternehmen oder Banken mit Aktien mit dem Ziel einer möglichst hohen Rendite – die ­Sicherheit der Anlage hängt von der Risikobereitschaft deiner Klienten ab. Es gibt also zahlreiche Wege, im Finanz-, Börsen- oder Wertpapierhandelsbereich tätig zu sein – welcher der richtige für dich ist, kannst du am besten durch verschiedene Praktika herausfinden.


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