Tätowierte Frau macht Steuern am Esstisch.
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Steuerliche Regelungen bei Selbständigkeit: Was es zu beachten gibt

Denkst du darüber nach, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen? Wenn ja, ist es wichtig zu verstehen, wie die Steuervorschriften funktionieren.

Selbständige sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Steuern selbst zu zahlen und müssen alle relevanten Regeln und Verfahren kennen. Dazu gehören die Abgabe von Steuererklärungen, geschätzte Zahlungen, das Verständnis von Abzügen und vieles mehr. Wenn du dich über die Steuerpolitik informierst, kannst du sicherstellen, dass du deinen Verpflichtungen als Selbstständige/r nachkommst. Deshalb werden wir in diesem Artikel einige wichtige Überlegungen zu den Steuervorschriften für Selbstständige anstellen.

Einkommensteuer

Die Einkommensteuer ist eine der wichtigsten Steuern, die Selbstständige beachten müssen. Sie wird auf das Einkommen aus der selbstständigen Tätigkeit erhoben.

 

Einkommensarten und Steuersätze

Für Selbstständige sind die relevanten Einkommensarten in der Regel Einkünfte aus Gewerbebetrieb oder aus freiberuflicher Tätigkeit. Die Steuersätze variieren je nach Höhe des zu versteuernden Einkommens und sind progressiv gestaltet. Das bedeutet, dass der Steuersatz mit steigendem Einkommen zunimmt. Der Steuersatz beginnt bei 0 % für Einkommen unterhalb des Grundfreibetrags und kann bis zu 45 % für sehr hohe Einkommen betragen.

 

Freibeträge und Abzüge

  • Grundfreibetrag: Jeder Steuerpflichtige hat Anspruch auf einen Grundfreibetrag, bis zu dem das Einkommen steuerfrei ist. Dieser Betrag wird regelmäßig angepasst und soll das Existenzminimum sichern.
  • Betriebsausgaben: Selbstständige können ihre Betriebsausgaben, wie beispielsweise Miete, Materialkosten oder Fahrtkosten, von ihrem Einkommen abziehen. Dadurch reduziert sich die Bemessungsgrundlage für die Einkommensteuer.
  • Sonderausgaben und außergewöhnliche Belastungen: Bestimmte private Ausgaben, wie Versicherungsbeiträge oder Spenden, können als Sonderausgaben oder außergewöhnliche Belastungen steuerlich geltend gemacht werden.

Durch die Kenntnis der verschiedenen Einkommensarten, Steuersätze und Abzugsmöglichkeiten können Selbstständige ihre Einkommensteuerlast besser einschätzen und optimieren.

 

Umsatzsteuer

Die Umsatzsteuer, auch Mehrwertsteuer genannt, ist eine indirekte Steuer, die auf den Verkauf von Waren und Dienstleistungen erhoben wird. Selbstständige müssen bestimmte Regelungen im Zusammenhang mit der Umsatzsteuer beachten. Mit einem Mehrwertsteuer-Rechner können Unternehmen oder Gewerbetreibende ganz einfach und regelkonform 19 % Mehrwertsteuer, sowie die jeweiligen Netto- und Bruttobeträge berechnen.

 

Regelbesteuerung und Kleinunternehmerregelung

  • Regelbesteuerung: Unternehmer, die nicht unter die Kleinunternehmerregelung fallen, müssen auf ihren Rechnungen die gesetzliche Umsatzsteuer ausweisen und an das Finanzamt abführen.
  • Kleinunternehmerregelung: Für Kleinunternehmer, deren Umsatz im vorangegangenen Kalenderjahr einen bestimmten Betrag (in Deutschland z.B. 22.000 Euro) nicht überschritten hat und im laufenden Jahr voraussichtlich 50.000 Euro nicht überschreiten wird, gibt es die Möglichkeit, von der Umsatzsteuer befreit zu sein. In diesem Fall dürfen sie keine Umsatzsteuer in ihren Rechnungen ausweisen.

 

Vorsteuerabzug und Umsatzsteuervoranmeldung

  • Vorsteuerabzug: Selbstständige, die der Regelbesteuerung unterliegen, können die gezahlte Umsatzsteuer auf Einkäufe und Dienstleistungen als Vorsteuer geltend machen und diese mit der abzuführenden Umsatzsteuer verrechnen.
  • Umsatzsteuervoranmeldung: Unternehmer, die zur Regelbesteuerung verpflichtet sind, müssen in der Regel monatlich oder vierteljährlich eine Umsatzsteuervoranmeldung beim Finanzamt einreichen. Dabei wird die Differenz zwischen eingenommener und gezahlter Umsatzsteuer ermittelt und entsprechend an das Finanzamt abgeführt oder erstattet.

Die Beachtung der Umsatzsteuerregelungen ist für Selbstständige wichtig, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen und mögliche steuerliche Vorteile zu nutzen.

 

Gewerbesteuer

Die Gewerbesteuer ist eine wichtige Steuer für Selbstständige, die einen Gewerbebetrieb führen. Sie wird auf den Gewerbeertrag des Unternehmens erhoben und ist eine der Haupteinnahmequellen für Kommunen in Deutschland.

 

Bemessungsgrundlage und Freibeträge

  • Bemessungsgrundlage: Die Bemessungsgrundlage für die Gewerbesteuer ist der Gewerbeertrag, der aus dem steuerlichen Gewinn des Unternehmens ermittelt und um bestimmte Hinzurechnungen und Kürzungen angepasst wird.
  • Freibeträge: Für Einzelunternehmer und Personengesellschaften gilt ein Gewerbesteuerfreibetrag, bis zu dem keine Gewerbesteuer anfällt (in Deutschland z.B. 24.500 Euro). Übersteigt der Gewerbeertrag diesen Betrag, wird die Gewerbesteuer fällig.

