Geldmünzenstapel auf Tisch im Vordergrund.
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Geldwerter Vorteil statt Gehaltserhöhung – wo liegen die Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?

Mit einer Preissteigerungsrate von 7,4 Prozent im April 2022 hat die Inflation in Deutschland den höchsten Stand seit 40 Jahren erreicht. Ohne Gehaltserhöhung kommt es effektiv zu einer Kürzung deines Lohns und am Ende bleibt dir deutlich weniger Geld. Als Alternative zu einer Gehaltserhöhung bieten sich aber auch geldwerte Vorteile an, die durch Steuerfreiheit oder Steuervergünstigungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber finanziell rentabel sind. Welche Kategorien sich bei geldwerten Vorteilen anbieten und auf welche Freibeträge du achten musst, erfährst du hier.

Was zählt als geldwerter Vorteil?

Bei einem geldwerten Vorteil erhält der Arbeitnehmer eine Sachzuwendung, die im Gegensatz zu Geldgeschenken nicht als Barlohn voll besteuert wird. Zu steuerfreien oder steuerbegünstigten Sachzuwendungen zählen unter anderem Gutscheine, Personalrabatte, Firmenwagen oder IT-Ausstattung. Der geldwerte Vorteil besteht darin, dass der Mitarbeiter den Betrag, der eigentlich für die Leistung aufgewendet werden müsste, spart.

Damit die Sachzuwendungen nicht einfach einen Teil des Gehalts ersetzen und Abgaben oder Steuern hinterzogen werden, hat der Staat klare Freibeträge und Grenzen für den geldwerten Vorteil angesetzt. Werden bestimmte Beträge überschritten, entfällt in vielen Bereichen die Abgabenfreiheit und die Sachzuwendungen müssen versteuert werden. Deshalb solltest du dich im Voraus genau informieren bzw. vom Arbeitgeber aufklären lassen, welche geldwerten Vorteile statt einer Gehaltserhöhung finanziell lohnend sind.

Worin unterscheidet sich ein geldwerter Vorteil von einer Gehaltserhöhung?

Mehr Netto vom Brutto für Arbeitnehmer

Die Entscheidung für den geldwerten Vorteil anstatt für eine Gehaltserhöhung lohnt sich für Arbeitnehmer besonders, wenn die Zuwendungen des Arbeitgebers steuerfrei sind. Dadurch musst du keine Abgaben oder Steuern zahlen und der Nettogewinn ist höher als bei einer Erhöhung deines Gehalts. Neben steuerfreien Vorteilen kannst du dich auch für steuerbegünstigte Sachzuwendungen entscheiden, falls diese vom Unternehmen angeboten werden. Lohnend ist der geldwerte Vorteil durch den Wegfall von Steuern vor allem für Gutverdiener, die aktuell einen Spitzensteuersatz von 42 Prozent bzw. einen Reichensteuersatz von 45 Prozent zahlen müssen. Kommt die Steuererhöhung für Spitzenverdiener auf 57 Prozent, lässt sich mit den Sachzuwendungen noch mehr Geld im Vergleich zur Gehaltserhöhung sparen.

Weniger Kosten und Mitarbeiteranreize für Arbeitgeber

Von geldwerten Vorteilen profitieren jedoch nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Arbeitgeber können die Kosten für Beschäftigte senken. Im Zuge einer Gehaltserhöhung steigen neben dem höheren Lohn auch die Sozialabgaben für die Mitarbeiter. Bei den geldwerten Vorteilen gibt es hingegen vielfach Freibeträge, durch die keine weiteren Kosten für die Firma entstehen.

Nicht nur durch die geringeren Kosten können sich Sachzuwendungen für Unternehmen lohnen, sondern auch die Attraktivität am Arbeitsmarkt wird gestärkt. So muss gerade der Mittelstand gegen Klischees kämpfen und hat es nicht leicht im Konkurrenzkampf mit großen Firmen. Durch geldwerte Vorteile wie Arbeitgeberdarlehen, Mitarbeiterrabatte oder dem Bereitstellen von IT-Ausstattung können kleiner und mittlere Unternehmen hingegen mit klaren Unterscheidungsmerkmalen punkten.

Mögliche Nachteile bei Sozialversicherungsleistungen

Nachteile können für den Arbeitnehmer bei Sozialleistungen entstehen, wenn er sich für einen geldwerten Vorteil statt für eine Gehaltserhöhung entscheidet. Falls Sachzuwendungen zu versteuern sind, werden die Beträge durch den Arbeitgeber berücksichtigt und auf die Rentenversicherung oder das Arbeitslosengeld angerechnet. Ist der geldwerte Vorteil hingegen steuerfrei, fallen keine Abgaben an und es erfolgt keine Anrechnung auf Rente oder Arbeitslosengeld. Je nach Umfang der Sachzuwendungen durch den Arbeitgeber kann sich dies am Ende bemerkbar machen. Denke deshalb daran, niedrigere Sozialleistungen in der Zukunft ebenfalls bei der Entscheidung zwischen geldwertem Vorteil und Gehaltserhöhung zu berücksichtigen.

Wie hoch ist der Freibetrag für den geldwerten Vorteil?

Die Freibeträge für den geldwerten Vorteil unterscheiden sich je nach Art der Sachzuwendungen, die vom Arbeitgeber angeboten werden. Bei Wertgutscheinen, die vom Unternehmen ausgegeben werden, liegt die monatliche Grenze für die Steuerfreiheit bei 50 Euro. Für Mitarbeiterrabatte hat der Gesetzgeber wiederum einen jährlichen Freibetrag von 1.080 Euro festgelegt. Private Fahrten mit dem Firmenwagen sind hingegen immer zu versteuern. Wie hoch die genauen Grenzen sind, ist deshalb vom geldwerten Vorteil abhängig, den die Beschäftigten erhalten.

