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Tipps für effizientes Mitschreiben

Kürze = Würze. Dieser Artikel war ursprünglich fünfmal so lang.

Essenz erfassen …

Der Wissenschaftler Charles Edgar Finch führte 1939 eine Umfrage unter 2.000 Studierenden durch – zur Wahl standen 19 Studierhilfen, welche nach ihrer Effizienz bewertet werden sollten. Die meisten Stimmen erhielt das strategische Mitschreiben, so das International Journal of Instruction: »Approximately 700 students voted that learning how to make strategic notes would be most helpful in their learning and help to advance their study habbits.« Für die hilfreichen Vorlesungsnotizen müssen die Studierenden in der Lage sein, wichtiges von unwichtigem Material unterscheiden zu können. Wichtig sei, dass die Studierenden der Vorlesung aufmerksam folgen und neue Informationen mit bereits vorhandenem Wissen verknüpfen können.

Vorbereitung …

… ist die halbe Miete! Gute Notizen kannst du nur anfertigen, wenn du auch worauf schreiben kannst – egal ob analog oder digital. Wenn du frühmorgens ohne die notwendigen Hilfsmittel das Haus verlässt, wird das mit dem Mitschreiben eher schwierig werden. Klar kannst du dir schnell einen Block kaufen oder einen Stift bei Kommilitonen leihen, aber das wird auf Dauer teuer und nervt deine Mitmenschen. Wir raten: Einfach am Abend vorher einen Blick auf den Stundenplan werfen und alle benötigten Schreibutensilien für den nächsten Tag einpacken. Und für alle Turnbeutelvergesser: Besorgt euch eine zweite Federmappe oder ein weiteres Laptop-Ladekabel. Das eine Set kann dadurch immer in der Tasche und das andere auf dem heimischen Schreibtisch bleiben – so verringert sich das Vergesslichkeits-Potenzial signifikant.

Make it visual ...

Kriege und Konflikte sind in einer Geschichtsvorlesung keine Seltenheit, aber war denn jetzt das notierte Datum der Beginn der Auseinandersetzung, die Kapitulation oder irgendein wichtiges Datum in between?

Dieses Dilemma kannst du umgehen, indem du dir eine Symbolstruktur aneignest: Ein Blitz steht z. B. immer für Kriegsausbruch, die Papierrolle für den Friedensvertrag, also das Ende des Kriegs. Ein Ausrufezeichen kennzeichnet einen Lehrsatz und eine stilistische Sonne einen Exkurs. Ein großes rotes X am Rand deiner Mitschrift weißt dich daraufhin, dass hier ein Begriff unklar war und in der Nachbereitung noch nachgeschlagen werden muss. Du solltest mit Hilfe von farbigen Unterstreichungen und Symbolen auf einen Blick die Struktur deiner Mitschrift erfassen können. Zeitmanagement-Experte Dr. Martin Krengel erklärt, dass auch Einflüsse aus der Umgebung beim Erinnern helfen: »Unser Gehirn speichert gewisse Informationen automatisch – das sind wichtige Umweltreize, die uns einfach helfen bei der Erinnerung später.« Wo saß ich, wie ging es mir, was hatte ich an – diese Umweltreize könne man sich laut Experte auch für Prüfungssituationen zunutze machen – beispielsweise indem man die Probeklausur im Prüfungsraum schreibt mit den Klamotten, die man dann auch am Examenstag trägt.

Nachbereitung …

… ist das A und O. Deine Kritzeleien aus der Vorlesung bringen dir rein gar nichts, wenn du sie in der Prüfungsvorbereitung nicht mehr verstehst oder nicht mehr entziffern kannst. Gewöhne dir am besten an, die Notizen direkt nachzubereiten. Dazu gehören: Gliederung anfertigen, Unterstreichungen im Text vornehmen, Zwischenüberschriften einfügen, Symbole hinzufügen, um beispielsweise wichtige Erkenntnise zu kennzeichnen und Lücken durch Zusatzliteratur und Internetrecherche zu füllen. Kennzeichne auch unbedingt, welche Infos du vom Dozenten bekommen hast und an welcher Stelle du deine eigenen Gedanken zum Thema notiert hast. Im letzten Schritt jetzt noch die nachbereitete Mitschrift im richtigen Ordner abheften oder abspeichern – damit in der Prüfungsvorbereitung keine Zeit mit panischem Suchen verschwendet wird. Et voilà – fertig ist deine Vorlesungsmitschrift.

