Spiegel hängt an Wand mit Unterteil eines Kleides und Anzuges im Bild

Mach Karriere bei kleinen Personalberatungen!

Wie kleine Personalberatungen bei Absolventen der Wirtschaftswissenschaften punkten und warum mancher Berater öfters Hochzeitsglocken hört

Fast-Food-Kette versus Feinschmeckerrestaurant. Jemand, der in einen Burgerladen geht, der tut dies nicht, weil er seinem Gaumen mal wieder eine lukullische Freude machen wollte. In den allermeisten Fällen hat er schlicht und ergreifend Hunger. Er legt mehr Wert auf ein schnelles, rasch sättigendes Essen, weniger auf ein ansprechendes Interieur. Ebensowenig erwartet er, dass ihm der Mitarbeiter mit einer leichten Verbeugung den halben Liter Sprite in den Pappbecher kippt.

Große oder kleine Personalberatung?

Dieses – zugegebenermaßen etwas überspitzte Szenario – übertragen wir nun auf Personalberatungen. Und haben gleichzeitig den Unterschied zwischen großen und kleinen Personalvermittlungen. So beschreibt diesen zumindest Axel Schwartz, seines Zeichens Diplom-Kaufmann und Geschäftsführer der Axel Schwartz People Management GmbH. Der 47-Jährige, der sich mit seiner Personalberatungsgesellschaft auf die Versicherungswirtschaft spezialisiert hat, rekrutiert nicht nur Führungskräfte, Spezialisten oder selbstständige Vertriebspartner, sondern bietet auch Karriereberatung im Auftrag von Unternehmen und Einzelpersonen an. Er kennt daher die Vorteile der ›Kleinen‹ aus erster Hand. Dabei ist es mit dem Vergleich mit dem Feinschmeckerlokal, sprich der tiefen Branchenkenntnis, nicht getan: »Es gibt zu viel Standardisierung bei den großen Personalvermittlungen«, sagt Schwartz und erklärt, dass gute spezialisierte Personalvermittlungen mit besonderer Marktexpertise vernetzter denken und eher weitere Einsatzmöglichkeiten für einen interessanten Kandidaten suchen würden, während die größeren diesen schneller in ›die Ablage‹ legten. »Wir setzen deutlich stärker auf erfahrene Praktiker und Führungskräfte aus der Versicherungswirtschaft, die dann in die Personalberatung wechseln«, führt er weiter aus. 

Vorteile von kleinen Personalberatungen

Dies hat viele Vorteile. Zum einen für den Arbeitgeber, dessen Anliegen nicht kurz abgehandelt wird: »Wir nehmen uns Zeit für die Menschen, die wir beraten. Wir beurteilen die Menschen, die uns ihr Vertrauen schenken, nicht nach unserer persönlichen Ansicht, sondern danach, wie sie aufgrund ihrer Individualität und Einzigartigkeit zu einer neuen und anderen Arbeitskultur passen. Nur so bringen wir die Menschen erfolgreich zusammen«, beschreibt Rosita Blaha, Geschäftsführerin von der Rosita Blaha Personalberatung GmbH. Seit zwölf Jahren ist die 59-Jährige auf Personalvermittlung im Controlling- und Finance-Umfeld spezialisiert. Sie weiß, dass Arbeitgeber keine 200 Lebensläufe von potenziellen Fachkräften innerhalb von zwei Stunden auf ihrem Schreibtisch haben möchten. Sie wollen Lösungen beziehungsweise den passenden Mitarbeiter für die vakante Stelle. Nun ist es nicht so, dass die Auftraggeber mit einer lässigen Geste dem Personalvermittler zu verstehen geben, dass er mal machen solle, sondern hat auch er gewisse Erwartungen an seinen Dienstleister. Wie diese aussehen, erklärt Blaha: 

»Gleichbleibende und kompetente Ansprechpartner, Verständnis für Fachthemen und pädagogisches Feingefühl, offene und ehrliche Kommunikation, Einschätzung des sehr veränderlichen Bewerbermarktes inklusive der marktgerechten Gehaltsentwicklungen, kompetente und neutrale Urteilsfähigkeit bei der Begleitung von Bewerbungsgesprächen und die Bewerber für das Unternehmen begeistern, wenn dieses nicht bekannt ist – kurz: Wir müssen unsere Kunden verstehen, deren Wünsche übersetzen und diese dann auf die Persönlichkeit und die Möglichkeiten abstimmen, die der Markt gerade bietet.«

Kleine Personalberatungen: 'Verlängerter Arm des Kunden'

Elena Tomic geht noch einen Schritt weiter. Seit drei Jahren arbeitet die 29-Jährige bei der Ratbacher GmbH, einer deutschen Personalberatung mit Sitz in Stuttgart, die auf die Vermittlung von IT/SAP Experten spezialisiert ist. Für sie sind kleinere und mittelständische Personalvermittler der »verlängerte Arm des Kunden«. Schließlich erhalten diese sehr vertrauensvolle und wichtige Informationen aus erster Hand für die Mitarbeiterrekrutierung.