 

Gewerbesteuerhebesätze und Anrechnung auf Einkommensteuer

  • Gewerbesteuerhebesätze: Der Gewerbesteuerhebesatz variiert je nach Gemeinde und wird auf den Gewerbesteuermessbetrag angewendet, um die tatsächlich zu zahlende Gewerbesteuer zu berechnen.
  • Anrechnung auf Einkommensteuer: Um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden, wird ein Teil der gezahlten Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer angerechnet. In Deutschland erfolgt dies über den sogenannten Anrechnungsfreibetrag.

Die Kenntnis der Gewerbesteuerregelungen ist für Selbstständige wichtig, um ihre steuerliche Belastung korrekt zu berechnen und die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen.

 

Sozialversicherung

Die Sozialversicherung ist ein wichtiger Aspekt für Selbstständige, da sie den Schutz in verschiedenen Lebensbereichen wie Alter, Krankheit und Pflegebedürftigkeit gewährleistet. Selbstständige müssen ihre eigene Absicherung in diesen Bereichen organisieren.

 

Gesetzliche Rentenversicherung

  • Pflichtversicherung: Bestimmte Selbstständige, z.B. Handwerker oder freiberufliche Lehrer, sind in Deutschland pflichtversichert in der gesetzlichen Rentenversicherung. Sie zahlen regelmäßig Beiträge, die auf ihrem Einkommen basieren.
  • Freiwillige Versicherung: Andere Selbstständige können sich freiwillig in der gesetzlichen Rentenversicherung versichern oder alternativ eine private Altersvorsorge abschließen, um für das Alter abgesichert zu sein.

 

Kranken- und Pflegeversicherung

  • Gesetzliche Krankenversicherung: Selbstständige können sich freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichern. Die Beitragshöhe richtet sich nach ihrem Einkommen und umfasst auch die Pflegeversicherung.
  • Private Krankenversicherung: Alternativ können Selbstständige eine private Kranken- und Pflegeversicherung abschließen. Hierbei können individuelle Tarife und Leistungspakete gewählt werden, wobei die Beiträge von Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand und gewünschten Leistungen abhängen.

Die Wahl der passenden Sozialversicherungsoptionen ist für Selbstständige entscheidend, um im Alter und bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit abgesichert zu sein.

 

Buchführung und Bilanzierung

Buchführung ist die systematische Erfassung aller Geschäftsvorfälle eines Unternehmens. Sie dient der Transparenz und Kontrolle der Finanzen. Bilanzierung ist die Zusammenfassung dieser Vorgänge in einer Bilanz, welche Vermögen und Schulden des Unternehmens zum Stichtag darstellt.

 

Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) vs. Bilanzierung

Die EÜR ist eine vereinfachte Methode zur Ermittlung des Gewinns, bei der nur Einnahmen und Ausgaben erfasst werden. Sie ist für kleinere Unternehmen und Freiberufler geeignet. Bei der Bilanzierung hingegen werden alle Geschäftsvorfälle umfassend erfasst und in einer Bilanz sowie einer Gewinn- und Verlustrechnung dargestellt. Dies ist für größere Unternehmen verpflichtend.

 

Aufbewahrungsfristen und Belegpflicht

Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, ihre Geschäftsunterlagen und Belege für einen bestimmten Zeitraum aufzubewahren. Die Aufbewahrungsfristen betragen in der Regel 6 oder 10 Jahre, abhängig von der Art der Unterlagen. Die Belegpflicht besagt, dass für jeden Geschäftsvorfall ein Nachweis (z.B. Rechnung, Quittung) vorhanden sein muss, um die Richtigkeit der Buchführung zu gewährleisten.

 

Steuerberater und Finanzamt

Ein Steuerberater ist ein Experte für Steuerangelegenheiten, der Unternehmen und Privatpersonen bei der Erstellung von Steuererklärungen und der Optimierung ihrer steuerlichen Situation unterstützt. Das Finanzamt ist die staatliche Behörde, die für die Verwaltung von Steuern und Abgaben zuständig ist.

 

Vorteile der Zusammenarbeit mit einem Steuerberater

Die Zusammenarbeit mit einem Steuerberater bietet viele Vorteile, wie zum Beispiel:

  • Fachwissen und Erfahrung in Steuerangelegenheiten
  • Zeitersparnis bei der Erstellung von Steuererklärungen
  • Optimierung der steuerlichen Situation und Minimierung der Steuerlast
  • Vertretung gegenüber dem Finanzamt und Unterstützung bei Betriebsprüfungen

 

 

Kommunikation und Fristen mit dem Finanzamt

Die Kommunikation mit dem Finanzamt ist wichtig, um Fristen einzuhalten und eventuelle Missverständnisse zu klären. Steuererklärungen müssen in der Regel jährlich abgegeben werden, wobei es unterschiedliche Fristen für Privatpersonen und Unternehmen gibt. Bei Fragen oder Unklarheiten ist es ratsam, frühzeitig Kontakt zum Finanzamt aufzunehmen, um mögliche Probleme zu vermeiden. Ein Steuerberater kann hierbei wertvolle Unterstützung leisten.

 

 

 

Erstellt von unserem externen Mitarbeiter Marvin Huggel


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