Data shows it all

Eine Studie des City College of New York – veröffentlicht im »International Journal of Instruction« – zeigt, dass strategisches Mitschreiben das Lernen der Studierenden und dadurch auch deren Noten, verbessert. Durchgeführt wurde die Studie »Students' Views on Strategic Note-taking and its Impact on Performance, Archievement, and Learning« unter 160 Studierenden im Wintersemester 2018/19. »When students actively listen and write down important information, it allows them to cognitively process it, which in turn allows them to better understand the information that they are learning«, so ein Studienergebnis. Das strategische Mitschreiben sei zudem förderlich für die Problemlösungskompetenz der Studis. 

Pudel.Kern?

  • Trenne Sinnvolles von Unsinnigem: Höre dem Dozenten aufmerksam zu und notiere erst am Ende eines Sinnabschnitts die Essenz des Gesagten.
  • Unbekannte Fremdwörter daheim nachschlagen!
  • Farben verwenden! Wird dein Gehirn definitiv liken.
  • Noch Fragen offen? Schau in der Sprechstunde deines Dozenten vorbei und erfrage dort die Antwort. Keine falsche Scheu!
  • Strukturen beibehalten & leserlich schreiben!
  • Abstrahiere beim Zuhören: Verwende beim Mit- schreiben deine eigenen Worte und kurze Sätze.
  • Das erfordert Übung, zahlt sich aber aus.
  • Zitatbelege und Literaturhinweise sorgfältig notieren, damit du weißt, wo du weiterführende Informationen zum Thema findest.

Multitasking versus Deep Work

Zeitmanagement-Experte Dr. Martin Krengel gibt Auskunft zum Arbeitsethos »Multitasking« und die Uni Hamburg erklärt, was unter »Deep Work« zu verstehen ist.

Nutze deine Ressourcen!

Dr. Krengel beschreibt, was beim Multitasking im Körper los ist: »Das Gehirn ist ein wahrer Energiefresser! Schon im Ruhezustand verbraucht das Gehirn 20 Prozent der Körperenergie, unter Volllast (z. B. während anstrengender Denkaufgaben) sind es bis zu 50 Prozent.« Gerade das Hin und Her zwischen verschiedenen Aufgaben – wie es das Multitasking erfordert – verbrauche sehr viel Energie, da verschiedene neuronale Netze angesprochen werden. Für die notwendige Konzentration in der Prüfungsvorbereitung gibt der Experte deshalb folgenden Tipp: »Wer geistig einschalten will, muss externe Reize abschalten.« Im Klartext heißt dies Handy ausschalten, einen ruhigen Lernraum suchen, das Notebook wenn möglich auf Flugmodus stellen und störende Kommilitonen meiden. Die gute Nachricht des Zeitmanagement-Experten: »Konzentration ist wie ein Muskel und kann trainiert werden.« Bei Überbelastung erschlaffe der Konzentrationsmuskel jedoch ziemlich schnell.

Was heißt das für die Prüfungsvorbereitung?

»Kurze Ablenkungen wie der Klick auf einen spannenden Link oder eine kurze Diskussion mit Kollegen sind ungefährlich. Sobald man aber 17 Websites anschaut, während man bei WhatsApp chattet und gleichzeitig mit Kollegen über den letzten Tatort diskutiert, ist man entweder genial oder – realistischer gesehen – ziemlich unproduktiv«, folgert der Experte Krengel.

Wie funktioniert hingegen »Deep Work«?

Mit Hilfe dieser Strategie sollen anspruchsvolle Aufgaben möglichst ohne Ablenkungen von innen und außen erledigt werden. »Das Gegenteil ist die sogenannte ›Shallow Work‹-Strategie. Damit sind Arbeitsvorgänge gemeint, die nicht deine volle Konzentration erfordern wie z. B. den Schreibtisch aufräumen, Online-Shopping, eine Recherche oder das Layouten einer Präsentation«, erklärt die Uni Hamburg in ihrem Blog. Eine langfristige »Deep Work«-Strategie stärkt das konzentrierte und fokussierte Arbeiten – dazu benötigt es vier grundlegende Schritte: Die Arbeit im eigenen Biorhythmus, die Steigerung der Konzentrationsfähigkeit, die Minimierung von Ablenkungen und die Entwicklung einer »Deep Work«-Routine. Mehr Infos gibt es unter www.sumo.blogs.uni-hamburg.com.


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