Ziemlich Öko

Nachhaltige Bauprojekte im Porträt

Das Eigenheim ausdrucken

Nach der Vase und dem Schnitzel kommt nun das nächste Projekt aus dem 3D-Drucker gerauscht: ein ganzes Wohnhaus. In China, Russland und Italien sind diese Häuse längst keine Vision mehr. Deutschland hinkt dieser Innovation momentan noch etwas hinterher, denn die Bauvorschriften sind hierzulande sehr streng. Dass gedruckte Häuser einen nachhaltigen Wert haben, ist selbsterklärend: Es braucht keine wertvollen Rohstoffe. Ein weiterer Vorteil: Die Materialien sind so günstig, dass selbst einkommensschwache Personen sich ihr Eigenheim finanzieren können. Das amerikanische Start-up ›Icon‹ druckt Häuser für 4.000 Dollar – in nur 24 Stunden. Damit will es die weltweite Wohnraumknappheit bekämpfen und plant für dieses Jahr eine Gemeinschaft aus rund 100 Häusern für die Bewohner von El Salvador. Nachhaltig und sozial!


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Vertikaler Wald

›Bosco Verticale‹ heißen die zwei Zwillingstürme in Mailand, die nachhaltigem Bauen einen ganz neuen Sinn geben: Etwa 900 Bäume und mehr als 2.000 Pflanzen zieren die Terrassen und Balkone. Das sieht nicht nur hübsch aus, sondern dient auch als riesiger CO2-Filter. Die Vegetation verbessert außerdem das Mikroklima in den Wohnungen und mildert Lärm, Staub und Hitze. Die Hochhäuser bilden so trotz ihrer Form ein Fleckchen Natur mitten im Großsstadttrubel. Ihr Bauherr Stefano Boeri wurde im Jahr 2014 mit dem Internationalen Hochhauspreis ausgezeichnet und erhielt für seine Konstruktion schlappe 50.000 Euro.

Begrünte Gebäude

Der Klimawandel ist schon seit einiger Zeit ­eines der großen Themen der Zukunft – und so wie es aussieht, wird er uns auch noch länger beschäftigen. Dass die Entwicklung des Klimas besorgniserregend ist, ist klar. Was Architekten und Ingenieure dagegen tun können? Na, die Häuser bepflanzen! Die Begrünung sorgt dafür, dass die ganze Stadt abgekühlt wird. In wärmeren Gebieten ist diese Bauweise schon öfter ausgeübt worden – in Deutschland sind grüne Gebäude noch nicht wirklich angekommen. Fakt ist aber: Jedes Projekt, dass die Stadt mit mehr Vegetation ausstattet, trägt positiv zur Klimaentwicklung bei.

Das Haus aus Autoreifen

Das Zuhause von Michael Reynolds sieht aus wie aus einem Fantasiefilm entsprungen: Vorne ein niedriges geschwungenes Eingangstor, hintenraus bleibt es flach. Lediglich zwei kleine, etwas erhabene, spitze Dächer mit Glasfenstern ragen in die Luft. Reynolds hat das Haus selbst gebaut – aus alten Autoreifen, Glas und Lehm. Und weil das so gut geklappt hat, hat er gleich noch mehr davon errichtet. Die Häuser brauchen weder Stromnetz oder Wasserversorgung noch Heizung und Klimaanlage. Die Materialien und die Konzeption des Gebäudes machen das alles von alleine. Das Haus lässt sich von Sonne und Wind mit Energie versorgen und speichert Wärme. »Du bist vollkommen unabhängig«, sagt ­Reynolds in einem Interview mit ›Welt‹. »Das Haus kümmert sich um dich.« ­Autoreifen, die eingeschmolzen werden und deren Masse dann zum Fassadenbau verwendet wird, gibt es überall in rauen Mengen. Es werden zusätzlich zur Energie also auch noch kostbare Rohstoffe gespart.

Da steckt Bio drin

Wohnen in Harmonie mit der Natur – das verspricht das ­Biolehmhaus. Es besteht komplett aus naturreinen Roh-Baustoffen wie Lehm, Kalk, Holz und Schilf. Außerdem setzt es gezielt Synergieeffekte der Strahlungswärme, Massenspeicherung und kostenlosen Sonnenenergie ein. Die Macher des Biohauses setzen sowohl auf eine nachhaltige als auch auf eine gesundheitsförderliche Bauweise: Sie gewährleisten eine angenehme Raumatmosphäre, wollen die Bewohner vor Elektosmog schützen, eine gute Raumluftqualität und Hygiene sicherstellen und das ganze Haus recycling­fähig machen. Der Vorteil für den Verbraucher liegt aber nicht nur darin, dass seine Gesundheit geschont wird – das Haus kann außerdem in verschiedensten Ausbaustufen dem Kunden übergeben werden: als Selbstbauhaus, Ausbauhaus oder schon schlüsselfertig.

Grün im Bassin

Ein ehemaliges Wasserreservoir wird zum Park: Mario Camargo, Luis Tombé, Juan Calle und Horacio Valencia erhielten für dieses Projekt sogar den Global Holcim Award 2015. Sie funktionierten eine Anlage in Kolumbien mit zwei riesigen stillgelegten Wassertanks zu einem Park um. Der Entwurf bildete damit eine Schnittstelle von Architektur, Landschaft, Infrastruktur und Städtebau. Die stillgelegten Bassins werden heute als Erholungszone und Freiluft-Auditorium genutzt. Das Projekt verdeutlicht damit den immer steigenden Wert von Wasser als Ressource.

Selbst Energie produzieren

Keine Angst: nicht du im Hamsterrad, sondern das ­Gebäude. Bosch Thermotechnik plant das ›Energie-Plus-Haus‹ – ein Haus, das nicht nur Energie spart, ­sondern diese sogar selbst produziert. Die Sonne ist hierbei die wichtigste Quelle. Zusätzlich sollen eine ausreichende Dämmung und eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung dafür sorgen, dass weniger Energie verbraucht als produziert wird. Gespart wird also doppelt: primäre und damit endliche Rohstoffe und Geld. Denn einem geringeren Verbrauch folgt selbstverständlich eine ebenso niedrigere Kostenabrechnung.