Welche geldwerten Vorteile werden von Arbeitgebern angeboten?

Wertgutscheine mit bis zu 50 Euro im Monat

Am häufigsten werden von Unternehmen wahrscheinlich Wertgutscheine als geldwerte Vorteile ausgegeben. Bis zu 50 Euro je Mitarbeiter müssen im Monat nicht versteuert werden und bleiben beitragsfrei. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Gutscheinkarten strenge Anforderungen erfüllen müssen, um vom Finanzamt als steuerfrei eingestuft zu werden. Dazu hat das Bundesministerium der Finanzen (BMF) im Schreiben vom 13. April 2021 festgelegt, dass Gutscheine für Sachbezüge die Anforderungen von § 2 Abs. 1 Nr. 10 Zahlungsdiensteaufsichtsgesetzes (ZAG) erfüllen müssen.

Arbeitgeberdarlehen mit günstigen Zinsen

Für Unternehmen bieten sich Arbeitgeberdarlehen an, um eine engere Bindung zu den Beschäftigten zu erreichen. Ein Wechsel zu einer anderen Firma wird dadurch unwahrscheinlicher und beide Seiten profitieren von den Krediten an die Arbeitnehmer. Vor allem bei Kleindarlehen ergeben sich große Vorteile, denn bis zu einer Summe von 2.600 Euro müssen auf gesparte Zinsen keine Steuern und Abgaben gezahlt werden. Bei diesem geldwerten Vorteil ist unter anderem auf den Zinssatz und die genaue Ersparnis zu achten, damit der Kredit noch unter die Steuerfreiheit fällt.

Firmenwagen vom Unternehmen gestellt

Zu den bekanntesten geldwerten Vorteilen gehört auch die Bereitstellung eines Firmenwagens durch den Arbeitgeber. Dadurch benötigst du unter Umständen kein privates Fahrzeug und sparst erhebliche Kosten. Zu beachten ist allerdings, dass private Fahrten als geldwerter Vorteil gelten und versteuert werden müssen. Dazu kannst du dich entweder für die Pauschalregelung mit monatlich 1 Prozent des Bruttolistenpreises oder für das Festhalten der privaten Nutzung in einem Fahrtenbuch entscheiden. Noch günstiger ist die Pauschalisierungsregel für Elektroautos, die mit einem Preis von unter 60.000 Euro mit 0,25 Prozent bzw. bei einem Preis von über 60.000 Euro mit 0,5 Prozent des Bruttolistenpreises zu versteuern sind.

Computer, Laptop und Co. für Mitarbeiter ausgeben

Bereits in der Vergangenheit profitierten Beschäftigte von geldwerten Vorteilen bei der IT-Ausstattung und durften zum Beispiel einen Firmenlaptop auch zu Hause nutzen. Durch die vermehrte Arbeit im Homeoffice seit der Corona-Krise ergeben sich nun weitere Möglichkeiten und leistungsstarke Desktop-Computer, detailreiche Monitore, höhenverstellbare Schreibtische oder ergonomische Bürostühle können über das Unternehmen bezogen werden. Bleibt die IT-Ausstattung Eigentum des Arbeitgebers, besteht auch bei privater Nutzung eine Steuerfreiheit des Arbeitnehmers.

Personalrabatte für Produkte des Unternehmens

Sehr beliebt für geldwerte Vorteile sind außerdem Mitarbeiterrabatte, bei denen Beschäftigte Waren oder Dienstleistungen vergünstigt erhalten. Wichtig ist hierbei, dass die Produkte selbst vom Unternehmen vertrieben und auch an Dritte verkauft werden. Für das Essen des Küchenpersonals im Restaurant oder dem Beziehen von Benzin als Beschäftigter der Tankstelle gilt ein jährlicher Freibetrag von 1.080 Euro. Zusätzlich darf ein pauschaler Bewertungsabschlag von 4 Prozent vom Endpreis für Endverbraucher abgezogen werden. Wird durch die Sachzuwendungen der Freibetrag überschritten, muss die restliche Summe versteuert werden.

Welche Option eignet sich besser für Berufseinsteiger?

Für Berufseinsteiger wird manchmal zur Gehaltserhöhung geraten, um bei einem Unternehmenswechsel höhere Gehaltssprünge zu ermöglichen. Doch es spricht nichts dagegen, den geldwerten Vorteil einfach bei der Angabe deines Wunschgehalts in Vorstellungsgesprächen zu berücksichtigen. Denn Zugriff auf dein altes Gehalt hat der zukünftige Arbeitgeber natürlich nicht und für dich ergeben sich durch die Sachzuwendungen keine Nachteile.

Wenn du als Berufseinsteiger die Wahl zwischen einem geldwerten Vorteil oder einer Gehaltserhöhung hast, solltest du vor allem genau ausrechnen, welche Option für dich sinnvoller ist. Dazu ist der zusätzliche Nettolohn mit den Ersparnissen durch den geldwerten Vorteil zu vergleichen. Empfehlenswert kann vor allem die Kombination mehrerer geldwerter Vorteile sein, um die unterschiedlichen Freigrenzen auszureizen. Selbst bei einem Einkommen mit niedrigem Einkommensteuersatz ergibt sich fast immer ein finanzielles Plus. Dennoch hängt es vom Einzelfall ab, ob ein geldwerter Vorteil oder eine Gehaltserhöhung die bessere Option ist.

 

Erstellt von unserem externen Mitarbeiter Marvin Huggel


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