Tomic steht kurz vor ihrer ersten Teamleitungsrolle und sieht nicht nur die Vorzüge für die Arbeitnehmer und -geber, die sich für eine mittelständische Personalberatung entscheiden. Auch die Mitarbeiter können davon nur profitieren: »Eine mittelständische Organisation steht für ein familiäres Umfeld, kurze Kommunikations- und Entscheidungswege, flache Hierarchien sowie maßgeschneiderte und individuell auf den Mitarbeiter abgestimmte Einarbeitungs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Man ist keine Nummer, sondern in der Lage, als Teil eines Ganzen am Unternehmenserfolg beteiligt zu sein und diesen maßgeblich voranzutreiben.«

Um erfolgreich zu sein, gelte es, sich als absoluter Spezialist bei Personalentscheidern zu etablieren, sagt Tomic und weist darauf hin, dass es vor allem im wettbewerbsintensiven IT-Markt darauf ankomme, mit Verhandlungsgeschick und Durchsetzungsvermögen den Vermittlungsprozess von der ersten dezidierten Anforderungsaufnahme bis hin zur Vertragsunterzeichnung zu steuern. Jeder Tag hält Neues parat und man müsse sich stets Unternehmen und Kandidaten als Geschäftspartner und Berater beweisen – gerade in einem Umfeld, in dem es um Menschen geht, sei ein Prozess nicht bis ins Detail planbar oder kontrollierbar, wie die Senior Personalberaterin ausführt:

»Daher ist es wichtig, sich auf Veränderungen schnell einzustellen und auch bei Misserfolgen den Kopf nicht in den Sand zu stecken.«

Rückschläge gebe es immer wieder, aber diese können mit Durchsetzungsvermögen und Kommunikationsstärke auf ein Minimum reduziert werden. Dabei würden Eigenmotivation, Ehrgeiz und Selbstreflektion helfen Fehler zu hinterfragen und am nächsten Tag erneut anzugreifen, auf dem Weg zum nächsten erfolgreichen Vertragsabschluss.

 

Wie sieht der Arbeitsalltag in kleinen Personalberatungen aus?

Auch Rosita Blaha legt Wert darauf, dass ihre Mitarbeiter stets motiviert an die Arbeit gehen und sich diese ständig weiterentwickeln. Dies gelinge unter anderem durch Einbeziehung in alle Aufgaben, Förderung der aktiven Projektarbeit für interne Prozessverbesserungen, gemeinsame Kreativ-Meetings zur Vorbereitung von Werbeaktionen, Veranstaltungen oder Anzeigengestaltung. Zu ihren täglichen Herausforderungen gehört es aber auch, Bewerber auf die ›Echtsituation‹ in einer volatilen Unternehmenswelt vorzubereiten – sowohl Absolventen als auch Berufsumsteiger: 

»Dies gelingt unter anderem durch konkrete und sofort umsetzbare Tipps und individuelles Coaching zur Vorbereitung auf ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch und offene Feedback-Gespräche mit respektvollem Umgang«, sagt Blaha.

Welche Skills braucht ein Personalberater?

  • Respekt
  • Offenheit
  • Durchsetzungs- und Einfühlungsvermögen
  • die Gabe, andere zu motivieren
  • Menschen- und Branchenkenntnisse

Das sind nur ein paar von vielen Fähigkeiten, die Personalberater haben sollten, um erfolgreich zu sein. Bestimmte Erfolgserlebnisse bleiben dabei besonders im Gedächtnis. Rosita Blaha denkt hier gerne an einen ambitionierten Schüler zurück, der im Rahmen eines freiwilligen Praktikums die Arbeit einer spezialisierten Personalberatung kennenlernen wollte: 

»Er durfte von der Begleitung eines Personalgesprächs bis zu Marketingaktion für einen Messeauftritt das volle Programm miterleben und auch mitgestalten. Das hat seinen Entschluss, Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Personal zu studieren, bestärkt.«

Das sei ein ebensolches Erfolgserlebnis gewesen wie die Motivation einer Frau des Jahrgangs 1949 zur Arbeit in einem Konzern, um mit ihrer langjähriger Erfahrung ein jüngeres Team erfolgreich zu unterstützen. 

Auch Elena Tomic von Ratbacher kann sich noch gut an ein bestimmtes Erfolgserlebnis erinnern. Als Personalberaterin für Österreich liegt es in ihrem Verantwortungsbereich, die Dienstleistung des Unternehmens im Nachbarland zu etablieren:

»Interkulturelle Diskrepanzen sowie gewisse Vorurteile gegenüber einer deutschen Personalberatung haben den Marktaufbau erschwert«, erzählt Tomic. Als sie aber nach einer gewissen Zeit von den lokalen ›Platzhirschen‹ als echter Wettbewerb wahrgenommen wurde, habe ihr das vor Augen geführt, dass sich kämpfen lohnt und eine qualitative Arbeit mit Erfolg einhergeht. Axel Schwartz mag nicht von dem einen Erfolgserlebnis sprechen. Für ihn ist es immer wieder ein Erfolg, wenn ein Kandidat und ein Arbeitgeber zusammenfinden und in eine gemeinsame Zukunft gehen: »Faktisch ist dies immer eine kleine Hochzeit – welcher Beruf bietet das schon?« 


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