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Nur Regale einräumen?!

Überstunden, IT-Kenntnisse und Führungspositionen: Katharina Weinert vom Handelsverband Deutschland räumt mit Klischees zur Karriere im Handel auf.

Noch nie im Supermarkt als Nebenjob Regale eingeräumt? Dann bist du bei Bewerbungen raus.

»Praxiserfahrung ist immer ein Vorteil, aber kein ›Muss‹. Für die Handelsunternehmen ist aber durchaus wichtig, wenn Mitarbeiter*innen die Verkaufsfläche und die Kundenwünsche kennen. Hochschulabsolvent*innen müssen also ihre gelernten, theoretischen Inhalte schnell in die Praxis umsetzen können. Im Handel muss man – selbstverständlich je nach Einsatzbereich – auch in der Praxis zupacken können. Dazu kommt ein aufgeschlossenes Auftreten, Kommunikationsfähigkeit sowie Freude am zwischenmenschlichen Umgang mit Kund*innen und Kolleg*innen.«

Der Einstieg in den Online-Handel ist die zukunftssicherste Perspektive.

»Der stationäre Einzelhandel wird von den Kund*innen weiterhin gewünscht und für attraktiv befunden. Da der Online- Handel seit den letzten Jahren wächst, verfolgen viele Handelsunternehmen Multichannel oder Omnichannel, verkaufen also im Geschäft und online. Deshalb wurde beispielsweise auch der neue Ausbildungsberuf Kaufmann bzw. Kauffrau im E-Commerce und die berufliche Fortbildung zum Fachwirt oder zur Fachwirtin im E-Commerce geschaffen. Auch die Ausbildung zum Kaufmann bzw. zur Kauffrau im Einzelhandel hat im Rahmen eines Modernisierungsprozesses die Wahlqualifikation Online-Handel erhalten.«

Schuften ohne Ende: Überstanden und Handel gehören zusammen.

»Das stimmt nicht. Wenn mal Überstunden anfallen, werden sie vergütet oder durch Freizeit ausgeglichen. Die längeren Öffnungszeiten führen nicht zu längeren Arbeitszeiten für die einzelnen Arbeitnehmer*innen. Die Unternehmen organisieren lange Öffnungszeiten beispielsweise über Schichtsysteme.«

Heute braucht man doch für alle Jobs Kenntnisse in der Informatik. Der Handel ist da bestimmt keine Ausnahme, oder?

»Der Handel befindet sich im stetigen Wandel. Digitalisierungsprozesse gehören dazu. Für diese suchen auch die Handelsunternehmen IT-Expert*innen. Aber nicht jeder Mitarbeiter bzw. jede Mitarbeiterin muss IT-Kenntnisse haben. Die Unternehmen bilden ihre Mitarbeiter *innen bei der Einführung von z. B. neuem Warenflussmanagement, Bezahlmethoden und Tools für die Kundenberatung weiter.«

Der Chefsessel gehört den Männern!

»Frauen in Führungspositionen? Im Einzelhandel die Regel! 38 Prozent der Führungskräfte auf der ersten Führungsebene sind im Einzelhandel weiblich, auf der zweiten Führungsebene sind es sogar 65 Prozent: deutlich über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt von 40 Prozent.«

Ohne Duales Studium kann ich den Einstieg in den Handel vergessen.

»Handels-Ziele sind klar vorgegeben: Zufriedene Kund*innen und Gewinn erwirtschaften. Um das zu erreichen, werden im Handel viele betriebswirtschaftliche Prozesse angestoßen und ganz unterschiedliche Fachkräfte benötigt. Im Einzelhandel dominiert die ›Karriere mit Lehre‹. Über 80 Prozent der Führungskräfte haben mit einer Ausbildung begonnen. Die Karriere kann also durchaus mit einer zweioder dreijährigen Ausbildung starten. Ein Abiturientenprogramm des Handels – ein dreijähriges Qualifikationsprogramm aus Aus- und Fortbildung, optional mit Ausbilderschein – starten. Der Einstieg kann aber auch über ein Duales Studium gelingen, welches ebenso wie die Abiturient*innenprogramme besonders anspruchsvoll ist, weil es Theorie und Praxis miteinander verzahnt. Darüber hinaus werden auch Akademiker*innen gesucht, beispielsweise Absolvent*innen eines klassischen BWL-Studiums mit handelsspezifischer Vertiefung als auch ein Handelsmanagement- oder Logistikstudium. Gesucht werden u. a. Jurist*innen, Architekt*innen, Wirtschaftspsycholog*innen sowie Marketing- und IT-Expert*innen.«


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